Startseite

Mercurialis annua L.
Einjähriges Bingelkraut, Euphorbiaceae - Wolfsmilchgewächse
Ende Frühsommerblüher, VII–X, 20–50 cm hoch, sommergrün, ein-, mehrjährig

Das Einjährige Bingelkraut tritt in Mitteleuropa selten bis verbreitet auf, mit Schwerpunkt in der Mitte und dem Westen Deutschlands; in den übrigen Regionen ist es selten. Ursprünglich stammt es aus dem Mittelmeerraum und ist in Mitteleuropa teilweise schon seit dem Mittelalter eingebürgert (Archäophyt). Meist werden Ruderalstandorte entlang von Wegen, Brachflächen, Ackerfluren oder gestörte Flächen besiedelt. Die Pflanzen sind verzweigt mit gegenständigen, schräg aufrecht wachsenden Seitenzweigen und von unten an beblättert. Die Laubblätter sind eiförmig bis lanzettlich, fast sitzend und stumpf gesägt. Die Blüten erscheinen vom Sommer bis in den Herbst oder Winter und sind unscheinbar mit 3 grünlichen Blütenhüllblättern in endständigen Blütenknäueln oder -rispen. Männliche Blüten stehen meist oberhalb der Blätter, während weibliche sich nahe den Blattachseln befinden. Die Früchte sind kugelig mit spitzen Höckern.


Abb. 1 Männlicher Blütenstand der Mercurialis annua am Wasserfall Kravice in Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 44 m, 43° 09' 22 N, 17° 36' 32 O
Abb. 2 Die Früchte der Mercurialis annua erscheinen in den Blattachseln, Wegesrand im Parco della Caffarella in Rom, 03.02.2018, 29 m, 41° 51' 42 N, 12° 31' 28 O
Abb. 3 Verzweigende Pflanze von Mercurialis annua am Wasserfall Kravice in Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 44 m, 43° 09' 22 N, 17° 36' 32 O
Abb. 4 Blüte von Mercurialis annua zum Jahreswechsel an einem Ruderalstandort am Bahnhof Gruiten-Aprath, 01.01.2016, 179 m, 51° 16' 06 N, 07° 04' 20 O
Abb. 5 Winterblühendes Exemplar der Mercurialis annua vor dem Trafohäuschen am Bahnhof Gruiten-Aprath, 01.01.2016, 179 m, 51° 16' 06 N, 07° 04' 20 O
Abb. 6 Weiters winterblühendes Exemplar der Mercurialis annua vor dem Trafohäuschen am Bahnhof Gruiten-Aprath, 01.01.2016, 179 m, 51° 16' 06 N, 07° 04' 20 O
Abb. 7 Männliche Blütenstände der Mercurialis annua an einem Wegesrand im Parco della Caffarella in Rom, 03.02.2018, 23 m, 41° 51' 46 N, 12° 31' 13 O
Abb. 8 Blühende Pflanze der Mercurialis annua in einer Grasflur, Wegesrand am Vogelsangpass, Kaiserstuhl, 19.06.2019, 375 m, 48° 05' 10 N, 07° 41' 31 O


Die Abgrenzung der Mercurialis annua von den anderen zwei Arten der Gattung ist recht einfach. Das ähnliche Eiblättrige Bingelkraut, Mercurialis ovata Sternb. & Hoppe, hat eiförmige Blätter, ist meist unverzweigt und kommt nur im Donautal vor, während das Wald-Bingelkraut, Mercurialis perennis L., unverzweigt ist und nicht von unten an beblättert.

Der Gattungsnamen Mercurialis L. leitet sich ab von lat. "mercurius" (= Merkur). Welches Motiv hinter dieser Benennung steht, ist nicht eindeutig. Mögliche Erklärungen wären 1. die Verfärbung getrockneter Pflanzen, die an Quecksilber erinnert, dem Element der Alchemisten, das mit dem Planeten Merkur assoziiert ist, oder 2. der antike Name "Mercurialis spicata", der als das weibliche Gegenstück des männlichen "Mercurialis testicularis" galt und als Ausdruck der Männlichkeit gesehen wurde. Das Epitheton annua stammt von lat. "annus" (= Jahr) und bezieht sich auf die Lebensdauer der Pflanzen.

Mercurialis annuae sind unscheinbare Pflanzen, die gut als Bodendecker in kalkhaltigen, schattigen Gartenbereichen zum Einsatz kommen könnten. Naturnahe Gärten oder parkähnliche Anlagen wären weitere Einsatzmöglichkeiten. Man sollte ausreichend offenen Boden im Garten gewährleisten, damit sich die Pflanzen erfolgreich aussäen können.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkusrionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Mercurialis annua. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/mercurialis-annua.html am Tg.Mo.Jahr.