Nerium oleander L.
Oleander, Rosenlorbeer, Apocynaceae - Hundesgiftgewächse
Sommer-, Herbstblüher, VI–XI, 50–400(–600) cm hoch, immergrün, mehrjährig
Das Verbreitungsgebiet des Nerium oleander reicht vom Mittelmeerraum über die Arabische Halbinsel bis nach China. Er besiedelt dort Flusstäler, Bachauen, Wadis, Oasen, temporär wasserführende Schluchten, Hänge und Strauchgesellschaften mit hohem Grundwasserspiegel. Wegen des häufigen Anbaus als Zierpflanze finden sich zunehmend auch ruderale Standorte oder Bestände in Siedlungsnähe. Auf anderen Kontinenten ist die Art eingeführt und in warmen Klimazonen eingebürgert, beziehungsweise tritt als problematischer Neophyt auf.
Die Pflanzen wachsen als wenig verzweigende, anfangs aufrechte, später ausladend wachsende, immergrüne Sträucher mit linear-lanzettlichen, ledrigen, 6–12 cm langen Laubblättern in Quirlen zu 3–4. Die Blüten sind 5-zählig, hermaphrodit, weiß bis rosafarben oder rot, 3–5 cm im Durchmesser und stehen in wenigblütigen, manchmal bis 80-blütigen, terminalen Trugdolden. Gegen Ende der Blühsaison erscheinen die Früchte. Es sind bis 12 cm lange Balgfrüchte, die bei Reife aufspringen und die Samen, welche an braunen, federähnlichen Haaren sitzen, frei geben. Die Ausbreitung erfolgt zumeist mit dem Wind.


















Der Gattungsname Nerium L. hat eine altgriechische Wurzel: gr. "neron" (= Wasser) und beschreibt den Standort der Art in mediterranen, wasserreichen Strauchgesellschaften. Vorlinnäisch findet sich daraus abgeleitet "Nerion". Das Epitheton oleander ist ebenfalls schon im Altertum gebräuchlich gewesen, bezog sich dort aber auch auf andere Gattungen wie Daphne L. und Rhododendron L.
Aus dem Urlaub am Mittelmeer oder anderen warmen Regionen dürfte der Oleander den meisten Menschen Mitteleuropas bekannt sein. Er hat die Konnotation des tropischen Flairs und wird relativ häufig in den gemäßigten Breiten als Kübelpflanze gehalten. Nichtsdestotrotz gibt es unter den zahllosen Sorten des Oleanders einige die auch tiefere Fröste schadlos tolerieren. Gewöhnlicherweise friert Nerium oleander zwischen –4 °C und –12 °C zurück. Fünf Sorten tolerieren auch tiefere Temperaturen und sind daher eventuell für eine langfristige Freilandkultur mit bedarfsweisem Winterschutz geeignet.
Zwar gibt es bisher nur sehr wenige Erfahrungen, aber von Nerium oleander 'Atlas' existieren eine ganze Reihe erfolgreicher, mittelfristiger (< 20 Jahre) Freilandversuche in Mitteleuropa. Blattschäden treten bei dieser Sorte gewöhnlich zwischen –12 °C und –15 °C auf. Etablierte Exemplare neigen nach sehr starkem Zurückfrieren dazu, im Frühjahr wieder aus dem Rhizom oder altem Holz auszutreiben. Problematisch dürfte jedoch ein wiederholtes Zurückfrieren in Folgewintern sein. Unternehmen Sie Freilandversuche an warmen, geschützten Standorten im Garten. Als Kübelpflanze können die "harten" Sorten sehr spät eingeräumt werden, da die Frosttoleranz auch im Kübel wesentlich besser als bei anderen Sorten ist. Bei Auspflanzversuchen empfiehlt es sich, Steckholz als Reserve zu vermehren. In sehr kalten Wintern ist bei Freilandexemplaren Winterschutz in Form von Umwickeln der Pflanze mit Frostschutzvlies ratsam. Letztendlich dürften die härteren Ökotypen, wenn überhaupt, nur an den allermildesten Standorten der Rheinschiene (Z 8b) winterhart sein, demnach ist der Oleander in den allergrößten Teilen Mitteleuropas nicht winterhart.
Nerium oleander 'Atlas' kommt im Atlas-Gebirge, Marokko, bis auf 2.000 m über NN vor und hat eine einfache rote bis hell rosafarbene Blüte. Bis –12 °C ohne Schäden, ab –15 °C Erfrieren der Blätter, ab –17 °C Schäden am Holz mit Zurückfrieren. Bisher tiefste Temperatur mit Mulch –19 °C, gute Regeneration nach Defoliation oder komplettem Zurückfrieren. Verschiedene Provenienzen sind bekannt, wobei zu beachten ist, dass die Winterhärte und Toleranzfähigkeit winterlicher Klimabedingungen je nach Provenienz unterschiedlich sein kann. Es könnten sich sowohl deutlich härtere Resistenzökotypen, als auch schwächere unter ihnen befinden. Ebenso bleibt offen, ob die zwergigen Sorten in unserem Klima ebenfalls kleiner bleiben oder nicht: 'Telouet', 'Bashkoune', 'Kamedin', 'Tidili' und 'Dadès'.
Nerium oleander 'Cavalaire' hat eine doppelte bis dreifache Blüte mit rosa-farbenen Kronblättern und duftet relativ stark. Es gehört zu den fünf härtesten Sorten, dürfte problemlos –12 °C vertragen. Tiefere Temperaturen bisher noch nicht experimentell.
Nerium oleander 'Italia' blüht mit einfacher rötlicher Blüte, die aus der Ferne "leuchtet" und einen ganz leichten Duft hat. Es dürfte eines der härtesten Oleander sein und hat in Südfrankreich bis –12 °C schadlos überstanden. In Mitteleuropa komplettes Zurückfrieren ab –15 °C.
Nerium oleander 'Provence', doppelte oder dreifache rosa Blüte mit leichtem Hauch von Gelb, Härte etwa –12 °C bis –15 °C, starker Duft. Gehört zu den fünf frosthärtesten Oleandern, gleichwohl das langfristige Verhalten im Freiland bisher noch nicht getestet wurde.
Nerium oleander 'Villa Romaine' besitzt eine einfache rosa-rote Blüte und hat schon –15 °C fast ohne Schaden überlebt. Ab –16 °C Zurückfrieren des Holzes: "Nerium oleander 'Villa Romaine' c'est le plus rustique de tous les lauriers-roses! Peut supporter des périodes de gel prolongées, avec des pointes atteignant –12 à –15 °C, sans être rabattu par le froid" (O. Filippi). Wohl neben N. oleander 'Atlas' der härteste aller Oleander.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Huxley, A., Griffiths, M. & Levy, M. 1999: The New Royal Horticultural Society Dictionary of Gardening. – Band I–IV, Macmillan Reference Ltd., London.
Polunin, O. & Smythies, B. E. 1997: Flowers of South-West Europe. – Oxford University Press, Oxford, New York, 480 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Nerium oleander. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/nerium-oleander.html am Tg.Mo.Jahr.