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Lysichiton camtschatcensis (L.) Schott
Weiße Scheinkalla, Kamtschatka Stinktier-Kohl, Araceae - Aronstabgewächse
Erstfrühlingblüher, IV–VI, 30–110 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Die Weiße Scheinkalla stammt aus Ostsibirien und Nord-Japan, wo die Art entlang von Gewässern oder in Sümpfen wächst. Die Pflanzen bilden ein vertikales, dickes Rhizom, aus dem im Frühjahr zuerst die Blütenstände, später dann die Laubblätter entspringen. Die Laubblätter sind bis 110 cm lang und 30 cm breit, mit kurzem Blattstiel, aufrecht oder überhängend, ellitpisch bis breit eiförmig, mit keilförmiger Basis und zugespitzem Ende. Der Blütrenstand ist nicht gestielt, erscheint mithin "direkt aus dem Boden", hat ein weißes, bis 30 cm langes, breit lanzettliches Hochblatt (Spatha), das den Kolben mit Abstand, "bootsförmig" umschließt. Auf dem Kolben finden sich zahlreiche, kleine, 4-zählige, zwittrige Blüten ohne Blütenhülle. Kurz nach der Blüte verwelkt das Hochblatt und der Kolben elongiert noch weiter, bis er schließlich umfällt und als länglich ovaler Fruchtstand, dunkelgrüner, "warzenartiger" Fruchtkolben bald mehrere hundert Samen freigibt.

Sehr ähnlich ist der Amerikanische Stinktier-Kohl, Lysichiton americanum Hult. & H St. John., der früher unter L. camtschatcensis eingeordnet wurde, heute aber als eigenständiges Taxon gesehen wird, sich vornehmlich durch die leuchtend gelbe Spatha unterscheidet und etwas größer als das asiatische Pendant ist.



Abb. 1 Die aufrechten, überhängenden oder niederliegenden, "tropisch" wirkenden Laubblätter des Lysichiton camtschatcensis, Japanischer Garten Leverkusen, 27.05.2015
Abb. 2 Zum Herbst hin fallen die Laubblätter des Lysichiton camtschatcensis meist um und ziehen dann ein, Japanischer Garten Leverkusen, 02.10.2016
Abb. 3 Die selbe Pflanze des Lysichiton camtschatcensis wie Abb. 2 im Frühling mit ihren"tropisch" wirkenden Laubblättern, Japanischer Garten Leverkusen, 27.05.2015
Abb. 4 Lysichiton camtschatcensis wirkt prächtig im Zusammenspiel mit anderen Blattstauden, Gruga-Park, Essen, 30.04.2017
Abb. 5 Vor den Laubblättern treiben meist schon die Blütenkolben des Lysichiton camtschatcensis im Frühling aus, Arboretum Bokrijk, Belgien, 01.05.2017
Abb. 6 Blütenkolben mit weißen Hochblättern und erste Laubblätter des Lysichiton camtschatcensis im Frühling, Arboretum Bokrijk, Belgien, 01.05.2017
Abb. 7 Blütenstand des Lysichiton camtschatcensis mit dem weißen Hochblatt, Gruga-Park, Essen, 30.04.2017



Der Gattungsname Lysichiton Schott stammt von gr. "lyein" (= lösen) und gr. "chiton" (= Unterkleid), was soviel wie "mit abgelegtem Unterkleid" bedeutet. Womöglich soll das die geöffnete Spatha (Hüllblatt) beschreiben, die den Kolben weit geöffnet frei gibt. Das Art-Epitheton camtschatcensis bezieht sich auf die Herkunft der Art, die Halbinsel Kamtschatka in Ostsibirien, russisch "Kamcatka".Der deutsche Name Stinktier-Kohl erinnert an den Gestank der Pflanze, mit der die Insekten zur Bestäubung angelockt werden; ein Mechanismus der bei vielen Arten der Aronstabgewächse zu beobachten ist.

Im Gegensatz zum Amerikanischen Stinktier-Kohl ist die Weiße Scheinkalla nur selten in Kultur und bisher kaum als Neophyt registriert. Gleichwohl dürfte hier das selbe Potential zur Ausbreitung bestehen. Über das Rhizom können die Pflanzen sich langsam vegetativ ausbreiten. Abgetrennte Sprosse mit Rhizomstücken bewurzeln leicht. Durch die großen, bis 110 cm langen, gestielten, ledrigen Laubblätter wirken die Pflanzen definitiv als "exotisch-tropische" Bereicherung für den Garten. Zudem bevorzugt die Staude feuchte Stellen im Garten. Der frühe Blühzeitpunkt, teilweise im Spätwinter, mit den prächtigen, weiß leuchtenden Blüten und die später sich entwickelnden, großen, tropischen Blätter sind eine architektonische Bereicherung für den Garten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Huxley, A., Griffiths, M. & Levy, M. 1999: The New Royal Horticultural Society Dictionary of Gardening. – Band I–IV, Macmillan Reference Ltd., London.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2016: Lysichiton camtschatcensis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/lysichiton-camtschatcensis.html am Tg.Mo.Jahr.