Sendung
vom 2. Januar 2005
Exotengarten in Wuppertal
Von
Markus Phlippen
|
|
Herzlich
willkommen im neuen Gartenjahr 2005! Wenn man den Chinesen glauben darf,
wird dieses Jahr allgemein ruhiger und gemütlicher werden als 2004.
Denn 2004 war das Jahr des Affen, und da geht es immer hoch her
im positiven wie negativen Sinne. Das neue Jahr dagegen steht unter dem Zeichen
des Hahns. Während der Affe als schlau und listig gilt, ist der Hahn
in erster Linie stolz beides Eigenschaften, die uns Gärtnern
natürlich nicht fremd sind, und sie treffen auch hervorragend auf den
Freiland-Exotengarten von Michael Lorek in Wuppertal zu. |
Seit
nunmehr neun Jahren hat sich der passionierte Botanikfan winterharten Exoten
verschrieben. Begonnen hat die Leidenschaft mit einem kleinen Yuccabeet an
der Ostseite seines Hauses. Dieser Standort ist mit seiner trockenen und
sonnigen Lage bestens geeignet für Yuccas, die in der freien Natur in
Wüstenregionen wachsen, so Lorek. Wichtig ist zudem ein kalkreicher,
gut drainierter und säurearmer Boden. |
|
|
Klimazonen
Michael
Lorek empfiehlt bei der Auswahl winterharter Exoten für einen Garten
eine erste Orientierung anhand der Klimazoneneinteilung Deutschlands nach
den so genannten USDA-Standards (amerikanisches Landwirtschaftsministerium)
vorzunehmen. Hiernach gliedert sich Deutschland in drei unterschiedliche
Zonen. Die wintermilden Regionen entlang des Rheingrabens, Niederrheins und
nordwestdeutschen Tieflands bezeichnet man als Zone 8. Winterkalte Regionen
wie Südostdeutschland und das Voralpenland bilden Zone 6. Dazwischen
liegt die Zone 7, die weder als wintermild noch winterkalt bezeichnet
wird (Mittelgebirge und Nordostdeutschland). Grundlage dieser Einteilung
bildet die durchschnittliche Mindesttemperatur im langjährigen Mittel
in den jeweiligen Regionen.
|
|
Es
ist durchaus sinnvoll, winterharte Exoten zunächst nach diesen Zonen
einzuteilen und beim Kauf dieser Pflanzen darauf zu achten, in welcher Zone
der entsprechende Garten liegt. Jedoch wird jeder Gartenbesitzer mit der
Zeit die kleinklimatischen Verhältnisse in seinem Garten kennen lernen
und feststellen, dass es wärmere und kältere Ecken gibt, die von
der Hauptzone abweichen, so Lorek. Daher ist es durchaus möglich auch
empfindlichere Pflanzen in kälteren Regionen auszupflanzen, wenn ein
entsprechend geschützter Standort gewählt wird. |
So
wachsen in Loreks Yuccabeet an der Ostwand Exemplare, die eigentlich nach
ihrer Winterhärte Zone 8 (wintermild) zuzurechnen wären, obwohl
der Schaugarten mit seiner Lage im bergischen Land in Zone 7 liegt.
Ein weiteres Yuccabeet hinter dem Haus ist aufgrund seiner exponierten Lage
mit entsprechend härteren Arten bepflanzt, die für Zone 7
oder 6 als winterhart gelten. |
|
|
Exoten für wintermilde
Regionen
|
|
Wer
das Glück hat, in einer wintermilden Region zu wohnen, kann alle Pflanzen
ausprobieren, die auch bei Michael Lorek in Wuppertal wachsen. Dazu gehört
ein faszinierender Exot aus Tasmanien, der tasmanische Baumfarn Dicksonia
antarctica. Der Artname Antarctica lässt bereits einiges
an Robustheit erwarten, es ist jedoch darauf zu achten, dass die Pflanzen
auch aus einer kühlen Gegend wie Tasmanien stammen, da sie sonst nicht
ausreichend winterhart sind. |
Ebenfalls
aus Tasmanien, der geheimnisvollen Insel im Süden Australiens, stammt
Prostanthera cuneata, die tasmanische Minze. Es ist ein kleiner graziler
Busch, der im Frühjahr mit bis zu 2 Zentimeter großen,
hübschen weiß-rosa Blüten überrascht. Er bevorzugt volle
Sonne und durchlässigen Boden. Im Gegensatz zum tasmanischen Baumfarn
ist die tasmanische Minze in den meisten Regionen voll winterhart. |
|
|
|
|
Ein
Exot aus dem Mittelmeerraum ist der Erdbeerbaum Arbutus unedo, aus dessen
Früchten die Portugiesen den berühmten Medronho-Schnaps brennen.
Der Erdbeerbaum kann in wintermilden Regionen sehr gut ausgepflanzt werden.
