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Orobanche alba Stephan
synonym:
  Orobanche epithymum DC.
  Orobanche raddeana Beck
Quendel-Sommerwurz, Orobanchaceae - Sommerwurzgewächse
Frühsommerblüher, VI–VII, 20–60 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Die Stendel-Sommerwurz tritt in Mitteleuropa selten bis zerstreut auf, mit Schwerpunkt in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz, ansonsten ist die Art selten oder fehlt beispielsweise im Norden ganz. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch. Bevorzugt siedelt sie auf basenreichen Böden in Halbtrockenrasen, Felsfluren oder Steinbrüchen. Als Vollschmarotzer ist sie auf die Anwesenheit von Thymus L., Origanum L., Acinos Mill. oder Clinopodium L. angewiesen.

Die Stängel sind unverzweigt, schlank, rotbraun und wenig schuppig. Die Einzelblüten stehen in lockeren, wenigblütigen Ähren, sind gelblich-weiß, violett geadert, 15–30 mm lang, auf der Oberlippe dunkel drüsig behaart. Die Staubfäden sind nicht oder nur wenig sitzend. Die Narbe ist 2-lappig, braunrot, selten gelblich. Der Kelch ist 2-teilig, deutlich 1–3-nervig, 1-zähnig und lang zugespitzt.

Vollschmarotzer wie die Stendel-Sommerwurz sind Pflanzen, die kein eigenes Chlorophyll produzieren und daher auf die Ernährung durch die Wirtspflanze angewiesen sind. Bei den Sommerwurzen ist die Spezialisierung auf die Wirtsart relativ ausgeprägt und viele Vollschmarotzer sind nur auf eine Art beschränkt, bei der Stendel-Sommerwurz sind es hingegen mehrere Arten der Lippenblütler. Bei der Diagnose spielt daher die Wirtspflanze durchaus eine Rolle. Am besten gelingt diese bei voll erblühten Sommerwurzen plus Angabe der (möglichen) Wirtspflanze.

Die Lebensdauer von Orobanche alba hängt unter anderem vom Wirt ab. Absterbende Lippenblütler bedingen das Absterben der O. alba. Nach der Blüte sterben die diesjährigen Sprosse und produzieren Samen, die sehr lange keimfähig bleiben und bei Anwesenheit von Wirtspflanzen keimen können. Orobanche alba kann nach der Blüte in der Wirtspflanze überdauern und ein weiteres Mal blühen.


Abb. 1 Blütenstände der Orobanche alba in einer Wiese am Eskesberg, Wuppertal, 16.06.2024, 198 m, 51° 15' 35 N, 07° 06' 23 O
Abb. 2 Drüsig behaarte Oberlippe von Orobanche alba, Wiese am Eskesberg, Wuppertal, 17.06.2024, 198 m, 51° 15' 35 N, 07° 06' 23 O
Abb. 3 Braunrote, 2-lappige Narbe der Orobanche alba in einer Wiese am Eskesberg, Wuppertal, 17.06.2024, 198 m, 51° 15' 35 N, 07° 06' 23 O


Der Gattungsname Orobanche L. stammt von gr. "orobos" (Kichererbse) und gr. "agchein" (= würgen, ersticken), nach der in Südeuropa heimischen O. crenata Forssk., die ein wichtiger Kulturschädling von Hülsenfrüchtlern ist. Das Epitheton alba stammt von lat. "albus" (= weiß) und beschreibt die weißlichen Blütenstände.

Sommerwurze sind weniger geeignet für eine Gartenkultur.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2024: Orobanche alba. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/orobanche-alba.html am Tg.Mo.Jahr.