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Embothrium coccineum J. R. Forst. & G. Forst.
Chilenischer Feuerbusch, Proteaceae - Proteagewächse, Silberbaumgewächse
Vollfrühlingblüher (in Mitteleuropa), V–VI, 15–20 cm hoch, sommer- (immer-)grün, mehrjährig

Der Chilenische Feuerbusch stammt aus dem südlichen Südamerika von der Küste Mittelchiles bis an die südlichen Randbereiche der Patagonischen Steppe. Oft besiedeln die Pflanzen als Pioniergehölz offene, gestörte Standorte oder wachsen in der Strauchschicht südamerikanischer Wäldern. Nur selten bildet der Chilenische Feuerbusch als dominierende Art ganze Wälder, meist wachsen die Pflanzen vergesellschaftet mit anderen Sträuchern und Bäumen. Es sind schnell wachsende Pflanzen, deren Wuchsform anfangs schlank aufrecht, später ausladend ist. An ungünstigeren Standorten bilden sie nur wenige Meter hohe Gebüsche, oberhalb der Baumgrenze krummholzartige Sträucher. Je nach Standort und Ökotyp bleiben die Pflanzen immergrün oder werfen das Laub ab. Bei letzterem zeigen die Pflanzen eine Herbstfärbung der Laubblätter wie andere sommergrüne Bäume auch. Gewöhnlich bildet die Art unterirdische Ausläufer und kann sich so vegetativ ausbreiten.

Die Zweige sind flexibel, locker verzweigend und dünn. Die Borke ist grau-braun, glatt, etwas glänzend und besitzt zerstreut Korkwarzen. Die Laubblätter sind kahl, grün, derb ledrig, lanzettlich bis eiförmig. Die Blüten sind zwittrig, röhrenförmig, 4–11 cm lang, leuchtend rot-orange bis scharlachrot, selten gelb. Sie stehen in kurzen, end- oder achselständigen Trauben zu 20–40. Später bilden sich bis 7 cm lange, verholzende, rötlich-braune Balgfrüchte mit jeweils 8–12 kaffeebraunen, geflügelten Samen.


Abb. 1 Blütenstände am Freilandstrauch des Embothrium coccineum 'San Martin' in Geldern, Niederrhein, 14.05.2011
Abb. 2 Früchte von Embothrium coccineum 'San Martin' am Freilandexemplar in Geldern, Niederrhein, 22.08.2010
Abb. 3 Blühender Strauch des Embothrium coccineum 'San Martin' in einem Privatgarten in Geldern, Niederrhein, 02.06.2013
Abb. 4 Blütenstand des Embothrium coccineum (Bild freundlicherweise von Eliane Zimmermann)
Abb. 5 Gesamtaufnahme des blühenden Strauches von Embothrium coccineum 'San Martin' in einem Privatgarten in Geldern, Niederrhein, 02.06.2013
Abb. 6 Das Embothrium coccineum bildet unterirdische Ausläufer, hier im regelmäßig gemähten Rasen im Garten in Geldern, Niederrhein, 14.05.2011
Abb. 7 Zweig des Embothrium coccineum mit der grau-braunen Borke und einer unreifen Balgfrucht, Geldern, Niederrhein, 22.08.2011
Abb. 8 Strauch des Embothrium coccineum im Hochsommer mit zahlreichen Früchten, Geldern, Niederrhein, 22.08.2011
Abb. 9 Halbjähriger Sämling Embothrium coccineum 'San Martin' 10–20 cm im 0,25L-Anzuchttopf, 12.06.2013
Abb. 10 Die Samen von Embothrium coccineum sind dunkelbraun und deutlich geflügelt, Privatgarten, 29.08.2011
Abb. 11 Blütenstände am Freilandstrauch des Embothrium coccineum 'San Martin' in Geldern, Niederrhein, 14.05.2011
Abb. 12 Herbstfärbung der Laubblätter am Embothrium coccineum 'San Martin' in Geldern, Niederrhein, 05.09.2018


Der Gattungsname Embothrium J. R. Forst. & G. Forst. leitet sich ab von gr. "en" (= in) und gr. "bothrion" (= Grübchen), nach den Staubblättern, die in einer Vertiefung der Kronblätter liegen. Das Art-Epitheton coccineum stammt von lat. "coccineus" (= scharlachrot), für die Blütenfarbe.

Und nun fragen Sie: Eine winterharte Proteaceae? Ja, wenn man den richtigen Ökotyp wählt. Bisher gibt es zwar nur wenige erfolgreiche Langzeitauspflanzungen mit dieser wunderschönen Pflanze, aber mindestens ein langfristig ausgepflanztes Exemplar ist adoleszent und bildet regelmäßig keimfähige Früchte. Dieser Ökotyp stammt von einem entsprechend kalten Standort des Embothrium coccineum und hat sich als ausreichend winterhart erwiesen (Bredow 2009, Lorek 2013 und Nieting 2000):

1. Embothrium coccineum 'San Martin' aus den argentinischen Anden in Nordpatagonien bei San Martin des los Andes. Dort wächst E. coccineum bis in 1.500 m Höhe bei Temperaturen, die durchaus –15 °C erreichen können. Zwei Exemplare dieses Ökotyps haben mittlerweile seit 1978 in einem Garten am Niederrhein bis heute (März 2014) ohne Schutz überlebt und Minimumtemperaturen von bis zu –21 °C überstanden.

2. Embothrium coccineum 'Cerro López': Eine argentinische Herkunft vom Berg Cerro López. Dieser Ökotyp verhält sich halbimmergrün und hat den harten Doppelwinter 2009 mit den scharfen Januar- und Dezemberfrösten überlebt. Leider sind dann alle Pflanzen in den drei kälteren Wintern 2010–13 eingegangen. Hier dürfte die Winterhärte somit eher fraglich sein.



Ob es noch weitere Ökotypen gibt, die sich als winterhart erweisen werden, bleibt abzuwarten. Embothrium coccineum 'San Martin' dürfte ausreichend hart für Zone 7b sein. An geschützter Stelle, auch halbschattig, wird nach bisherigen Erfahrungen in Mitteleuropa E. coccineum 3–4 m hoch. Der Standort sollte gut drainiert, aber immer leicht feucht sein, der Boden darf gering sauer ausfallen. In milden Regionen (Z 8) kann ein freier Standort gewählt werden. Weitere Ratschläge zur Kultur sind aus heutiger Sicht (2016) schwierig. Vom erfolgreichen Freilandexemplar am Niederrhein ließe sich ableiten, dass ein sandiger, auch lösshaltiger (mithin also basenreicher) Boden durchaus versucht werden sollte. Dies insbesondere, da die Pflanzen in Südamerika sowohl auf basenreichen Vulkanböden vorkommen als auch säurehold sind. Eventuell könnte auch eine Schichtung des Bodens hilfreich sein?

Referenzen
Bredow, J. 2009: Notro - der Feuerbusch. – Hortus Exot., 9, 3–9.
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Lorek, M. 2013: Update des winterharten Embothrium coccineum (Proteaceae) - Ökotyp ’San Martin’. – Hortus Exot., 14, 9–13.
Nieting, P. 2000: Erfahrungen mit Embothrium coccineum. – Ginkgoblätter, 78, 21–24.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2018: Embothrium coccineum. – http://www.tropengarten.de/Botanik/embothrium-coccineum.html am Tg.Mo.Jahr.