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Musa balbisiana Colla
synonym:
 Musa × paradisiaca ssp. seminifera (Lour.) Baker
 Musa dechangensis J. L. Liu & M. G. Liu
 Musa liukiuensis (Matsum.) Makino ex Kuroiwa
 Musa lushanensis J. L. Liu
 Musa luteola J. L. Liu
 Musa seminifera Lour.
Balbis' Banane, Südindische Ess-Banane, Musaceae - Bananen
Sommerblüher (in Mitteleuropa), III–XI, 6–8 m hoch, sommergrün, mehrjährig

Balbis' Banane ist eine ausdauernde, kältetolerante Banane die aus einem Gebiet von Südindien über Myanmar und Thailand bis auf die südostasiatischen Inseln stammt. Natürlicherweise wächst sie dort in immergrünen Wäldern bis in Höhen von etwa 1.100 m über NN. Als eine der beiden häufigsten Elternarten heute kultivierter Bananen, neben Musa acuminata Colla, gehört sie zu den wichtigsten Arten der Gattung und wird mithin in vielen warmen Regionen der Welt angebaut.

Die Pflanzen bilden Pseudostämme bis etwa 6 m Höhe und 30 cm Durchmesser am Grund. Pseudostämme deshalb, weil es sich nicht um Stammbildung im echten Sinne handelt, sondern diese aus den Blattscheiden bestehen. Die Pseudostämme sind grün-gelblich, wachsartig überzogen, an den Blattscheiden oft schwarz gefleckt und nahe am Grund oft rötlich gefärbt. Die Laubblätter haben bis 75 cm lange Blattstiele, sind länglich-oval bis lanzettlich, bis 3 m lang, 60 cm breit, oberseits grün und unterseits mehr oder weniger grau-grün. An der Blattachse findet sich oft eine gelbgrüne Färbung. Der Blütenstand ist hängend bis pendelnd, bis 2,5m lang, mit kahlem Stiel und Achse (Rachis). Er trägt farbintensive, innen rot-purpurfarbene und außen braun-rot bis gelb-grüne, ovale bis lanzettliche Hochblätter. Zuerst erscheinen die weiblichen Blüten, später die männlichen. An den weiblichen Blüten bleiben die Hochblätter lange am Blütenstand fixiert und sind nach dem Aufblühen zurück geschlagen. Hingegen fallen die Hochblätter an den männlichen Blüten rasch ab. Sukzessive erscheinen 8–15 weibliche Blütenbüschel (im englischen Sprachraum als "hands" bezeichnet), die jeweils aus 2 Reihen mit insgesamt 15–16 Blüten bestehen. Die Perigonblätter der weiblichen Blüten sind rundlich bis breit oval und weiß, rosafarben bis bräunlich-rot mit weit herausragendem, hellbraunem Stempel. Die männlichen Blüten stehen in Büscheln zu 20 in 2 Reihen je Hochblatt. Die Büschel erscheinen sukzessive oder auch gleichzeitig in Schüben und verlieren rasch die Hochblätter. Die Perigonblätter sind purpurfarben bis weiß, rundlich bis breit oval, bis 5 cm lang und haben gelbliche bis orangefarbene Zähnchen. Später bilden sich je weiblichem Büschel 15–16 Beerenfrüchte (Bananenfrüchte) in 2 Reihen. Die Früchte sind grau-grün, bis 13 cm lang, deutlich kantig mit verschmälerter Basis, die in einen grünen Fruchtstiel ausläuft. Das Fruchtende läuft meist in eine kurze, bis 2 cm lange, bräunliche, kantige Säule aus. Die Früchte enthalten zahlreiche, braune, bis 1 cm große, warzige Samen.

Im Gegensatz zur ebenfalls kältetoleranten Japanischen Faserbanane, Musa basjoo Siebold & Zucc. ex Linuma, sind die Früchte der M. balbisiana genießbar. Die Art wird im Himalaya daher auch für die Fruchternte angebaut. Sie hybridisiert leicht mit anderen Arten und ist neben M. acuminata die wichtigste Ursprungsart der Mehrzahl aller heutigen Essbananen: "Musa balbisiana [...] has frequently been recorded as crossing naturally with other species (e. g. acuminata, nagensium, sikkimensis, textilis)" (Simmonds & Weatherup 1990).

