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Aristolochia clematitis L.
  synonym: Aristolochia tenuis Houtt.
Osterluzei, Aristolochiaceae - Osterluzeigewächse
Frühlingblüher, V–VI, 30–70 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Die Osterluzei tritt in Mitteleuropa überwiegend zerstreut auf, im Norden eher selten. Ursprünglich stammt sie aus dem südeuropäischen Raum und ist schon seit dem Altertum in Mitteleuropa eingebürgert (Archäophyt), wahrscheinlich als Kulturfolger mit den Arzneigärten und dem Weinbau. Bevorzugt siedeln die Pflanzen in Weinbergen, Hochstaudenfluren, Strauchgesellschaften, Waldsäumen und Ruderalstandorten wie Böschungen oder Mauern, gerne auf basenreichen Böden.

Die Pflanzen wachsen aufrecht mit unverzweigten Stängeln aus einem kurz kriechenden Rhizom. Die Laubblätter sind tief herz- bis nierenförmig, kahl, 5–9 cm lang und 3–8 cm breit. Die Blüten sind schwefelgelb und achselständig zu 2–8. Es handelt sich um Kesselfallenblüten, die Insekten durch nach unten gerichtete Haare darin hindern, die Blütenröhre zu verlassen. Nach erfolgter Bestäubung erschlaffen die Haare und lassen die mit Pollen beladenen Insekten wieder frei. Später bilden sich hängende, grüne, birnen- bis kugelförmige Kapselfrüchte.


Abb. 1 Blüte der Aristolochia clematitis in einer Hochstaudenflur auf der Büdericher Insel, Wesel, 30.06.2020, 24 m, 51° 38' 39 N, 06° 36' 39 O
Abb. 2 Aufrechte, blühende Sprossachsen der Aristolochia clematitis in einer Hochstaudenflur am Rhein bei Rheinbrohl, 07.06.2021, 55 m, 50° 30' 14 N, 07° 18' 50 O
Abb. 3 Herzförmiges Laubblatt von Aristolochia clematitis in einer Hochstaudenflur auf der Büdericher Insel, Wesel, 30.06.2020, 24 m, 51° 38' 39 N, 06° 36' 39 O
Abb. 4 Birnenförmige Frucht von Aristolochia clematitis in einer Hochstaudenflur auf der Büdericher Insel, Wesel, 30.06.2020, 24 m, 51° 38' 39 N, 06° 36' 39 O
Abb. 5 Fast kugelige Frucht der Aristolochia clematitis in einer Hochstaudenflur auf der Büdericher Insel, Wesel, 30.06.2020, 24 m, 51° 38' 39 N, 06° 36' 39 O
Abb. 6 Achselständige Blüten der Aristolochia clematitis in einer Hochstaudenflur auf der Büdericher Insel, Wesel, 30.06.2020, 24 m, 51° 38' 39 N, 06° 36' 39 O
Abb. 7 Aufrechte, blühende Sprossachsen der Aristolochia clematitis, am Ufer des Rheins bei Rheinbrohl, 07.06.2021, 55 m, 50° 30' 14 N, 07° 18' 50 O
Abb. 8 Nierenförmiges Laubblatt von Aristolochia clematitis in einer Hochstaudenflur am Rhein bei Rheinbrohl, 07.06.2021, 55 m, 50° 30' 14 N, 07° 18' 50 O


Der Gattungsname Aristolochia L. existierte schon vorlinnäisch bei Nikandros aus Kolophon (2. Jahrhundert v. Chr.) und Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.). Er stammt von gr. "aristos" (= der Beste) und gr. "locheia" (= Geburt), was auf die Nutzung der Osterluzei schon im Altertum als geburtserleichterndes Heilmittel hinweist, mithin zu den ältesten Arzneimitteln der Menschheit gehört. Der deutsche Name Osterluzei hat sich aus Aristolochia entwickelt. Das Epitheton clematitis verweist auf die Ähnlichkeit mit der Waldrebe (= Clematis L.), gleichwohl die Osterluzei keine Rankpflanze ist.

Die Osterluzei wird schon lange im mitteleuropäischen Garten kultiviert, früher oft im Arzneigarten, heutzutage gerne im sonnigen Staudenbeet. Die Pflanzen bevorzugen einen offenen Standort mit Begleitstauden auf nährstoffreichen Böden, am besten basenhaltig.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Aristolochia clematitis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/aristolochia-clematitis.html am Tg.Mo.Jahr.