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Daphne mezereum L.
Gewöhnlicher Seidelbast, Kellerhals, Thymelaeaceae - Seidelbastgewächse
Vorfrühlingblüher, II–IV, 30–150(–250) cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Gewöhnliche Seidelbast ist in Mitteleuropa mäßig häufig und besiedelt gerne Hartholz-Auenwälder, Buchenmischwälder, Eichen-Hainbuchenwälder und subalpine Hochstaudenfluren, gerne auf Kalk und in (sub-)montanen Biotopen. Durch Kultivierung und Urbanisierung der Landschaften ist er heute wesentlich weniger häufig anzutreffen. Auffällig ist die hübsche, rosa farbene Blüte im zeitigen Vorfrühling. Noch vor den Blättern erscheinen die Blüten endständig an den langen, rutenförmigen Ästen. Sie sitzen (meist zu 3) direkt an den Zweigen des Vorjahres (Kauliflorie = Stammblütigkeit). Daphne mezereum Blüten duften sehr intensiv. Die Blätter stehen ebenfalls endständig an den sonst kahlen Zweigen. Die im Herbst reichlich erscheinenden, leuchtend roten Beeren haben einen Durchmesser von 6–10 mm und sind giftig, aber sehr dekorativ.

Daphne mezereum ist in den Vegetationsphase einfach zu identifizieren. Ohne Laub oder Blüte tragen die jüngeren Zweige deutliche Narben der abgefallenen Blätter der Vorjahres; ein recht sicheres Merkmal zur Abgrenzung anderer Sträucher.


Abb. 1 Kulturpflanze von Daphne mezereum, zuerst erscheinen die Blüten, später die Laubblätter, Privatgarten
Abb. 2 Selbst bei Eis und Schnee erscheinen die endständigen, vierzipfligen Blüten von Daphne mezereum, Privatgarten
Abb. 3 Blütenstand des Daphne mezereum, Strunde-Tal, Herrenstrunden, Bergisches Land, 23.02.2014, 173 m, 50° 59' 49 N, 07° 09' 32 O
Abb. 4 Pflanze des Daphne mezereum im Strunde-Tal, Herrenstrunden, Bergisches Land, 08.03.2014, 173 m, 50° 59' 49 N, 07° 09' 32 O
Abb. 5 Blühendes Daphne mezereum in der Eifel bei Dahlem, 15.03.2014, 587 m, 50° 24' 47 N, 06° 30' 35 O
Abb. 6 Blühendes Daphne mezereum im zeitigen Frühjahr in einem Privatgarten
Abb. 7 Heidelandschaft der Hocheifel, Standort des Daphne mezereum bei Dahlem, 15.03.2014, 558 m, 50° 24' 36 N, 06° 31' 13 O
Abb. 8 Wegekreuz zum Gedenken an einen Waldarbeiter am Standort des Daphne mezereum bei Dahlem in der Eifel, 15.03.2014, 558 m, 50° 24' 36 N, 06° 31' 13 O
Abb. 9 Blühender Strauch von Daphne mezereum im März, Botanischer Garten Frankfurt am Main, 117 m, 50° 07' 42 N, 08° 39' 29 O
Abb. 10 Endständige, 4-zipflige Blüten von Daphne mezereum, Privatgarten
Abb. 11 Daphne mezereum am Rande eines Hartholz-Auenwaldes im Wutachtal, Schwarzwald, 657 m, 47° 50' 40 N, 08° 19' 25 O
Abb. 12 Fruchtendes Daphne mezereum im Selscheder Kalkbuchenwald, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 344 m, 51° 18' 54 N, 08° 01' 38 O
Abb. 13 Anordnung der Laubblätter des Daphne mezereum im Selscheder Kalkbuchenwald, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 344 m, 51° 18' 54 N, 08° 01' 38 O
Abb. 14 Reife Früchte von Daphne mezereum im Selscheder Kalkbuchenwald, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 344 m, 51° 18' 54 N, 08° 01' 38 O
Abb. 15 Fruchtender Strauch des Daphne mezereum im Hochsommer in der Nähe vom Schlangenberg bei Breinig, nahe Aachen, 01.08.2015, 283 m, 50° 44' 08 N, 06° 15' 00 O
Abb. 16 Braune Rinde des Daphne mezereum in einem Laubmischwald am Germesberg bei Attendorn, Sauerland, 30.12.2015, 298 m, 51° 08' 18 N, 07° 59' 28 O
Abb. 17 Knospen des Daphne mezereum an den Ästen, Germesberg bei Attendorn, Sauerland, 30.12.2015, 298 m, 51° 08' 18 N, 07° 59' 28 O
Abb. 18 Endständige Laubblätter von Daphne mezereum, Wegböschung am Roßkopf, Sylvensteinsee, 29.05.2021, 967 m, 47° 33' 24 N, 11° 30' 46 O


Die Ableitung des Gattungsnamens Daphne geht auf die Ähnlichkeit von Daphne laureola L., dem Lorbeer-Seidelbast, mit dem Lorbeerbaum (Laurus nobilis L.) zurück: lat. "daphne" (= "laurus", Lorbeerbaum). Sowohl die gelbgrünen Blüten, das immergrüne Blatt, als auch die schwarzen Früchte sind bei beiden Arten sehr ähnlich. Aus der vorlinnéschen Zeit stammt die von J. Bauhin (1650, Historia plantarum universalis I, 5:556) genutzte Bezeichung: "Laureola folio deciduo, sive Mezereum Germanicum", die schon die Ähnlichkeit beider Arten andeutet. Linné etablierte später den Gattungsnamen Daphne. Das Epitheton mezereum geht ebenfalls auf J. Bauhin zurück. Die Bedeutung des Wortes ist ungeklärt, es findet sich schon beim persischen Gelehrten Avicenna.

Die prächtige Blüte im zeitigen Frühjahr und der ausgeprägte Duft sind Gründe, Daphne mezereum vermehrt im Garten anzupflanzen. Er passt hervorragend in das Staudenbeet und toleriert auch lichte Beschattung. Wegen der Giftigkeit der Pflanze wird D. mezereum nicht mehr in der Phytotherapie genutzt. Es gibt jedoch weiterhin homöopathische Anwendungen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Daphne mezereum. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/daphne-mezereum.html am Tg.Mo.Jahr.