Entsprechend des großen Verbreitungsgebietes sind einige Unterarten beschrieben worden. Im Gegensatz zur äußerst variablen M. acuminata jedoch bleibt M. balbisiana recht "überschaubar" in ihren Merkmalen, trotz der zahlreichen Synonyme. Siehe auch Gattung Musa L.


Abb. 1 Frucht- und Blütenstand der Musa balbisiana nahe Kalimpong, West-Bengalen, Indien, 25.07.2003, K. C. Pradhan
Abb. 2 Frucht- und Blütenstand der Musa balbisiana in einem Garten an der Straße nach Loharkhet, Uttarakhand, Indien, 02.04.2004, 1.579 m, 30° 01' 41 N, 79° 57' 13 O
Abb. 3 Großer Horst der Musa balbisiana in einem Privatgarten in Peshot auf etwa 1.800 m über NN, West-Bengalen, Indien, 22.05.2000
Abb. 4 Frucht- und Blütenstand der Musa balbisiana in einem Privatgarten in Kalimpong, West-Bengalen, Indien, 02.04.2004


Der Gattungsname Musa wurde von Linné etabliert und ist schon in antiken Quellen vorhanden. Linné hatte hierfür die älteste Bezeichnung gewählt, die es für die Gattung gab. Welches Benennungsmotiv dem Namen allerdings zugrunde liegt, ist nicht klar. Zumindest ist es keine Ehrung von Antonius Musa, dem Leibarzt des Augustus, da das Idiom wesentlich älter als die Person Antonius Musa und wohl indochinesischen Ursprungs (von chin. "maozi" = üppige Frucht) ist. Das Epitheton balbisiana wurde zu Ehren des italienischen Botanikers Giovanni Battista Balbis (1765–1831) etabliert.

Von Musa balbisiana gibt es nur wenige Berichte eines erfolgreichen Anbaus im mitteleuropäischen Freiland. Trotzdem bleibt anzumerken, dass die Pflanzen im engeren Sinne nicht winterhart sind. Die Freilandkultur der M. balbisiana gestaltet sich wie bei M. basjoo. Nach den ersten tieferen Frösten erfrieren die Blätter, dann die Blätter abschneiden und den verbliebenen Stamm mulchen. Sie können auch den Stamm etwa 30–40 cm oberhalb des Bodens abschneiden und diesen mitmulchen. Auch ungeschützte Exemplare überleben einen Durchschnittswinter, sofern es sich um ältere Pflanzen mit entsprechend großem Wurzelstock handelt. Erfahrungsgemäß ist aber nur regelmäßiger Schutz ein Garant für langfristig tropisches Ambiente im Sommer - und natürlich für das dauerhafte Überleben der Pflanzen im Garten. Musa balbisiana sollte eventuell trocken abgedeckt werden, da sie etwas empfindlicher auf feuchte Kühle reagiert als M. basjoo. Zudem ist es ratsam, nur große Pflanzen ins Freiland zu setzen, wenn diese schon Schößlinge gebildet haben und einen kräftigen Stamm vorweisen. Ein sonniger, warmer Standort mit lockerem, sich rasch erwärmendem Boden ist hilfreich für ein ausreichendes Wachstum, da die Pflanzen mehr Wärme als M. basjoo benötigen.

Von Musa balbisiana gibt es zahlreiche Kultivare, die hinsichtlich der Fruchtbildung selektiert wurden. An den Naturstandorten werden zudem Hybriden mit anderen Arten gepflanzt, die dem Fruchtanbau dienen, Faserlieferant oder Tierfutter sind.

Referenz
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Simmonds, N. W. & Weatherup, S. T. C. 1990: Numerical taxonomy of the wild bananas (Musa). – New phytologist, 115(3), 567–571.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2023: Musa balbisiana. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/musa-balbisiana.html am Tg.Mo.Jahr.