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Musa griersonii Noltie
mögliche Synonyme (nach Noltie 1994):
 Musa paradisiaca ssp. seminifera var. dubia G. King ex K. M. Schum.
 Musa sapientum var. dubia (G. King ex K. M. Schum.) A. M. Cowan & Cowan
Bhutan Banane, Musaceae - Bananen
Sommerblüher (in Mitteleuropa), III–XI, 3–4 m hoch, sommergrün, mehrjährig

Die Bhutan Banane stammt von einer einzigen bisher bekannten Lokalität im Süden Bhutans, oberhalb von Sarpang, in subtropischen Wäldern auf 740 m über Meereshöhe.

Die Pflanzen bilden Pseudostämme bis etwa 3 m Höhe. Pseudostämme deshalb, weil es sich nicht um Stammbildung im echten Sinne handelt, sondern diese aus den Blattscheiden bestehen. Die Pseudostämme sind braun-purpurfarben gefleckt und wachsartig überzogen. Die Blattstiele sind bis 50 cm lang, in den unteren Teilen bereift, dunkel purpurfarben unterseits und grünlich geflügelt. Die Laubblätter sind 2–2,5 m lang, länglich, unterseits bereift mit schwarz-purpurfarbener Mittelachse. Der Blütenstand ist hängend bis pendelnd mit verlängerter, männlicher Blütenstandsachse. Er trägt farbintensive, außen rot-purpurfarbene und innen rosarote, randständig cremefarbene Hochblätter. Zuerst erscheinen die weiblichen Blüten, später die männlichen. An den weiblichen Blüten bleiben die Hochblätter lange am Blütenstand fixiert und sind nach dem Aufblühen zurück geschlagen. Hingegen fallen die Hochblätter an den männlichen Blüten rasch ab. Sukzessive erscheinen 7 oder mehr weibliche Blütenbüschel (im englischen Sprachraum als "hands" bezeichnet), die jeweils aus 2 Reihen mit jeweils 22 oder mehr Blüten bestehen. Die Perigonblätter der weiblichen Blüten sind rosa- bis cremefarben, etwa 3,5 cm lang mit etwa 4 mm langen Zähnen, freie Perigonblätter sind etwa 2,5 cm lang. Es finden sich 5 Staminoden (sterile Staubblätter), die kürzer als das freie Perigon sind. Die männlichen Blüten sind orangefarben-gelb, etwa 4,5 cmlang, 1 cm breit, mit 4 mm langen Zähnen. Die freien Perigonblätter sind etwa 2 cm lang, die Staubblätter sind kürzer als das Gesamtperigon.

Siehe auch Gattung Musa L.


Abb. 1 Im Austrieb sind die Laubblätter der Musa griersonii unterseits rötlich, später grün. In der Flora, 16.05.2003
Abb. 2 Langjährig erfolgreich angebauter, mehrstämmiger Horst von Musa griersonii in der Flora, 16.05.2003


Der Gattungsname Musa wurde von Linné etabliert und ist schon in antiken Quellen vorhanden. Linné hatte hierfür die älteste Bezeichnung gewählt, die es für die Gattung gab. Welches Benennungsmotiv dem Namen allerdings zugrunde liegt, ist nicht klar. Zumindest ist es keine Ehrung von Antonius Musa, dem Leibarzt des Augustus, da das Idiom wesentlich älter als die Person Antonius Musa und wohl indochinesischen Ursprungs (von chin. "maozi" = üppige Frucht) ist. Das Epitheton griersonii wurde zu Ehren von Andrew John Charles Grierson (1929–1990) etabliert, einem Autor der Flora of Buthan.

Von Musa griersonii gibt es nur wenige Berichte eines erfolgreichen Anbaus im mitteleuropäischen Freiland. Trotz einzelner positiver Berichte bleibt anzumerken, dass die Pflanzen im engeren Sinne nicht winterhart sind. Die Freilandkultur der M. griersonii gestaltet sich wie bei M. basjoo. Nach den ersten tieferen Frösten erfrieren die Blätter, dann die Blätter abschneiden und den verbliebenen Stamm mulchen. Sie können auch den Stamm etwa 30–40 cm oberhalb des Bodens abschneiden und diesen mitmulchen. Auch ungeschützte Exemplare überleben einen Durchschnittswinter, sofern es sich um ältere Pflanzen mit entsprechend großem Wurzelstock handelt. Erfahrungsgemäß ist aber nur regelmäßiger Schutz ein Garant für langfristig tropisches Ambiente im Sommer - und natürlich für das dauerhafte Überleben der Pflanzen im Garten. Musa griersonii sollte eventuell trocken abgedeckt werden, da sie etwas empfindlicher auf feuchte Kühle reagiert als M. basjoo. Zudem ist es ratsam, nur große Pflanzen ins Freiland zu setzen, wenn diese schon Schößlinge gebildet haben und einen kräftigen Stamm vorweisen. Ein sonniger, warmer Standort mit lockerem, sich rasch erwärmendem Boden ist hilfreich für ein ausreichendes Wachstum, da die Pflanzen mehr Wärme als M. basjoo benötigen.

Referenz
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Noltie, H. J. 1994: Notes relating to the flora of Bhutan: 28. Eriocaulaceae (Eriocaulon), Musaceae (Musa), Cyperaceae (Actinoscirpus). – Edinburgh Journal of Botany, 51, 169–174.
Simmonds, N. W. & Weatherup, S. T. C. 1990: Numerical taxonomy of the wild bananas (Musa). – New phytologist, 115(3), 567–571.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2023: Musa griersonii. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/musa-griersonii.html am Tg.Mo.Jahr.