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Chamaerops humilis L.
Zwergpalme, Arecaceae - Palmen
Sommerblüher, IVVIII, 15(6) m hoch, immergrün,
mehrjährig
Die Zwergpalme ist eine stammbildende Fächerpalme, die aus dem
Mittelmeerraum stammt und vielen Mitteleuropäern aus dem Urlaub her
bekannt sein dürfte. Sie ist neben Phoenix theophrastii Greuter
die einzige in Europa beheimatete Palmen-Art. Zwergpalme heißt sie,
weil sie am Naturstandort aufgrund der klimatischen Bedingungen oft nur niedrig
und gedrungen wächst. An feuchten Standorten oder in der Freilandkultur
mit ausreichend Wasserzufuhr jedoch bildet sie einen deutlichen Stamm, der
ohne Weiteres bis 5 m Höhe erreichen kann.
Meist bildet die Zwergpalme Adventivsprosse, aus denen sich im Laufe der
Zeit neue Triebe, beziehungsweise Stämme entwickeln. Nicht alle Pflanzen
bilden Horste, gelegentlich gibt es auch Individuen die nur einen Stamm bilden.
Die Blattstiele sind mit spitzen Stacheln bewehrt und können bei Lichtmangel
über 1 m lang werden. Chamaerops humilis ist meist zweihäusig,
kann aber auch einhäusig sein oder beim Geschlecht driften. Zum
Spätsommer bilden sich gelbe, rötliche bis dunkelbraune
Früchte.
Abb. 1 Chamaerops humilis in einem Privatgarten in Tecklenburg mit regelmäßigem Winterschutz, 15.05.2004 | Abb. 2 Schattig stehende Chamaerops humilis in einem Pinus pinea-Wald bei Ayamonte, Südwestspanien, 22.03.2008 |
Abb. 3 Chamaerops humilis in einem Privatgarten bei Bad Deutsch-Altenburg, Österreich, 22.09.2009 | Abb. 4 Beginnende Fruchtbildung bei Chamaerops humilis, Wald bei Ayamonte, Südwestspanien, 24.03.2008 |
Abb. 5 Große Chamaerops humilis mit hohem Stamm in einem Feuchtgebiet auf Mallorca, 26.09.2007 | Abb. 6 Riesiger Horst der Chamaerops humilis im Parque Alcázares, Sevilla, Südspanien, 25.03.2008 |
Abb. 7 Gut gepflegte, blattreiche Chamaerops humilis in einem öffentlichen Park in Perpignan, Südfrankreich, 06.12.2001 | Abb. 8 Riesige Chamaeropses humilis im Parque Alcázares, Sevilla, Südspanien, 25.03.2008 |
Chamaerops humilis kann wegen des vielfätigen Lebensraumes und
seiner weiten natürlichen Verbreitung sehr variabel sein. Zahlreiche
Sorten, Unterarten oder Varietäten sind beschrieben worden. Lediglich
der im nordafrikanischen Atlasgebirge verbreiteten
Chamaerops humilis var.
cerifera Becc. könnte man einen gewissen Status als Unterart
zugestehen, auch wenn das silbergraue Blatt kein stabiles Merkmal ist, sondern
von der Intensität der Sonneneinstrahlung abhängt.
Der Gattungsname Chamaerops L. leitet sich ab von gr. "chamai" (=
am Boden, niedrig) und gr. "rhops" (= Gebüsch) und meint das Wuchsbild
der Art als häufig niedrig wachsende Palme. Das Epitheton humilis
stammt von lat. "humilis" (= niedrig) und zielt auf die selbe Eigenschaft
ab wie der Gattungsname, den niedrigen Wuchs.
Gut gepflegte und etablierte Pflanzen wachsen im Freiland zügig, bis
zu 20 cm Stamm pro Jahr sind an idealen Standorten möglich. Chamaerops
humilis friert in kalten Wintern ab 9 °C bis 18 °C
zurück, treibt dann oft aber wieder aus. Leider neigt sie etwas zu
Feuchtigkeitsschäden am Blatt. Von daher ist ein sonniger,
regengeschützter Standort ideal, aber keine Bedingung. Die
regelmäßigen Winterränder am alten Blatt lassen sich auch
mit Regenschutz kaum vermeiden. Ideal ist ein abgemagerter Boden, beispielsweise
auf Schotter und mit Kiesbeigaben. Bei starkem Schneefall ist das Zusammenbinden
des Blattwerkes empfehlenswert, weil es sonst zu Brüchen der Blattstiele
kommen kann. Die Blüte ist bei uns manchmal zu beobachten, jedoch kommt
es leider nur selten zum Fruchtansatz, womöglich weil der Vektor in
Mitteleuropa fehlt.
