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Drosera intermedia Hayne
Mittlerer Sonnentau, Droseraceae - Sonnentaugewächse
Ende Frühsommerblüher, VII–VIII, 5–10 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Mittlere Sonnentau ist in Mitteleuropa selten geworden, da seine Biotope durch menschliche Eingriffe zunehmend verschwunden sind. Er siedelt in kalkarmen bis sauren Mooren, dort gerne an den Rändern flacher Tümpel, Schlenken oder Quellen. Gelegentliches Überfluten tolerieren die Pflanzen. In schattigen Moorbereichen findet man ihn nicht. Typisch sind die 2–4 mal so lang wie breiten, bis 1 cm langen Blätter. Die Spreite ist mit bis zu 200 Drüsenzotten besetzt, an deren Ende die Sekrettropfen sitzen, mit denen gefangene Insekten verdaut werden können.

Zum Ende des Frühsommers blühen die Pflanzen an bis zu 15 cm hohen Blütenständen, die seitlich der Blattrosetten entspringen und bogig aufsteigend sind. Sie tragen 3–8, weiß bis rosa farbene, 5-zählige Blüten, die sich meist nur morgens für kurze Zeit bei Sonnenschein öffnen. Mit Herbstbeginn ziehen die Pflanzen ein und überdauern mit einer Winterknospe. Die gebildeten Samen sind winzig und können leicht mit dem Wind verweht werden, was die Besiedlung neuer, staunasser Standorte ermöglicht.

Der Insektenfang des Sonnentaus ist eine Anpassung an den salz- und nährstoffarmen Standort der Pflanzen. Über die gefangenen und verdauten Insekten wird der Mangel besonders des Stickstoffs ausgeglichen. Erkennbar ist es auch daran, dass das Wurzelsystem nur wenig ausgeprägt ist und vorwiegend zur Verankerung dient.

Obwohl die einheimischen Sonnentau-Arten schon recht klein sind und gerne "im Feld" übersehen werden, ist der Mittlere Sonnentau noch etwas kleiner als der Rundblättrige Sonnentau, Drosera rotundifolia L. Letzterer siedelt gerne auch zwischen Moos oder Moorgräsern, auf Bulten oder in Randgesellschaften von Gewässern, wo der etwas "höhere" Wuchs vorteilhaft ist. Hingegen findet sich der Mittlere Sonnentau bevorzugt auf offenen, vegetationsarmen, auch temporär überfluteten Stellen, wo die Größe weniger wichtig ist. Die Blütenstände des Mittleren Sonnentaus sind kleiner, ragen kaum über die Blätter hinaus und tragen meist weniger Blüten.


Abb. 1 Blattrosette der Drosera intermedia an einem Moorweiher in der Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 86 m, 51° 10' 58 N, 06° 57' 53 O
Abb. 2 Blattspreite länger als breit, Drosera intermedia, Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 86 m, 51° 10' 58 N, 06° 57' 53 O
Abb. 3 Blütenstand mit noch geschlossenen Blüten so hoch wie Laubblätter bei Drosera intermedia, Moorweiher in der Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 86 m, 51° 10' 58 N, 06° 57' 53 O
Abb. 4 Drosera intermedia an einem Moorbach der Wahner Heide am Köln-Bonner Flughafen, 30.06.2013, 88 m, 50° 52' 20 N, 07° 09' 51 O
Abb. 5 Laubblatt der Drosera intermedia mit den Sekrettropfen, an einem Moorweiher im Naturpark De Meinweg, 22.05.2021, 54 m, 51° 10' 40 N, 06° 07' 03 O
Abb. 6 Blüte der Drosera intermedia, Esterweger Moor, 17.07.2015, 12 m, 53° 00' 35 N, 07° 38' 21 O
Abb. 7 Offene und geschlossene Blüten bei Drosera intermedia, Esterweger Moor, 17.07.2015, 12 m, 53° 00' 35 N, 07° 38' 21 O
Abb. 8 Geschlossene Blüten bei Drosera intermedia, an einem Moorweiher im Naturpark De Meinweg, 22.05.2021, 54 m, 51° 10' 40 N, 06° 07' 03 O
Abb. 9 Drosera intermedia in einem temporär trocken gefallenen Moorbereich, Esterweger Moor, 10.07.2015, 8 m, 53° 01' 05 N, 07° 38' 47 O
Abb. 10 Blätter der Drosera intermedia, Esterweger Moor, 10.07.2015, 8 m, 53° 01' 05 N, 07° 38' 47 O


Der Gattungsnamen Drosera L. ist griechischen Ursprungs, gr. "droseros" (= tauig, betaut) und bezieht sich auf die Sekrettropfen der Blätter. Dieses Motiv spielte auch in der alten Bezeichung "Ros solis" für den Sonnentau eine Rolle: die in der Sonne glänzenden Tautropfen. Das Epitheton intermedia stammt von lat. "inter" (= zwischen) und lat. "medius" (= mittlerer) und bezieht sich auf die Form der Laubblätter, die zwischen dem Rundblättrigen Sonnentau, D. rotundifolia L. und dem Langblättrigen Sonnentau, D. anglica Huds.

Drosera intermedia ist sicherlich eine besondere Pflanzenart für den versierten Gärtner, der sich ein Moorbeet einrichten will oder für Gewässerpflanzungen der anderen Art interessiert. Notwendig wäre ein nasser, sonniger, neutraler bis saurer Standort. Im Moorbeet ist eine gute Bewässerung mit gelegentlicher Überflutung möglich und sogar ratsam. Der Pflanzort kann direkt am Gewässer liegen. Kombinationen mit anderen fleischfressenden Pflanzen (Karnivoren) sind dekorativ und bieten sich geradezu an. Beim Erwerb der Pflanzen sollte man ausschließlich gewerblich vermehrte Pflanzen kaufen, keine Naturentnahmen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Drosera intermedia. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/drosera-intermedia.html am Tg.Mo.Jahr.