Orobanche arenaria Borkh.
synonym: Phelipanche arenaria (Borkh.) Pomel
Sand-Sommerwurz, Sand-Blauwürger, Orobanchaceae - Sommerwurzgewächse
Frühsommerblüher, VI–VIII, 10–50 cm hoch, sommergrün, ein-, mehrjährig
Die Sand-Sommerwurz ist in Mitteleuropa selten und kommt nur an wenigen Standorten im Mittelrheingebiet, Sachsen-Anhalt und Nordostdeutschland vor, ansonsten fehlt sie fast ganz. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch. Die Pflanzen sind Vollschmarotzer auf dem Feld-Beifuß, Artemisia campestris L., und besiedeln bevorzugt basenhaltige Felsfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen auf Sand. Die Stängel sind einfach, hellgelb und bis zur Ähre mehr oder weniger gleichmäßig dicht mit eiförmig-elliptischen bis breit lanzettlichen Schuppenblättern besetzt. Der Blütenstand ist eine dichte, 15–30-blütige Traube. Die Einzelblüten sind 2–3 cm lang, hell blauviolett und an der Unterlippe mit abgerundeten Lappen. Der Kelch ist mehr oder weniger einfarbig hellgelb, glockig, mit 4 pfriemlichen Zähnen und 3 Hochblättern. Die Narbe ist weißlich bis hell gelb.
Manche Autoren trennen die Gattung Phelipanche Pomel von der Gattung Orobanche L. ab und akzeptieren für die Sand-Sommerwurz P. arenaria als gültiges Binomen. Phelipanche zeichnet sich durch röhrig-glockige, nicht geteilte Kelche aus, die zwar 4–5-spaltig sein können, aber eine komplette Zirkumferenz aufweisen. Zudem finden sich 2 seitliche Vorblätter, die teilweise auf dem Kelch verwachsen sind. Die Blüten sind kurz gestielt. Bei Orobanche sensu strictu hingegen ist der Kelch mehr oder weniger komplett 2-teilig mit 2 voneinander getrennten Kelchsegmenten. Es finden sich keine seitlichen Vorblätter. Die Blüten sind fast sitzend.
Vollschmarotzer wie die Sand-Sommerwurz sind Pflanzen, die kein eigenes Chlorophyll produzieren und daher auf die Ernährung durch die Wirtspflanze angewiesen sind. Bei den Sommerwurzen ist die Spezialisierung auf die Wirtsart oft relativ ausgeprägt und die Sand-Sommerwurz ist nur auf Artemisia campestris beschränkt. Bei der Diagnose spielt daher die Wirtspflanze durchaus eine Rolle. Am besten gelingt diese bei voll erblühten Sommerwurzen.
Die Lebensdauer von Orobanche arenaria hängt unter anderem vom Wirt ab. Absterbende Feld-Beifuß bedingen das Absterben der Sommerwurz. Potentiell sind die Pflanzen jedoch mehrjährig. Nach der Blüte sterben die Sprosse (einschließlich der Speicherknollen?) und produzieren Samen, die bei Anwesenheit von Wirtspflanzen keimen können.








Der Gattungsname Orobanche L. stammt von gr. "orobos" (Kichererbse) und gr. "agchein" (= würgen, ersticken), nach der in Südeuropa heimischen O. crenata Forssk., die ein wichtiger Kulturschädling von Hülsenfruchtgewächsen ist. Das Epitheton arenaria stammt von lat. "arenarius" (= Sand-, Strand-), nach dem Standort auf sandigen Böden.
Sommerwurze sind weniger geeignet für eine Gartenkultur.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Orobanche arenaria. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/orobanche-arenaria.html am Tg.Mo.Jahr.