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Sigesbeckia jorullensis Kunth
synonym: Polymnia odoratissima Sessé & Moc.
 Siegesbeckia cordifolia Kunth
 Sigesbeckia bogotensis D. L. Schulz
 Sigesbeckia cordifolia Kunth
 Sigesbeckia mandonii Sch. Bip.
 Sigesbeckia melanolepsis Sch. Bip.
 Sigesbeckia serrata DC.
Herzblättrige Siegesbeckie, Asteraceae (= Compositae) - Korbblütler
Hochsommerblüher, VIII–X, 50–150 cm hoch, sommergrün, einjährig (mehrjährig)

Die Herzblättrige Siegesbeckie stammt aus einem Gebiet von Mittelamerika (Mexiko) bis in die Anden. In Mexiko siedeln die Pflanzen bevorzgut in feuchten Bergwäldern in Höhen von 1.300–3.500 m über NN, während sie in Südamerika auch in Strauchgesellschaften, offenem Gelände oder Ruderalstandorten vorkommen. Auf vielen Kontinenten ist die Art eingebürgert, in Mitteleuropa seit 1919. Sie tritt in Mitteleuropa selten mit großen Lücken auf und besiedelt Ruderalstandorte, Gärten, Flussufer und Gebüsche.

Es sind krautige, aufrecht wachsende Pflanzen mit rötlichen oder grünen, bis 7 mm dicken Stängeln, auf denen sich einfache, anliegende und besonders in den oberen Bereichen auch drüsige Haare befinden. Die Laubblätter sind gegenständig, sitzend oder kurz gestielt, gelegentlich geöhrt, mehr oder weniger unregelmäßig gesägt, selten ganzrandig, beidseits mehr oder weniger behaart. Obere Laubblätter sind lanzettlich, untere Laubblätter oval, 3-eckig oder herzförmig. Blütenköpfchenstiele und Hüllblätter sind dicht mit Drüsenhaaren besetzt, ohne einfache Haare. Typischerweise hat die Art 5(–6) gut erkennbare äußere Hüllblätter, die 10–20 mm lang sind, strahlig abstehend, schmal lineal-spatelförmig, stark drüsig klebrig, ohne einfache Haare. Die 8 inneren Hüllblätter sind ebenfalls stark drüsig, bis 3 mm lang und grün oder purpurfarben. Gewöhnlich hat das Blütenkörbchen 8 gelbe oder rötliche Zungenblüten und 8–18 gelbe Röhrenblüten. Später bilden sich schwarze, bis 2,7 mm lange Früchte.

Sigesbeckia jorullensis ist eine variable Art, die zahlreiche Synonyme aufweist und nicht eindeutig von S. cordifolia und S. serrata zu trennen ist, da viele Merkmale nicht exklusiv sind. Von der häufigen S. orientalis L. lässt sich S. jorullensis gut unterschieden, da erstere neben Drüsenhaaren auch einfache Haare auf den Hüllblättern besitzt, während S. jorullensis ausschließlich Drüsenhaare auf den Hüllblättern aufweist (McVaugh & Anderson 1972).


Abb. 1 Gegenständige Laubbblätter der Sigesbeckia jorullensis, ehemaliger Steinbruch Kalwes, Bochum, 04.11.2017, 102 m, 51° 26' 26 N, 07° 16' 21 O
Abb. 2 Rötlicher und behaarter Stängel von Sigesbeckia jorullensis, ehemaliger Steinbruch Kalwes, Bochum, 04.11.2017, 102 m, 51° 26' 26 N, 07° 16' 21 O
Abb. 3 Die 5 strahlenden äußeren Hüllblätter und 8 Zungenblüten von Sigesbeckia jorullensis sind typisch, ehemaliger Steinbruch Kalwes, Bochum, 04.11.2017, 102 m, 51° 26' 26 N, 07° 16' 21 O
Abb. 4 Schwarze Samen von Sigesbeckia jorullensis, ehemaliger Steinbruch Kalwes, Bochum, 04.11.2017, 102 m, 51° 26' 26 N, 07° 16' 21 O
Abb. 5 Dicht mit klebrigen Dürsenhaaren besetzte Hüllblätter der Sigesbeckia jorullensis, ehemaliger Steinbruch Kalwes, Bochum, 04.11.2017, 102 m, 51° 26' 26 N, 07° 16' 21 O
Abb. 6 Der Gesamtblütenstand von Sigesbeckia jorullensis ist locker rispenförmig; ehemaliger Steinbruch Kalwes, Bochum, 04.11.2017, 102 m, 51° 26' 26 N, 07° 16' 21 O


Der Gattungsname Sigesbeckia L. wurde zu Ehren des deutschen Botanikers Johann Georg Siegesbeck (1686–1755) etabliert, einem Zeitgenossen Linnés und Professor für Botanik in St. Petersburg, mit dem es grundlegende Differenzen über das binominale Klassifizierungssystem gab. Es erscheint daher durchaus möglich, dass Linné die Etablierung der Art absichtlich falsch geschrieben hat, denn die Lateinisierung würde "Siegesbeckia" lauten, ist aber nach den Regeln für botanische Namen nicht gültig. Das Art-Epitheton jorullensis wurde nach dem zentralmexikanischen Vulkan El Jorullo (Michoacán, 1.330 m über NN) benannt, dem Sammelort des Typusexemplars.

Sigesbeckia jorullensis tritt gelegentlich adventiv als einjährige Pflanze in Mitteleuropa auf. Sie bevorzugt offene, sonnige und warme Stellen. Es sind dekorative Sommerblüher, die eine durchaus exotische Architektur aufweisen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
McVaugh, R. & Anderson, C. 1972: North American Counterparts of Sigesbeckia orientalis (Compistae). – Contr. Univ. Michigan Herb., 9 (5), 485–493.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Sigesbeckia jorullensis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/sigesbeckia-jorullensis.html am Tg.Mo.Jahr.