Nachruf auf Heinrich Egon Weber
27.03.1932–02.05.2020

Am 02. Mai 2020 verstarb leider unser langjähriger Freund Heinrich. Er gehörte zu den umtriebigsten Botanikern im Nordwesten Deutschlands. Einer seiner Schwerpunkte waren die Brombeeren. Auf diesem Gebiet war er ein herausragender Experte, der die Neuordnung der Gattung Rubus L. mit der langjährigen Erarbeitung einer Monographie vorantrieb. Auch die Flora Nordwestdeutschlands gehörte zu seinen Forschungsgebieten, in denen er sich mit der Vegetationskunde der Moore und Strauchgesellschaften beschäftigte. Viele wichtige Publikationen auf diesem Gebiet entstammen seiner Feder.

Zudem war er ein hochgebildeter Experte der Taxonomie und wirkte am Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur (ICBN) mit, wo er beratend, konstituierend und publizierend seine Spuren hinterließ. Bei kniffligen Fragen zur botanischen Nomenklatur konnte man ihn jederzeit fragen. Bereitwillig gab er guten Rat und teilte sein Wissen mit Freude - ein offenherziger und zu jeder Zeit freundlicher Lehrer, dem wir vieles an Kenntnissen über Pflanzen zu verdanken haben.

Heinrich lernten wir 2006 kennen, im Zusammenhang mit Pflanzen. Er bot aktiv seine Hilfe beim Redigieren des Hortus Exoticus an, wo er fortan unersetzliche Arbeit leistete. Im Hintergrund hatte er immer ein waches Auge darauf, wenn botanische und auch linguistische Probleme auftauchten. Alle verzwickten Sachverhalte löste er mit spielerischer Leichtigkeit.

Viele Jahre war er im Bereich der exotischen Pflanzen aktiv. Auf seiner eigenen Scholle testete er mit Begeisterung den Anbau ungewöhnlicher Pflanzen. In der virtuellen und realen Community der Exotenwelt war er immer wieder anzutreffen und bis ins hohe Alter hinein unternahm er botanische Reisen oder man besuchte sich gegenseitig, um sich über Neuerungen, ungewöhnliche Funde oder neue Ergebnisse bei der Kultur seltener Pflanzen auszutauschen.

Im Laufe der Jahre kamen auf diese Weise viele hochinteressante Beiträge zusammen, mit denen er sich an den regen Diskussionen über die Kultur von Pflanzen und über Botanik beteiligte. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir seine Bemerkung zum Anbau der Jubaea chilensis in Mitteleuropa:

"Nach allem was ich bisher an grausamem Schicksal der Jubaeae in Mitteleuropa gesehen habe, werde ich diese Art ebenso wie Ananas behandeln: Keinerlei Anbauversuche unterhalb Zone 9. Hat wirklich jemand noch Freude daran, eine so wunderschöne Pflanze an der Grenze zum Exitus zu quälen?"

Ein Satz der alles widerspiegelt, was Heinrich verkörperte: Sprachwitz, Curiositas, Ästhetik der Botanik, Sensibilität, Realismus, Freude am Facettenreichtum des Pflanzenreiches.

Wir werden ihn vermissen.
Michael Lorek

Herbst 2019 an seinem Haus, Photo J. Wallis