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Vinca minor L.
Kleines Immergrün, Apocynaceae - Hundsgiftgewächse
Ende Erstfrühlingblüher, III–VI, 10–20 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Das Kleine Immergrün tritt in Mitteleuropa fast überall verbreitet auf. Ursprünglich stammt es aus Südosteuropa bis Kleinasien und wurde wahrscheinlich schon mit den Römern nach Mitteleuropa gebracht und ist seither hier eingebürgert (Archäophyt). Bei Vinca minor kann man dies noch heute erkennen, da man Pflanzen verwildert nahe Siedlungen oder an ehemaligen Siedlungsorten findet; scheinbar wilde Standorte im Wald sind Hinweise auf ehemalige Besiedlung.

Vinca minor ist eine kriechende, immergrüne, bodendeckende Pflanze, die nur mit den Blühtrieben etwas aufsteigt. Einzelne Pflanzen können mehrere Quadratmeter Boden bedecken. An den Knoten bewurzeln die Triebe leicht und können so selbständige Klone bilden. Die Blätter sind lanzettlich bis elliptisch, bis 2,5 cm breit, lederatig, nicht bewimpert, dunkel grün. Die Blüten stehen einzeln, sind meist blau, selten weiß oder rosa, 5-zipflig mit 9–11 mm langer Röhre und 2–3 cm breitem Kronsaum. Später bilden sich bis 2,2 cm lange Balgfrüchte.

Apocynaceae sind die Hundsgiftgewächse, eine Familie die ihren deutschen Namen nach Apocynum cannabinum L. erhielt, dem nordamerikanischen Indianischen Hanf, der für Vergiftungen von Haustieren verantwortlich ist, da alle Teile der Pflanze Toxine enthalten. Ein bekannter Vertreter der Hundsgiftgewächse ist der Oleander, Nerium oleander L., dessen Blüte sehr ähnlich dem Kleinen Immergrün ist. Es handelt sich ebenfalls um relativ giftige Pflanzen.


Abb. 1 Aus Gartenbeständen verwilderte Vinca minor im Strunde-Tal, Herrenstrunden, Bergisches Land, 08.03.2014, 168 m, 50° 59' 50 N, 07° 09' 22 O
Abb. 2 Bodendeckende Kolonie der Vinca minor im Wutach-Tal, Schwarzwald, 05.04.2010, 720 m, 47° 50' 27 N, 08° 20' 49 O
Abb. 3 Aufsteigende Blühtriebe der Vinca minor mit erkennbarer Blütenröhre, Lahntal, Runkel, 21.04.2013, 117 m, 50° 25' 03 N, 08° 06' 48 O
Abb. 4 Bodendeckende, blühende Kolonie der Vinca minor im Lahntal, Runkel, 21.04.2013, 117 m, 50° 25' 03 N, 08° 06' 48 O
Abb. 5 Blüten der Vinca minor im Lahntal, Runkel, 21.04.2013, 117 m, 50° 25' 03 N, 08° 06' 48 O
Abb. 6 Dunkelviolette Blüte der Vinca minor in den Weinbergen bei Bickensohl, Kaiserstuhl, 18.03.2017, 293 m, 48° 04' 32 N, 07° 39' 05 O


Der Gattungsname Vinca L. ist eine Verkürzung aus lat. "vincapervinca" (= Immergrün), von Linné womöglich wegen der Doppelbedeutung mit lat. "vincere" (= winden) als Gattungsname etabliert. Im Englischen und anderen Sprachen ist dieser Wortstamm noch heute erhalten, engl. "periwinkle" (= Immer-, Singrün). Das Epitheton minor stammt von lat. "minus" (= kleiner) und ist eine Abgrenzung zum mediterranen Großen Immergrün, Vinca major L., das in allen Teilen größer ist.

Vincae minores sind hervorragende immergrüne Bodendecker, die Schattendruck und Wurzelkonkurrenz von Bäumen tolerieren. Die Pflanzen wachsen auf leicht sauren als auch leicht basischen Böden, sind anspruchslos und man kann verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Blütenfarben setzen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J., Ebel, F., Hanelt, P. & Müller, G. K. 2007: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Band 5, Krautige Nutz- und Zierpflanzen. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 874 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Vinca minor. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/vinca-minor.html am Tg.Mo.Jahr.