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Melia azedarach L.
Paternosterbaum, Zedrachbaum, Meliaceae - Mahagonigewächse
Frühlingblüher, III–V, 5–10 m hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Paternosterbaum stammt aus dem Fernen Osten, gleichwohl das ursprüngliche Verbreitungsgebiet nicht exakt bekannt ist. Es wird angenommen, dass er aus Südwest-Asien bis Mittelchina stammt, wo er südlich des Huang He (Gelber Fluss) weit verbreitet ist und dort in Wäldern, Gebüschen, entlang von Verkehrswegen und in landwirtschaftlichen Gebieten vorkommt. Die Art wird sehr häufig in warmen Ländern angebaut, ist vielerorts aus der Kultur entflohen und daher in warmgemäßigten bis tropischen Ländern inzwischen weltweit verbreitet. Es sind Bäume bis 10 m Höhe mit braun-grauer Borke, die in länglichen Streifen abschilfert und deren Stämme im oberen Bereich stark verzweigen, so dass sich eine rundliche oder ausladende Krone bildet. Die Pflanzen bilden eine Pfahlwurzel und zahlreiche Seitenwurzeln, aus denen sich neue Schösslinge entwickeln, so dass die Pflanzen sich effektiv ausbreiten können. Die Laubblätter sind lang gestielt, wechselständig, 2–3-fach gefiedert, bis 40 cm lang. Die Fiederblättchen sind oval oder lanzettlich, bis 7 cm lang, mit gesägtem oder glattem Rand. Im Frühling erscheinen die duftenden, 5-zähligen Blüten. Sie stehen in Rispen, die meist halb so lang wie die Laubblätter sind, haben purpurnfarbene oder hell-violette Kronblätter. Später bilden sich bis 1,5 cm große, runde Steinfrüchte, die schwarze, bis 8 mm große Samen enthalten.

Die Verwendung des Paternosterbaums ist vielfältig. Er wird als Ziergehölz, Holzlieferant, Arznei- und Ölpflanze angebaut. Alle Pflanzenteile sind giftig. Aus den Samen wird industriell verwertetes Öl gewonnen.


Abb. 1 Die Fruchtstände von Melia azedarach haben eine augenfällige Ähnlichkeit mit jenen der Gemeinen Esche, Fraxinus excelsior. Botanischer Garten der Insel Lokrum, Dubrovnik, Kroatien, 13.10.2015
Abb. 2 Die prächtigen Blütenstände der Melia azedarach, an einer Straßenkreuzung südlich von Pithoragarh, Uttarakhand, Himalaya, Nord-Indien, 10.04.2007
Abb. 3 Gefiedertes Laubblatt von Melia azedarach im Botanischen Garten der Insel Lokrum, Dubrovnik, Kroatien, 13.10.2015
Abb. 4 Borke einer erwachsenen Melia azedarach im Botanischen Garten der Insel Lokrum, Dubrovnik, Kroatien, 13.10.2015
Abb. 5 Blühende Melia azedarach an einer Straßenkreuzung südlich von Pithoragarh, Uttarakhand, Himalaya, Nord-Indien, 10.04.2007
Abb. 6 Blütenstände von Melia azedarach an einer Straßenkreuzung südlich von Pithoragarh, Uttarakhand, Himalaya, Nord-Indien, 10.04.2007


Der Gattungsname Melia L. leitet sich ab von gr. "melia" (= Esche), nach dem Vergleich der in achselständigen Rispen stehenden Blüten mit den Blütenständen der Gemeinen Esche, Fraxinus excelsior L. Auch die später sich bildenden Fruchtstände haben eine frappierende Ähnlichkeit. Vorlinnäisch wurde die Art als Azedarach bezeichnet. Das Art-Epitheton azedarach leitet sich davon ab und dürfte seine etymologische Wurzel in gr. "kedros" (= Zeder) haben, nach dem Vergleich des duftenden Holzes beider Arten. Der deutsche Name Paternosterbaum entwickelte sich aus der handwerklichen Tradition in südeuropäischen Klöstern, aus den Samen Rosenkränze zu fertigen.

Der Paternosterbaum stammt zwar aus (sub-)tropischen Regionen, ist aber durchaus sehr frosthart. In jungen Jahren sind die Pflanzen noch relativ frostempfindlich und sollten beim Anbau im Mitteleuropa geschützt werden, erwachsene Bäume tolerieren aber bis –19 °C und es gibt eine handvoll Belegexemplare in geschützten Lagen der Z 8, die schon langfristig erfolgreich angebaut werden. Ein öffentlich zugänglicher Baum befindet sich beispielsweise im Botanischen Garten Straßburg.

Die Vermehrung ist relativ einfach. Samen keimen recht zuverlässig und man kann nach 4–5 Jahren blühende Pflanzen kultivieren. Der Anspruch der Pflanzen an den Boden ist gering. Es ist empfehlenswert, einen geschützten Standort auszuwählen. Da die Bäume groß werden, ist mit Platzbedarf zu planen. Ob sich in Mitteleuropa eine Rhizomsperre empfiehlt, ist nicht abschließend zu sagen. Wahrscheinlich dürften sich die Wurzelknollen durch regelmäßiges Rausziehen neuer Schösslinge einfach kontrollieren lassen. Hat man nicht genügend Platz im eigenen Garten, kann die Pflanze auch im Container gezogen werden. Es ist eine hübsche, genügsame Kübelpflanze.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Schönfelder, I. & Schönfelder, P. 2002: Kosmos Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. – Kosmos-Verlag, Stuttgart, 303 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Melia azedarach. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/melia-azedarach.html am Tg.Mo.Jahr.