Chamaerops humilis L.
Zwergpalme, Arecaceae - Palmen
Sommerblüher, IV–VIII, 1–5(–6) m hoch, immergrün, mehrjährig
Die Zwergpalme ist eine stammbildende Fächerpalme, die aus dem Mittelmeerraum stammt und vielen Mitteleuropäern aus dem Urlaub her bekannt sein dürfte. Sie ist neben Phoenix theophrastii Greuter die einzige in Europa beheimatete Palmen-Art. Zwergpalme heißt sie, weil sie am Naturstandort aufgrund der klimatischen Bedingungen oft nur niedrig und gedrungen wächst. An feuchten Standorten oder in der Freilandkultur mit ausreichend Wasserzufuhr jedoch bildet sie einen deutlichen Stamm, der ohne Weiteres bis 5 m Höhe erreichen kann.
Meist bildet die Zwergpalme Adventivsprosse, aus denen sich im Laufe der Zeit neue Triebe, beziehungsweise Stämme entwickeln. Nicht alle Pflanzen bilden Horste, gelegentlich gibt es auch Individuen die nur einen Stamm bilden. Die Blattstiele sind mit spitzen Stacheln bewehrt und können bei Lichtmangel über 1 m lang werden. Chamaerops humilis ist meist zweihäusig, kann aber auch einhäusig sein oder beim Geschlecht driften. Zum Spätsommer bilden sich gelbe, rötliche bis dunkelbraune Früchte.
















Chamaerops humilis kann wegen des vielfätigen Lebensraumes und seiner weiten natürlichen Verbreitung sehr variabel sein. Zahlreiche Sorten, Unterarten oder Varietäten sind beschrieben worden. Lediglich der im nordafrikanischen Atlasgebirge verbreiteten Chamaerops humilis var. cerifera Becc. könnte man einen gewissen Status als Unterart zugestehen, auch wenn das silbergraue Blatt kein stabiles Merkmal ist, sondern von der Intensität der Sonneneinstrahlung abhängt.
Der Gattungsname Chamaerops L. leitet sich ab von gr. "chamai" (= am Boden, niedrig) und gr. "rhops" (= Gebüsch) und meint das Wuchsbild der Art als häufig niedrig wachsende Palme. Das Epitheton humilis stammt von lat. "humilis" (= niedrig) und zielt auf die selbe Eigenschaft ab wie der Gattungsname, den niedrigen Wuchs.
Gut gepflegte und etablierte Pflanzen wachsen im Freiland zügig, bis zu 20 cm Stamm pro Jahr sind an idealen Standorten möglich. Chamaerops humilis friert in kalten Wintern ab –9 °C bis –18 °C zurück, treibt dann oft aber wieder aus. Leider neigt sie etwas zu Feuchtigkeitsschäden am Blatt. Von daher ist ein sonniger, regengeschützter Standort ideal, aber keine Bedingung. Die regelmäßigen Winterränder am alten Blatt lassen sich auch mit Regenschutz kaum vermeiden. Ideal ist ein abgemagerter Boden, beispielsweise auf Schotter und mit Kiesbeigaben. Bei starkem Schneefall ist das Zusammenbinden des Blattwerkes empfehlenswert, weil es sonst zu Brüchen der Blattstiele kommen kann. Die Blüte ist bei uns manchmal zu beobachten, jedoch kommt es leider nur selten zum Fruchtansatz, womöglich weil der Vektor in Mitteleuropa fehlt.
Wählen Sie Exemplare mit mindestens 20 cm Stamm, diese haben ausreichend Substanz, um einen Freilandversuch mit bedarfsweisem Schutz zu überleben. Jüngere Pflanzen müssen Sie in den ersten Jahren komplett schützen, da diese deutlich empfindlicher als erwachsene sind. Die ältesten zwei Exemplare im Tropengarten waren seit 1998 ausgepflanzt und haben 11 Winter ohne Schutz überlebt bevor sie abstarben. Allerdings ist zu bedenken, dass es sich dabei um Großpflanzen im 250 L Container handelte.
Da Chamaerops humilis eine gute Regenerationsfähigkeit aus den unterirdischen Pflanzenbereichen hat, überleben größere Exemplare trotz mehrmaligen Zurückfrierens. Ob allerdings solche Versuche, Großpflanzen über Jahre hinweg am Rand des Exitus zu kleinen Kümmerpflanzen zu degradieren, einen architektionischen Wert für die Gartengestaltung besitzen, ist fraglich. Von daher wäre ein Anbau mit ordentlicher Winter-Umbauung und eventueller Beheizung sicherlich die ästhetischere Alternative.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Jones, D. L. 1994: Palmen. – Könemann Verlag, Köln, 409 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Chamaerops humilis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/chamaerops-humilis.html am Tg.Mo.Jahr.