Abb. 9 Neuaustrieb einer Chamaerops humilis nach Entblätterung im Winter 2002/03, 16.05.2003, Pflanze inzwischen abgestorben (2018) | Abb. 10 Männlicher Blütenstand von Chamaerops humilis in Ayamonte, Südspanien, 28.03.2008 |
Abb. 11 Schwer frostgeschädigte Chamaerops humilis im Botanischen Garten Straßbourg, 06.04.2010. Pflanze hat überlebt (2018) | Abb. 12 Sich entwickelnder Fruchtstand der Chamaerops humilis in Ayamonte, Südspanien, 28.03.2008 |
Abb. 13 Gedrungen wachsende und fruchtende Chamaerops humilis ohne sichtbare Stammbildung auf Mallorca, 05.10.2007 | Abb. 14 Chamaerops humilis in der sandigen Macchie bei Huelva, Coto Donana, Südspanien, 22.03.2008 |
Abb. 15 Chamaerops humilis mit langen Blattstielen an schattigem Standort im Botanischen Garten Florenz, 10.09.2011 | Abb. 16 Buschige Chamaerops humilis im Habitat am Zaffaraya-Pass, Axarquia-Provinz, Süd-Spanien, 06.10.2008, |
Abb. 17 Mehrere Chamaeropses humilis mit gekrümmtem Stamm auf der Insel Lokrum, Dubrovnik, Kroatien, 13.10.2015, 13 m, 42° 37' 27 N, 18° 07' 14 O | Abb. 18 Chamaerops humilis mit gekrümmtem Stamm, wahrscheinlich ein Effekt durch Schattendruck. Insel Lokrum, Dubrovnik, Kroatien, 13.10.2015, 13 m, 42° 37' 27 N, 18° 07' 15 O |
Abb. 19 Prächtige Exemplare der Chamaerops humilis im Zentrum der Stadt Villaputzu auf Sardinien, 14.10.2016 | Abb. 20 Dieses Exemplar der Chamaerops humilis zeigt eindrucksvoll die Regenerationsfähigkeit der Art. Öffentliche Pflanzung in Cagliari, Sardinien, 14.10.2016 |
Abb. 21 Chamaerops humilis besiedelt auch gerne Ruderalstandorte, wie hier auf der alten Römerstraße bei Castelsardo, Sardinien, Italien, 23.10.2017, 104 m, 40° 54' 43 N, 08° 44' 08 O | Abb. 22 Chamaerops humilis bei Schneefall während des plötzlichen Kälteeinbruchs in Rom an der Piazza Venezia, Italien, 26.02.2018, Photo J. Letz |
Abb. 23 Bewehrte Blattstiele und austreibende Blütenstände der Chamaerops humilis, die noch von den Hochblättern (Spathae) umschlossen sind. Privatgarten in Golfo Aranci, Sardinien, 02.04.2018 | Abb. 24 Blattstiele der Chamaerops humilis, hier an der Sorte 'Vulcano', in einem Privatgarten in Eppan, Südtirol, 29.10.2019 |
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Abb. 25 Exemplar der Sorte Chamaerops humilis 'Vulcano' in einem Privatgarten in Eppan, Südtirol, 29.10.2019 |
Wählen Sie Exemplare mit mindestens 20 cm Stamm, diese haben ausreichend
Substanz, um einen Freilandversuch mit bedarfsweisem Schutz zu überleben.
Jüngere Pflanzen müssen Sie in den ersten Jahren komplett
schützen, da diese deutlich empfindlicher als erwachsene sind. Die
ältesten zwei Exemplare im Tropengarten waren seit 1998 ausgepflanzt
und haben 11 Winter ohne Schutz überlebt bevor sie abstarben. Allerdings
ist zu bedenken, dass es sich dabei um Großpflanzen im 250 L Container
handelte.
Da Chamaerops humilis eine gute Regenerationsfähigkeit aus den
unterirdischen Pflanzenbereichen hat, überleben größere Exemplare
trotz mehrmaligen Zurückfrierens. Ob allerdings solche Versuche,
Großpflanzen über Jahre hinweg am Rand des Exitus zu kleinen
Kümmerpflanzen zu degradieren, einen architektionischen Wert für
die Gartengestaltung besitzen, ist fraglich. Von daher wäre ein Anbau
mit ordentlicher Winter-Umbauung und eventueller Beheizung sicherlich die
ästhetischere Alternative.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Jones, D. L. 1994: Palmen. Könemann Verlag, Köln, 409 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Chamaerops humilis.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/chamaerops-humilis.html am Tg.Mo.Jahr.
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