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Saponaria officinalis L.
Gewöhnliches Seifenkraut, Echtes Seifenkraut, Caryophyllacaeae - Nelkengewächse
Hochsommerblüher, VI–XI, 40–80 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Das Gewöhnliche Seifenkraut tritt in Mitteleuropa überwiegend verbreitet auf, in den Gebirgen zerstreut. Das Verbreitungsgebiet reicht von Europa bis nach Sibirien. Die Art wurde wahrscheinlich schon vor 1.500 n. Chr. nach Mitteleuropa eingeführt (Archäophyt). In Amerika ist das Gewöhnliche Seifenkraut eingebürgert. Bevorzugt besiedeln die Pflanzen Ruderalstandorte, besonders in Auenlandschaften. Möglicherweise ist die Art ursprünglich auf Flussschotterfluren heimisch. Die Pflanzen breiten sich über das kriechende Rhizom aus und können so große Kolonien bilden. Wurzelbruchstücke bewurzeln leicht und bilden neue Pflanzen. Die Stängel sind aufrecht, feinflaumig oder kahl, mit kreuzgegenständigen, breit lanzettlichen, 3-nervigen Laubblättern. Die Blütenstände sind doldig, stehen in den Achseln der Laubblätter und tragen zahlreiche, weiße oder rötliche, bis 2 cm breite, oft gefüllte Blüten. Ähnlich der Roten Lichtnelke, Silene dioica (L.) Clairv., findet sich am Schlundeingang der Krone eine kleinere Nebenkrone. Die Kelchblätter sind grün, oft rötlich unterlaufen und zu einer 2–2,5 cm langen Röhre verwachsen. Nach der Blüte vertrocknen die Kelche und geben die zahlreichen, schwarzbraunen, rundlichen, flach nierenförmigen Samen frei.


Abb. 1 Individuenreicher Bestand der Saponaria officinalis auf einem Damm im Dorf auf Langeoog. Wahrscheinlich stammt die Kolonie aus einem der anliegenden Gärten. Süderdünenring, 05.07.2010, 2 m, 53° 44' 32 N, 07° 29' 17 O
Abb. 2 Gefüllte Blüte der Saponaria officinalis an der gut die Anlage der kleinen Nebenkrone erkennbar ist. Langeoog, Süderdünenring, 23.07.2014, 2 m, 53° 44' 32 N, 07° 29' 17 O
Abb. 3 Blütenstand der Saponaria officinalis auf Langeoog, Süderdünenring, 23.07.2014, 2 m, 53° 44' 32 N, 07° 29' 17 O
Abb. 4 Prächtiger Bestand von Saponaria officinalis auf Langeoog, Süderdünenring, 23.07.2014, 2 m, 53° 44' 32 N, 07° 29' 17 O
Abb. 5 Kreuzgegenständige Laubblätter von Saponaria officinalis, Langeoog, 23.07.2014, 2 m, 53° 44' 32 N, 07° 29' 17 O
Abb. 6 Reife Kapselfrüchte der Saponaria officinalis, Nahe-Aue bei Bingen-Büdesheim, Rheinland-Pfalz, 15.08.2015, 84 m, 49° 56' 40 N, 07° 53' 58 O
Abb. 7 Schwarzbraune, nierenförmige Samen von Saponaria officinalis, Nahe-Aue bei Bingen-Büdesheim, Rheinland-Pfalz, 15.08.2015, 84 m, 49° 56' 40 N, 07° 53' 58 O
Abb. 8 Blüten einer Saponaria officinalis an einem Straßenrand nahe dem Smith Roach Gap, Shenandoah, Virginia, 10.10.2019, 827 m, 38° 20' 25 N 78° 33' 33 W
Abb. 9 Die Kapselfrüchte im Inneren der Kelchröhre bei Saponaria officinalis öffnen sich mit vier Zipfeln, Nahe-Aue bei Bingen-Büdesheim, Rheinland-Pfalz, 15.08.2015, 84 m, 49° 56' 40 N, 07° 53' 58 O
Abb. 10 Bestand der Saponaria officinalis auf einer Wiese im Rheinbogen bei Stürzelberg am Campingplatz, 13.07.2012, 37 m, 51° 09' 35 N, 06° 51' 04 O
Abb. 11 Blütenstand von Saponaria officinalis auf einer Sandbank im Rheinbogen bei Stürzelberg, 13.07.2012, 32 m, 51° 09' 34 N, 06° 50' 14 O
Abb. 12 Blühende Saponaria officinalis an einem Waldsaum auf der Rheinbrohler Ley, 23.06.2018, 189 m, 50° 29' 08 N, 07° 20' 26 O
Abb. 13 Rotfärbung der Blütenkelche. Die noch unreifen Fruchtkapseln erscheinen grün an der Spitze der Kelchröhre. Saponaria officinalis im Rheinbogen bei Stürzelberg, 13.07.2012, 32 m, 51° 09' 37 N, 06° 50' 13 O
Abb. 14 Blühende Saponaria officinalis auf einer Sandbank im Rheinbogen bei Stürzelberg, 06.08.2010, 32 m, 51° 09' 34 N, 06° 50' 14 O


Der Gattungsname Saponaria L. stammt von lat. "sapo" (= Seife). Dies ist wahrscheinlich ein germanisches Lehnwort, welches erst im Spätlatein und Spätgriechischen die heutige Bedeutung erlangte, da in der Antike Seife im eigentlichen Sinne noch nicht genutzt wurde. Das Rhizom der S. officinalis enthält Saponin, welches eine stark aufschäumende Abkochung als Waschmittel ergibt. Das Epitheton officinalis kommt von lat. "officina" (= Werkstatt), im Sinne von Apotheke, beziehungsweise Offizin, und ergibt sich aus der Nutzung der Pflanzen als Arzneimittel und Detergentium.

Für den Garten bietet sich das Gewöhnliche Seifenkraut als langblühender Sommerflor an. Es gibt verschiedene Kultursorten mit Unterschieden in der Blühfarbe und der Blütenform. Gefüllte Blüten sind besonders hübsch. Will man die Bestände klein halten, bietet sich eine flache Rhizomsperre an.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Saponaria officinalis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/saponaria-officinalis.html am Tg.Mo.Jahr.