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Potentilla tabernaemontani Asch.
Synonym:
 Potentilla verna L. nom. ambig.
 Potentilla neumanniana Rchb.
Gewöhnliches Frühlings-Fingerkraut, Rosaceae - Rosengewächse
Ende Erstfrühlingblüher, III–VI, 05–15 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Das Gewöhnliche Frühlings-Fingerkraut tritt der Mitte und im Süden von Mitteleuropa verbreitet bis zerstreut auf, Richtung Norden wird es selten oder fehlt ganz. Bevorzugt siedelt es in den Mittelgebirgen auf Trocken- und Halbtrockenrasen, auf Fels-, Kies- und Sandstandorten oder entlang von Wegen, Dämmen oder Böschungen. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch.

Es gehört zu den früh blühenden Fingerkräutern und kann sich durch Legtriebe rasenartig ausbreiten, mithin also prächtige gelbe Farbteppiche im Frühling bilden. Stängel und Blätter sind von einfachen Haaren bedeckt, glänzend grün. Die Grundblätter sind 5–9-zählig, wobei das mittlere Blättchen nicht oder nur sehr kurz gestielt ist und im vorderen Drittel regelmäßig mit 5–7 Zähnen. Unterseitig sind die Laubblätter mit einfachen Haaren bedeckt, ohne Sternhaare. Die Stängel sind 3–5-blütig, wobei die Blüten 5 hellgelbe Kronblätter aufweisen, die sehr variabel sind, von verkehrt herzförmig bis schwach ausgerandet, fast doppelt so lang wie die Kelchblätter.

Das Gewöhnliche Frühlings-Fingerkraut ist eine sehr variable Art. Das ältere Synonym Potentilla verna wird nicht mehr verwendet, da es nicht eindeutig eine Art beschreibt. Manche Autoren sehen P. neumanniana als gültiges Binomen an.


Abb. 1 Die 5-zähligen Blüten von Potentilla tabernaemontani, auf dem Bausenberg, Niederzissen, Eifel, 17.04.2015, 284 m, 50° 27' 50 N, 07° 13' 23 O
Abb. 2 Rasenartiger Bestand der Potentilla tabernaemontani, Bausenberg, Niederzissen, Eifel, 17.04.2015, 291 m, 50° 27' 52 N, 07° 13' 29 O
Abb. 3 Blüten der Potentilla tabernaemontani auf einer Wiese an der Rheinbrohler Ley, 12.04.2017, 200 m, 50° 29' 09 N, 07° 20' 24 O
Abb. 4 Potentilla tabernaemontani zwischen Vulkangestein auf dem Bausenberg, Niederzissen, Eifel, 17.04.2015, 291 m, 50° 27' 52 N, 07° 13' 29 O
Abb. 5 Bodendeckender Teppich der Potentilla tabernaemontani auf Schutt im Steinbruch in Aachen-Hahn, 01.08.2015, 279 m, 50° 42' 20 N, 06° 11' 24 O
Abb. 6 Teppich der Potentilla tabernaemontani auf vermoostem Fels im Steinbruch Aachen-Hahn, 01.08.2015, 275 m, 50° 42' 15 N, 06° 11' 23 O
Abb. 7 Rasenförmiger Bestand der Potentilla tabernaemontani auf einer Magerwiese an der Lippe bei Wesel, 30.04.2016, 26 m, 51° 38' 19 N, 06° 38' 15 O
Abb. 8 Die 5-zähligen Blüten von Potentilla tabernaemontani auf einer Magerwiese an der Lippe bei Wesel, 30.04.2016, 26 m, 51° 38' 19 N, 06° 38' 15 O
Abb. 9 Laubblätter der Potentilla tabernaemontani in einem Haltrockenrasen auf Feldspatbasalt der Erpeler Ley, Erpel, 16.09.2021, 159 m, 50° 34' 56 N, 07° 14' 44 O
Abb. 10 Blütenstände von Potentilla tabernaemontani in einem Haltrockenrasen auf Feldspatbasalt der Erpeler Ley, Erpel, 16.09.2021, 159 m, 50° 34' 56 N, 07° 14' 44 O


Die Abgrenzung der Potentilla tabernaemontani von den anderen Arten der Gattung ist oft recht schwierig, da die Art sehr formenreich ist und sich oft nur durch kleine Merkmale wie der Behaarung von anderen Arten unterscheidet. Hilfreich ist der Blühzeitpunkt im zeitigen Frühjahr, gelegentlich mit schwächerer Nachblüte im Hochsommer.

Nicht gesichert ist das Motiv des Gattungsnamens Potentilla durch Linné. Möglicherweise kommt eine Lautverschiebung vom Tormentill (mittel-lateinisch "tormentilla"), der Blutwurz, P. erecta (L.) Raeusch., in Betracht oder der Gattungsname leitet sich ab von lat. "potentia" (= Macht, Kraft, Wirksamkeit) mit dem Diminutivsuffix "-illa", was sich auf die angebliche Wirkung als Stärkungsmittel und die adstringierende Eigenschaften der Blutwurz bezieht. Das Epitheton tabernaemontani wurde nach Bad Bergzabern gebildet; von lat. "Tabernae" (= Rheinzabern) und lat. "mons" (Berg).

Potentillae tabernaemontani sind hübsche, immergrüne Bodendecker mit einer ausgesprochen frühen Blüte im zeitigen Frühjahr. Sie bevorzugen warme, sonnige Standorte, auch auf Fels, im Steingarten oder Alpinum. Die Pflanzen breiten sich langsam über die niederliegenden Triebe aus. Im Gartenbau wird das Gewöhnliche Frühlings-Fingerkraut häufig als P. neumanniana angeboten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Potentilla tabernaemontani. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/potentilla-tabernaemontani.html am Tg.Mo.Jahr.