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Adiantum capillus-veneris L.
Frauenhaarfarn, Venusfarn, Polypodiaceae - Tüpfelfarngewächse
                               auch: Pteridaceae - Saumfarngewächse
10–60 cm, meist immergrün, mehrjährig

Der Frauenhaarfarn ist ein weltweit in tropischen bis warm gemäßigten Zonen verbreiteter Farn. In Europa findet er sich hauptsächlich im Mittelmeergebiet, tritt aber noch vereinzelt in den wintermilden Regionen Südenglands auf. Die Pflanzen wachsen bevorzugt an feuchten, schattigen bis halbschattigen, kalkreichen Standorten auf Felsen, an Wasserfällen, Quellfluren, Schuttfächern oder in feuchten Mauerfugen. Gelegentlich finden sich auch Standorte in Trockenmauern oder älteren Gebäuden. Die Wedelspreite der Pflanzen ist eiförmig-länglich im Umriss, 2–4-fach gefiedert mit leuchtend hellgrünen Abschnitten, die zum Grunde hin keilförmig verschmälert und am oberen Rand unregelmäßig eingeschnitten sind. Die Wedelachse ist mindestens im Ansatz, meist aber gänzlich schwarz, dünn und leicht zerbrechlich. Die Sori stehen meist länglich, randnah an den umgeschlagenen Randlappen.

In Europa ist Adiantum capillus-veneris der einzige Vertreter der etwa 200 Arten umfassenden Gattung Adiantum L. Bereits in der Antike wurde der Farn aufgrund des zarten Wedelbaus mit Frauenhaar oder dem Haar der Venus verglichen. Besonders aus letzterem Konnex ergab sich die Nutzung als Mittel gegen Haarausfall; aber auch als wassertreibendes Mittel wurde die Art verwendet.


Abb. 1 Adiantum capillus-veneris an einem schattigen, feuchten Standort in einer Felswand an den Kravice-Wasserfällen, Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 44 m, 43° 09' 22 N, 17° 36' 31 O
Abb. 2 Unterseite eines Wedels von Adiantum capillus-veneris mit den streifenförmigen, randnahen, unreifen Sori, Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 12.10.2015, 23 m, 42° 39' 24 N, 18° 03' 57 O
Abb. 3 Kolonie des Adiantum capillus-veneris in einer Trockenmauer des Hotels More auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 12.10.2015, 23 m, 42° 39' 24 N, 18° 03' 57 O
Abb. 4 Kolonie des Adiantum capillus-veneris in einer Trockenmauer des Hotels More auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 12.10.2015, 23 m, 42° 39' 24 N, 18° 03' 57 O
Abb. 5 Adiantum capillus-veneris an einem schattigen, feuchten Standort einer Quellflur an den Kravice-Wasserfällen, Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 46 m, 43° 09' 25 N, 17° 36' 31 O
Abb. 6 Massenbestand des Adiantum capillus-veneris an den Kravice-Wasserfällen, Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 44 m, 43° 09' 22 N, 17° 36' 31 O
Abb. 7 Individienreiche Kolonie des Adiantum capillus-veneris in einer Quellflur an den Kravice-Wasserfällen, Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 44 m, 43° 09' 22 N, 17° 36' 31 O
Abb. 8 Reife, braune Sporangien auf der Wedelunterseite des Adiantum capillus-veneris, Kravice-Wasserfälle, Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 44 m, 43° 09' 22 N, 17° 36' 31 O
Abb. 9 Selbst an Orten ohne Sonnenlicht, mit dem Restlicht einer Neonröhre kann Adiantum capillus-veneris gedeihen, wie hier fast 6 m unter der Erde in den Katakomben der Basilica di San Clemente al Laterano in Rom, 17.04.2017


Der Gattungsname Adiantum war schon vorlinnäisch in der Antike gebräuchlich, lat. "adiantum" (= Frauenhaarfarn) und leitet sich ursprünglich von gr. "diainein" (= benetzen) ab; das beschreibt mit dem verneinenden Präfix "a-" die wasserabweisende Eigenschaft der an Feuchtstandorten wachsenden Pflanzen. Das Epitheton capillus-veneris stammt von lat. "capillus" (= Haar-) zu "Venushaar" und referiert auf die Schönheit der schwarzen, zarten Wedelachse verglichen mit den Haaren der Venus.

Der Frauenhaarfarn ist nur wenig frosthart und wird weitestgehend als Zimmerpflanze in Mitteleuropa gehalten. Beim Auspflanzen wäre ein warmer, geschützter Standort, nicht zu trocken und halbschattig empfehlenswert. Kalk- oder basenhaltige Bedingungen sind ideal. Im Winter dürfte eine Mullauflage, Reisig oder Frostschutzvlies hilfreich sein.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Schönfelder, I. & Schönfelder, P. 2002: Kosmos Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. – Kosmos-Verlag, Stuttgart, 303 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Adiantum capillus-veneris. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/adiantum-capillus-veneris.html am Tg.Mo.Jahr.