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Parietaria judaica L.
synonym: Parietaria diffusa Mert. ex W. D. J. Koch
 Parietaria ramiflora Moench
Mauer-Glaskraut, Urticaceae - Brennnesselgewächse
Frühsommerblüher, VI–X, 05–80 cm hoch, sommergrün, mehrjährig, kurzlebig

Das Mauer-Glaskraut tritt in Mitteleuropa zerstreut bis selten auf, mit Schwerpunkt in den westlichen Stromtälern. Das Verbeitungsgebiet ist ursprünglich eurasisch, von Westeuropa über Nordafrika bis in den Himalaya. Inzwischen ist die Art aber fast weltweit in warmen Regionen eingeschleppt, in Mitteleuropa gilt sie als ein Archäophyt. Bevorzugt besiedeln die Pflanzen feuchte Ruderalstandorte an Mauern, in Steinfugen oder Strauchgesellschaften.

Die Stängel sind aufrecht oder niederliegend, in Mauern auch hängend oder aufsteigend, 2–3 mm im Durchmesser, reich verzweigt, behaart, grün und oft rötlich unterlaufen. Die Laubblätter sind wechselständig, ganzrandig, kurzhaarig, eiförmig-lanzettlich bis eiförmig-rundlich, zugespitzt, 2–8 cm lang und bis 4,5 cm breit. Die Blüten stehen in kleinen, dichten Trauben, sind 3–3,5 mm lang, röhrig, unscheinbar grünlich, rötlich bis gelblich-braun und überragen die Deckblätter kaum. Später bilden sich 1–1,2 mm lange, schwarze Nussfrüchte.


Abb. 1 Aufrechte, blühende Sprossachse der Parietaria judaica in den Ruinen des Forum Romanum, Rom, 03.02.2018
Abb. 2 Typischer Standort mehrerer Parietariae judaicae in den antiken Mauern des Forum Romanum, Rom, 03.02.2018
Abb. 3 Kriechende bis aufsteigende Pflanze der Parietaria judaica in einem Privatgarten in Eppan, Südtirol, 29.10.2019
Abb. 4 Rötliche, behaarte Stängel der Parietaria judaica in einem Privatgarten in Eppan, Südtirol, 29.10.2019
Abb. 5 Früchte und schwarzer Samen der Parietaria judaica in einem Privatgarten in Dortmund, 05.06.2017
Abb. 6 Gestielte, eiförmige bis rundliche Laubblätter der Parietaria judaica in der Burgruine Hammerstein, Mittelrhein, 16.09.2021, 148 m, 50° 28' 12 N, 07° 21' 26 O
Abb. 7 Blühende, aufrechte Pflanzen der Parietaria judaica in den Weinbergen bei Winningen im Moseltal, 08.06.2021, 154 m, 50° 18' 49 N, 07° 30' 19 O
Abb. 8 Unscheinbare Blüten von Parietaria judaica, in der Burgruine Hammerstein, Mittelrhein, 16.09.2021, 148 m, 50° 28' 12 N, 07° 21' 26 O


Der Gattungsname Parietaria L. existierte schon vorlinnäisch und leitet sich ab von lat. "parietalis" (= Mauer-), nach dem bevorzugten Standort der Pflanzen. Das Epitheton judaica leitet sich ab von lat. "judaicus" (= jüdisch), nach dem Verbreitungsgebiet im Mittelmeerraum.

Das Mauer-Glaskraut ist eine unscheinbare Pflanze für den naturnahen Garten und dürfte wohl eher die Konnotation eines Unkrautes haben.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Parietaria judaica. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/parietaria-judaica.html am Tg.Mo.Jahr.