Typhonium venosum (Aiton) Hett. & P. C. Boyce
synonym:
Arisaema venosum (Aiton) Blume
Arum venosum Aiton
Sauromatum venosum (Aiton) Kunth
einschließlich:
Sauromatum nubicum Schott
Eidechsenwurz, Araceae - Aronstabgewächse
Frühlingblüher, III–IV, 50–60 cm hoch, sommergrün, mehrjährig
Die Eidechsenwurz stammt aus dem östlichen Asien (Bhutan, China, Indien, Myanmar und Nepal), wo die Pflanzen in immergrünen Wäldern, Strauchgesellschaften, entlang von Gewässern und Wegen auf 1.000–2.300 m über Meereshöhe wachsen. In England ist Art seit 1815, in den Niederlanden seit 1830 in Kultur.
Die Pflanzen bilden eine abgeflacht kugelige, etwa 9 cm hohe und 15 cm im Durchmesser große Knolle, die während der vegetativen Phase zahlreiche Tochterknollen bildet. Nach der Blüte und dem Einziehen der Pflanze stirbt die Mutterknolle ab. Die Blattstiele sind 20–100 cm hoch, gelblich-grün mit rundlichen, purpur-braunen Flecken. Die 1(–4)Laubblätter sind fußförmig 9–11-fach geteilt. Der zentrale Lappen ist länglich bis länglich-elliptisch, 10–40 cm lang, 4–20 cm breit. Seitliche Lappen sind elliptisch, kleiner werdend nach außen hin.
Der Blütenstand erscheint vor den Laubblättern und ist übelriechend. Der Blütenstandsstiel ist grünlich-weiß, mit oder ohne braune Flecken, 3–7 cm lang und in der Fruchtphase elongierend. Die Basis vom Hochblatt (die Spatha = Blütenscheide) ist außen dunkel violett, innen rötlich-purpurfarben, elliptisch, 5–10 cm lang, 2–4 cm breit. Das Hochblattsegel ist 30–70 cm lang, 8–10 cm breit, lanzettlich, randständig umgerollt, hat innen eine gelbliche Grundfarbe und ist fast vollständig von zahlreichen runden bis elliptischen, zusammenlaufenden dunkelvioletten Flecken bedeckt. Die Blütenachse (der/die Spadix = Kolben) ist etwas kürzer oder so lang wie die Spatha. Die weibliche Zone befindet sich unten, ist fast zylindrisch, 2–2,5 cm lang, 1–1,5 cm breit, die Fruchtknoten sind violett oder blassviolett und verkehrt eiförmig. Die sterile Zone ist 8–8,5 cm lang und spärlich mit langen Staminodien (sterile Staubblätter) bedeckt, oben gerillt, bräunlich bis blass violett und mit einigen kegelförmigen Fortsätzen, unten weißlich. Die Staminodien sind gelb, kuppelförmig, 4–10 mm lang. Die männliche Zone ist 1–2 cm lang, 1–1,5 cm breit. Die Staubblätter sind gelb. Die obere Spadix ist zunächst aufrecht, schließlich zurückgebogen, blassbraun bis blass violett oder bleifarben, rund, bis 30 cm, am Grund etwa 1 cm im Durchmesser, stumpf. Später bilden sich kugelförmige oder halbzylindrische, kahle, bis etwa 9 cm im Durchmesser große Fruchtkörper, auf denen die hell violetten, zylindrischen, 5–10 mm langen, 2–4 mm breiten, kantigen Beeren sitzen.
Obwohl jede Pflanze sowohl männliche als auch weibliche Blüten trägt, kann sie sich nicht selbst bestäuben, sondern wird von einer anderen Pflanze bestäubt. Insekten die in das Aronstabgewächs gelangen, müssen also mindestens 2 Pflanzen besucht haben, um erfolgreich als Bestäuber zu fungieren. Hierfür werden sie dann von der Pflanze "über Nacht eingesperrt" und am Folgetag wieder frei gelassen. Untersuchungen haben gezeigt, dass über Nacht in den Pflanzen eine deutlich höhere Temperatur als in der Umgebung herrscht, was den "gefangenen" Insekten entgegen kommt.
Herkünfte aus Afrika werden von manchen Autoren als Sauromatum nubicum ausgegliedert. Diese sind kleiner als die Art.
Der Gattungsname Typhonium Schott existierte schon vorlinnäisch und stammt von gr. "Typhon" (= antikes Monster mit Drachenköpfen und schlimmen Winden), zu lat. "typhoneus", ein mehrfacher Hinsicht treffender Bezug zur wichtigsten Spezies der Gattung, dem T. giganteum Engl. Das Epitheton venosum stammt von lat. "venosus" (= aderig, geadert), nach der auffallenden Nervatur der Laubblätter.
Typhonium venosum ist eine dekorative Zimmerpflanze, kann aber unter entsprechenden Bedingungen auch im Freiland gehalten werden. Entweder werden die Pflanzen im Topf überwintert, nachdem die Knollen im Herbst abtrocknen konnten oder sie werden in sehr gut durchlässigen Boden gepflanzt, damit die Knollen nicht verfaulen. Eine Abdeckung mit Mull ist hilfreich.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Huxley, A., Griffiths, M. & Levy, M. 1999: The New Royal Horticultural Society Dictionary of Gardening. – Band I–IV, Macmillan Reference Ltd., London.
Jäger, E. J., Ebel, F., Hanelt, P. & Müller, G. K. 2007: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Band 5, Krautige Nutz- und Zierpflanzen. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 874 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2024: Typhonium venosum. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/typhonium-venosum.html am Tg.Mo.Jahr.