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Chamaerops humilis L. var. cerifera Becc.
Blaue Zwergpalme, Arecaceae - Palmen
Sommerblüher, IV–VIII, bis 4 m hoch, immergrün, mehrjährig

Die Blaue Zwergpalme ist eine stammbildende Fächerpalme, die aus dem Atlas-Gebirge Marokkos bis auf 2000 m über Meereshöhe stammt. Sie unterscheidet sich von Chamaerops humilis L. durch ihr sehr dekoratives, stahl-blaues Blatt. Manche Autoren erkennen diese Unterart nicht an, da es sonst kaum Unterscheidungsmerkmale gibt. Wie die Art bleibt auch die Blaue Zwergpalme am Naturstandort niedrig und gedrungen, kann aber in Kultur bei ausreichender Bewässerung Stämme bis etwa 3 m Höhe entwickeln.

Auch die Blaue Zwergpalme bildet Adventivsprosse, aus denen sich im Laufe der Zeit neue Triebe, beziehungsweise Stämme entwickeln. Nicht alle Pflanzen bilden Horste, gelegentlich gibt es auch Individuen die nur einen Stamm bilden. Die Blattstiele sind mit spitzen Stacheln bewehrt und können bei Lichtmangel über 1 m lang werden. An schattigen Standorten oder im Winter bei geringem Sonnenschein, wechselt die Blattfarbe ins grünliche und nähert sich damit der Art an. Bei starker Sonneneinstrahlung wechselt die Farbe wieder zu bläulich-silberfarben. Chamaerops humilis var. cerifera ist meist zweihäusig, kann aber auch einhäusig sein oder beim Geschlecht driften. Zum Spätsommer bilden sich gelbe, rötliche bis dunkelbraune Früchte.


Abb. 1 Chamaerops humilis var. cerifera in einer Hotelanlage in Portugal, Algarve, 27.10.2001
Abb. 2 Winterschaden an Chamaerops humilis var. cerifera in Rheinstetten nach dem Winter 2009/10, Pflanze hat überlebt, 08.04.2010
Abb. 3 Chamaerops humilis var. cerifera in einem Privatgarten am Oberrhein, 26.10.2006
Abb. 4 Schön gefärbte Chamaerops humilis var. cerifera in einem Garten bei Roermond, Niederlande, 12.09.2001
Abb. 5 Jungpflanze der Chamaerops humilis var. cerifera, 10–20 cm im 1L-Topf, 09.08.2014
Abb. 6 Jungpflanze der Chamaerops humilis var. cerifera, 20–30 cm im 1,5L-Topf, 09.08.2014
Abb. 7 Adulte Pflanze der Chamaerops humilis var. cerifera, 50–60 cm im 10L-Topf, 09.08.2014
Abb. 8 Adulte Pflanze der Chamaerops humilis var. cerifera, 60–70 cm im 25L-Topf, 09.08.2014
Abb. 9 Exemplar der Chamaerops humilis var. cerifera in einem Privatgarten im Dorf Tirol, Südtirol, 28.10.2019
Abb. 10 Links eine silberfarbene Brahea armata S. Watson, mittig eine Jubaea chilensis (Molina) Baill. und rechts eine Chamaerops humilis var. cerifera. Privatgarten in Völlan bei Meran, Südtirol, 27.10.2019
Abb. 11 Exemplar der Chamaerops humilis var. cerifera in einem Privatgarten in Algund bei Meran, Südtirol, 27.10.2019


Der Gattungsname Chamaerops L. leitet sich ab von gr. "chamai" (= am Boden, niedrig) und gr. "rhops" (= Gebüsch) und meint das Wuchsbild der Art als häufig niedrig wachsende Palme. Das Art-Epitheton humilis stammt von lat. "humilis" (= niedrig) und zielt auf die selbe Eigenschaft ab wie der Gattungsname, den niedrigen Wuchs. Das infraspezifische cerifera leitet sich von lat. "cera" (= Wachs) und lat. "-fer" (= tragend), ein Verweis auf die wachsartigen, silbrigen Blätter, die sich bei intensiver Sonneneinstrahlung herausbilden. Bei der Kultur im Gewächshaus in Mitteleuropa werden die Blätter wegen des sinkenden Lichtangebots im Winter grün, um im Sommer wieder ins Silbrig-Graue zu wechseln.

Die Blaue Zwergpalme ist eine sehr ornamentale Unterart von Chamaerops humilis. Das Wachstum ist etwas langsamer als das der Art und sie benötigt mehr Hitze zum guten Gedeihen. Suchen Sie daher einen heißen, trockenen Standort im Garten. Wählen Sie zum Auspflanzen nur ältere Exemplare mit Stamm. In Regionen mit hoher Jahreswärmesumme (beispielsweise Rheintal) hat sich die var. cerifera offenbar als etwas robuster als die Art herausgestellt, hingegen in Regionen mit niedrigerer Wärmesumme wohl schlechter abgeschnitten.

Gut gepflegte und etablierte Pflanzen wachsen im Freiland zügig, bis zu 20 cm Stamm pro Jahr sind an idealen Standorten möglich. Wie die Art, friert auch Chamaerops humilis var. cerifera in kalten Wintern ab –9 °C bis –18 °C zurück, treibt dann oft aber wieder aus. Leider neigt sie etwas zu Feuchtigkeitsschäden. Von daher ist ein sonniger, regengeschützter Standort ideal. Die regelmäßigen Winterränder am alten Blatt lassen sich auch mit Regenschutz kaum vermeiden. Bei starkem Schneefall ist das Zusammenbinden des Blattwerkes empfehlenswert, weil es sonst zu mechanischen Schäden kommen kann. Die Blüte ist bei uns manchmal zu beobachten, jedoch kommt es leider nur selten zum Fruchtansatz, womöglich weil der Vektor in Mitteleuropa fehlt.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Jones, D. L. 1994: Palmen. – Könemann Verlag, Köln, 409 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Chamaerops humilis var. cerifera. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/chamaerops-humilis-cerifera.html am Tg.Mo.Jahr.