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Euphorbia dendroides L.
Baum-Wolfsmilch, Euphorbiaceae - Euphorbiengewächse
Winterblüher, XI–IV, 50–300 cm hoch, meist wintergrün, mehrjährig

Die Baum-Wolfsmilch kommt im gesamten Mittelmeerraum vor, wo die Pflanzen küstennah auf Felsstandorten, gerne auf Kalk wachsen. Es sind kugelförmige, meist wintergrüne Sträucher mit typisch mediterranem Wachstumszyklus, da sie im Winter blühen und im Sommer mit Beginn der Trockenzeit ihr Laub meist abwerfen. Die Pflanzen bilden rötliche, bis 14 cm dicke Stämme, verzweigen sich meist regelmäßig di- oder trichotom und leiten entwicklungsgeschichtlich zu den verholzenden Arten der Kanaren und Afrikas über. Die Laubblätter sind länglich-lanzettlich und stehen meist quirlartig am Ende der Zweige. Der Blütenstand ist eine 5–10-strahlige, terminale Scheindolde.

Wie für Euphorbien typisch werden die Blüten plus Hochblätter der Euphorbia dendroides als Cyathium bezeichnet. Der Begriff leitet sich ab von gr. "kyathos" (= Schröpfgefäß) und beschreibt die becherartige Hülle aus Hochblättern unterhalb der Basis der Blüten, die man als "Ersatz" für die fehlenden Blütenblätter sehen kann. Cyathien sind meist grün oder gelblich und eher unscheinbar, bei E. dendroides bestehen sie aus 2 paarigen, ovalen, gelbgrünen Hochblättern. Die 4 Nektardrüsen sind rundlich und unregelmäßig gelappt. Anfangs sind sie gelb, später rötlich. Die Früchte sind kahle Kapseln, die ovale, bis 3 mm große Samen enthalten und durch Aufspringen (Ballochorie) diese heraus schleudern.


Abb. 1 Architektonisch typische, kugelförmige Euphorbia dendroides an der Via Monte Nai in Costa Rei, Sardinien, 14.10.2016, 83 m, 39° 15' 39 N, 09° 34' 11 O
Abb. 2 Hier trichotome Verzweigung von Euphorbia dendroides an einem Wegesrand nach Sa Foradada, Mallorca, 26.09.2007, 173 m, 39° 45' 00 N, 02° 37' 36 O
Abb. 3 Sträucher der Euphorbia dendroides zum Ende des Sommers mit beginnendem Neuaustrieb, oberhalb von Sa Foradada, Mallorca, 26.09.2007, 224 m, 39° 45' 00 N, 02° 37' 39 O
Abb. 4 Jeweils 4 rundliche, gelbe Nektardrüsen finden sich bei Euphorbia dendroides pro Blüte. Macchie an der Chiesa San Leonardo di Balaiana bei Luogosanto, Sardinien, 04.04.2018, 195 m, 41° 02' 48 N, 09° 14' 54 O
Abb. 5 Hellgrüne, kugelförmige Euphorbiae dendroides in der Macchie oberhalb von Costa Rei, Sardinien, 14.10.2016, 43 m, 39° 15' 22 N, 09° 34' 24 O
Abb. 6 Blühender Strauch der Euphorbia dendroides in der Macchie an der Chiesa San Leonardo di Balaiana bei Luogosanto, Sardinien, 04.04.2018, 195 m, 41° 02' 48 N, 09° 14' 54 O
Abb. 7 Der graue, glatte Stamm einer älteren Euphorbia dendroides in der Macchie oberhalb von Costa Rei, Sardinien, 14.10.2016, 43 m, 39° 15' 22 N, 09° 34' 24 O
Abb. 8 Euphorbia characias L. (blaugrün) zusammen mit E. dendroides (hellgrün) in der Macchie am Rio Flumendosa bei Ballao, Sardinien, 17.10.2016, 92 m, 39° 33' 55 N, 09° 20' 20 O


Wahrscheinlich geht der Gattungsname Euphorbia L. auf den um Christi-Geburt lebenden, mauretanischen König Juba II. zurück, der Harz und Pflanzen der Euphorbien, wahrscheinlich der E. mauritanica L., nach seinem Leibarzt Euphorbos benannte. Das Epitheton dendroides stammt von gr. "dendron" (= Baum) und gr. "-oeides" (= -ähnlich), zu "baumähnlich", nach der Wuchsform der Pflanzen.

Euphorbia dendroides ist eine architektonisch ansprechende Art, die in Mitteleuropa nicht winterhart ist. Für eine Kübelkultur ist ein warmes Gewächshaus oder der Wintergarten notwendig, da die Pflanzen ihre Vegetationsphase im Winter haben.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Polunin, O. 2006: Flowers of Greece and the Balkans. – Oxford University Press, Oxford, New York, 592 S.
Schönfelder, I. & Schönfelder, P. 2002: Kosmos Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. – Kosmos-Verlag, Stuttgart, 303 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Euphorbia dendroides. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/euphorbia-dendroides.html am Tg.Mo.Jahr.