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Dipsacus laciniatus L.
Schlitzblatt-Karde, Dipsacaceae - Kardengewächse
Sommerblüher, VII–VIII, 50–120 cm hoch, immergrün, zwei- (mehr-)jährig

Die Schlitzblatt-Karde tritt in der Mitte und im Süden Mitteleuropas selten auf. Ursprünglich stammt sie aus dem Mittel- und Oberrheingraben, hat sich aber inzwischen in vielen anderen Bundesländern etabliert. Die Bestände sind zunehmend. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch, in Nordamerika ist die Art eingebürgert. Bevorzugt siedeln die Pflanzen in Krautfluren, an Waldrändern und auf Ruderalflächen.

Es sind aufrecht wachsende Pflanzen, die meist im zweiten Jahr blühen und danach sterben. Die Laubblätter sind fiederspaltig, am Rand borstig bewimpert und am Grund verwachsen. Die Blüten sind weiß und erscheinen auf den bis zu 10 cm langen, kegelförmigen Blütenköpfen. Die schmalen, verlängerten Blütenhüllblätter sind abstehend und nicht so lang und bogenförmig nach oben gerichtet wie beim Dipsacus fullonum L.

In ihrer gesamten Länge sind die hohlen Stängel dicht stachelig. Um die Stängel herum befinden sich die gegenständigen, sitzenden Blätter, sie sind verwachsen und bilden so einen "Regenfang-Trichter", der bis zu 13 cm tief sein kann. Es ist nicht klar, ob diese Trichter eher als Niederschlags-Sammler oder Insektenbarriere dienen. Bisher unzureichend bewiesen ist eine "fleischfressende Funktion" ertrinkender Insekten, obwohl die Pflanzen gerne an kargen Standorten wachsen. Die reichlich produzierten Samen werden sowohl mit Wind, Wasser als auch durch menschliche Aktivität verbreitet.


Abb. 1 Fiederspaltige Laubblätter des Dipsacus laciniatus, Schotterflur am Lüntenbecker Berg, Wuppertal, 26.06.2024, 191 m, 51° 15' 01 N, 07° 05' 19 O
Abb. 2 Dipsacus laciniatus mit Blütenknospe. Schotterflur am Lüntenbecker Berg, Wuppertal, 26.06.2024, 191 m, 51° 15' 01 N, 07° 05' 19 O
Abb. 3 Weiße Blüten von Dipsacus laciniatus, thermophiler Magerrasen am Lüntenbecker Berg, Wuppertal, 26.06.2024, 188 m, 51° 15' 01 N, 07° 05' 20 O


Möglicherweise geht die Ableitung des Gattungsnamens Dipsacus L. auf das gr. "dipsa" (= Durst) zurück und meint damit das "Regenwasserbecken" der miteinander verwachsenen Stängelblätter, früher auch als "Venuswaschbecken" bezeichnet. Im Lateinischen findet sich mit "dipsacus" (= Karde) die selbe etymologische Wurzel. Das Epitheton laciniatus stammt von lat. "lacinia" (= Fetzen, Streifen), nach den zerschlitzten Laubblättern.

Dipsacus laciniatus wird schon lange in Gärten kultiviert. Die Pflanzen bevorzugen sonnige, offene Stellen im Steingarten, Staudenbeete oder Yuccagarten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Shaw, P. J. A., Shackleton, K. 2011: Carnivory in the Teasel Dipsacus laciniatus. The Effect of Experimental Feeding on Growth and Seed Set. – Plos One, 6 (3), e17935, http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0017935 am 25.08.2013



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2024: Dipsacus laciniatus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/dipsacus-laciniatus.html am Tg.Mo.Jahr.