Mit seinen immergrünen, ledrigen Blättern, den glöckchenartigen
Blüten und herrlichen roten Früchten gibt es gleich drei Gründe,
dieses Gehölz in den Garten zu pflanzen. |
Eukalyptus
Eukalyptus
galt lange Jahre als nicht frosthart und damit nicht auspflanzbar. Einige
Eukalyptusarten können aber sehr wohl bei uns ausgepflanzt werden.
Eucalyptus dalrympleana ist für wintermilde Regionen (Zone 7) geeignet.
Es ist ein mäßig wachsender Baum mit grau-weißlicher Rinde
und blau-grünem Laub. |
|
|
|
|
Eucalyptus
perriniana ist eine schnell wachsende Art mit ausgeprägtem
Blattdimorphismus, das heißt, die Jugendblätter weisen eine
völlig andere Form auf als die Altersform der Blätter. Der junge
Baum besitzt fast kreisrund um die Äste gewachsene runde Blätter
(wie ein Schaschlikspieß), während die Altersform die typischen
lanzettlichen Blätter ausbildet. Auch dieser Eukalyptus kann ohne Probleme
in der gesamten Zone 8 ausgepflanzt werden. |
Musa
basjoo
Ein
immer populärer werdender winterharter Exot und eine gute Einsteigerpflanze
ist Musa basjoo, die oft als japanische Faserbanane bezeichnet
wird. Sie kann in kalten Regionen nur mit Mulch durchaus den Winter
überleben. |
|
|
|
|
Wer
jedoch im nächsten Jahr Blüten an seiner Banane bewundern möchte,
sollte einen entsprechenden Winterschutz anbringen, bei dem auch Teile des
Stamms überleben. Michael Lorek baut für seine Bananen einen
Winterschutz mit Holzkisten, die mit trockenem Stroh angefüllt
sind. |
Trachycarpus
fortunei, wagnerianus und
takil
Die
Hanfpalme darf beim Thema winterharte Exoten natürlich nicht fehlen.
Trachycarpus fortunei ist die am meisten in Mitteleuropa ausgepflanzte Palme.
Sie kann in ganz Deutschland ausgepflanzt werden und ist damit winterhart
bis in Zone 6. Ein Stammschutz aus Kokosmaterial hat sich in kalten
Regionen im Winter bewährt. Zusätzlich empfiehlt es sich, bei sehr
kalten Wintern die Palmwedel zusammenzubinden. |
|
|
|
|
Neben
Trachycarpus fortunei eignen sich auch Trachycarpus wagnerianus und Trachycarpus
takil für unsere Gärten. Trachycarpus wagnerianus hat insgesamt
einen kleineren Wuchs und kleinere Blätter als Trachycarpus fortunei
und eignet sich somit auch für den Vorgarten oder als Kübelpflanze
auf dem Balkon. Trachycarpus takil ist vermutlich die Wildform der Hanfpalmen.
Sie hat von allen drei vorgestellten Hanfpalmen die größten
Blätter. |
Zuschauerfrage: Wie können Pflanzen bei Temperaturen bis
minus 40 Grad Celsius
überleben?
In
der Taiga Sibiriens wachsen Birken, Lärchen und Fichten unter absoluten
Extrembedingungen. Von den Laubbäumen kann nur die Birke bei solch tiefen
Temperaturen überleben aber wie macht sie das? |
|
|
Sie
produziert ihr eigenes Frostschutzmittel! Die Temperaturen steigen in vielen
Bereichen der Taiga allenfalls während vier Monaten über 10 Grad
Celsius. In dieser aktiven Zeit ist es extrem wichtig für
die Pflanzen, mittels Photosynthese genügend Zucker zu produzieren,
der dann beim Übergang in die Permafrostzeit als natürliches
Frostmittel funktioniert es darf eben keine Eiskristallbildung
in den Geweben stattfinden. Je höher die Zuckerkonzentration im Zellsaft
desto frosttoleranter die Pflanze. Deshalb ist ein normaler Winter nach einem
kalten Sommer (in dem weniger Photosynthese stattgefunden hat) für die
Pflanzen schwieriger als ein extrem kalter Winter nach einem sonnenreichen,
warmen Sommer. Die Frostresistenz kann bei manchen alpinen Zwergsträuchern
minus 60 bis minus 70 Grad Celsius betragen.
Kontakt:
Buchtipp:
-
Michael
Lorek
Der exotische Garten
Die Freilandkultur winterharter Exoten in Mitteleuropa
Band 1: Bananen, Palmen, Yucca und australische Pflanzen
Buddensiek
ISBN 3934396011
Preis: 26,80
Euro
Dieser Text gibt den Inhalt des Beitrags der Sendung ARD Ratgeber
Heim & Garten vom 2. Januar 2005 wieder. Eventuelle spätere
Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
Alle Angaben ohne Gewähr
|