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Trachycarpus ukhrulensis M. Lorek & K. C. Pradhan
Manipur-Hanfpalme, Arecaceae - Palmen
Frühlingblüher, IV–VI, bis 8 m hoch, immergrün, mehrjährig

Die Manipur-Hanfpalme stammt aus Manipur im Nordosten Indiens, wo die Pflanzen auf wetter-exponierten Hügeln in Höhen von 1.600–2.100 m über NN wachsen. Meist gedeihen die Pflanzen einzeln oder in kleinen Gruppen auf grasbewachsenen Hängen, gelegentlich im Unterwuchs der wintertrockenen Laubwälder.

Anders als der ähnliche Trachycarpus takil Becc. hat T. ukhrulensis eine deutlich kräftiger bereifte, blau-silbrige Blattunterseite. Die frischen Samen sind anfangs leuchtend gelb und dunkeln später nach, die Stammfasern sind teilweise sehr spärlich und lassen sich am apikalen Stamm bis in die Appendizes in Einzelfasern aufspleißen. Die Appendizes sind deutlich schmaler und länger als bei T. takil. Die Blattbasen liegen eng am Stamm an, sie bilden ein Schildpatt-Muster und sind bei adulten Pflanzen kaum mehr von Fasern bedeckt.

Schon seit Beccaris Zeiten (Palme dell'Indo-China, 1910) und noch bis 2001 (Singh, D. K.) wurde dieser Trachycarpus als T. martianus (Wall.) H. Wendl. fehlgedeutet. 2003 kamen Samen dieser Art in den Handel, die sich rasch als nicht zu T. martianus gehörig herausstellten, da sie nicht kaffeebohnenförmig, sondern nierenförmig waren. Vorübergehend wurden sie daher als T. takil gehandelt, später dann als neue Art beschrieben.

Trachycarpus ukhrulensis hat große Blätter mit deutlich mehr Segmenten als alle anderen Trachycarpi: "You could see many plants, especially on exposed locations that were rumpled by winds, carrying only 6 to 12 intact leaves. Specimens on protected locations looked quite better: full crowns with fantastic large leaves. We counted up to 23 leaves on the „better“ specimen. To our surprise the count of segments was rather interesting: 64 to 70 segments per leaf on one female specimen we examined." (Lorek & Pradhan, Palmateer, Vol. 24 (2), Central Florida Palm & Cycad Society, 2004). Die Samen sind nierenförmig und haben im Reifezustand anfangs eine goldgelb glänzende Färbung des Fruchtfleisches. Später dunkelt das Fruchtfleisch mit dem Eintrocknen nach und wird dunkelbraun bis schwarz. Typischerweise sind adulte Pflanzen am Stamm kaum von Fasern bedeckt, sondern von alten Blattscheiden.


Abb. 1 Juvenile Pflanze des Trachycarpus ukhrulensis in den Grashügeln des östlichen Manipur, Indien, 08.04.2004
Abb. 2 Das steile Habitat des Trachycarpus ukhrulensis mit verstreut wachsenden Pflanzen, nahe Ukhrul, Manipur, Indien, 08.04.2004
Abb. 3 Unreifer Blütenstand von Trachycarpus ukhrulensis noch eingehüllt im Hochblatt. Beachte das eisenhaltige Gestein am Naturstandort, Manipur, Indien, 08.04.2004
Abb. 4 Die schildpattähnliche Bedeckung des Stammes von Trachycarpus ukhrulensis besteht aus alten Blattscheiden, Ukhrul, Manipur, Indien, 08.04.2004
Abb. 5 Faserung und Tomentum an der Blattstielbasis beim Trachycarpus ukhrulensis, Ukhrul, Manipur, Indien, 08.04.2004
Abb. 6 Blau-silbrig glänzende Unterseite einer Laubblattspreite von Trachycarpus ukhrulensis, im Grasland nahe Ukhrul, Manipur, Indien, 08.04.2004
Abb. 7 Adulte Blattkrone eines Trachycarpus ukhrulensis in den Grashügeln des östlichen Manipur, Indien, 08.04.2004
Abb. 8 Erste Samencharge von Trachycarpus ukhrulensis, die nach Europa eingeführt wurde und irrtümlicherweise als T. martianus (Wall.) H. Wendl. und später als Trachycarpus takil Becc. firmierte, sich von diesen Arten durch die nierenförmigen Früchte, beziehungsweise das goldgelbe Fruchtfleisch reifer Samen unterscheidet. Privatgarten, 21.11.2003
Abb. 9 Jungpflanze des Trachycarpus ukhrulensis mit deutlich "kriechendem" Stamm, der erst nach einigen Jahren aufrecht wächst, ähnlich dem Trachycarpus takil. Privatgarten in Belgien, 30.10.2016
Abb. 10 Jungpflanze des Trachycarpus ukhrulensis mit den silbrig-blauen Blattunterseiten. Privatgarten in Belgien, 30.10.2016
Abb. 11 Jungpflanze des Trachycarpus ukhrulensis im Freiland in einem Privatgarten in Bad Deutsch Altenburg, Österreich, 02.04.2017
Abb. 12 Jungpflanze des Trachycarpus ukhrulensis in einem Privatgarten in Eppan, Südtirol, 29.10.2019
Abb. 13 Apikaler Stammabschnitt eines Trachycarpus ukhrulensis in einem Privatgarten in Eppan, Südtirol, 29.10.2019
Abb. 14 Juveniler, langsam konisch zulaufender Stamm des Trachycarpus ukhrulensis in einem Privatgarten in Eppan, Südtirol, 29.10.2019
Abb. 15 Juveniler Trachycarpus ukhrulensis mit langsam konisch zulaufendem Stamm, in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff, Meran, Südtirol, 28.10.2019
Abb. 16 Fast kreisrundes Blatt des Trachycarpus ukhrulensis in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff, Meran, Südtirol, 28.10.2019


Der Gattungsname Trachycarpus H. Wendl. leitet sich ab von gr. "trachys" (= rauh) und gr. "karpos" (= Frucht), was wahrscheinlich auf die relativ "harten" Früchte der Pflanze abzielt. Möglich erscheint auch ein Benennungsmotiv nach den rauhen Stammfasern und den davor liegenden Fruchtständen mit ihren Beeren. Das Art-Epitheton ukhrulensis leitet sich vom Ort Ukhrul ab, welcher sich in der Nähe des Fundortes in Manipur, Indien, befindet.

Trachycarpus ukhrulensis ist eine imponierende Palme, die ihren Stellenwert in der Kultur sicherlich erlangen wird. Über die Frosttoleranz lässt sich kaum eine Aussage treffen, die Freilandtauglichkeit in Mitteleuropa ist fraglich, gleichwohl am Naturstandort in den Bergen des östlichen Manipur Distrikts Ukhrul gelegentlich leichte Fröste auftreten. Hier ist noch unerprobtes Terrain.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Lorek, M. & Pradhan, K. C. 2006: A new species of Trachycarpus (Arecaceae), with remarks on its unusual habitat. – Bot. Jahrb. Syst., 126, 419–426.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Trachycarpus ukhrulensis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/trachycarpus-ukhrulensis.html am Tg.Mo.Jahr.