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Polypodium interjectum Shivas
synonym:
  Polypodium vulgare ssp. prionodes Rothm.
 Polypodium cambricum L. × vulgare L.
Gesägter Tüpfelfarn, Mittlerer Tüpfelfarn, Polypodiaceae - Tüpfelfarngewächse
10–50 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Der Gesägte Tüpfelfarn ist wahrscheinlich aus der Hybride Polypodium cambricum × vulgare entstanden, denn in prähistorischer Zeit dürfte P. cambrium in Mitteleuropa heimisch gewesen sein. Die Art kommt in Mitteleuropa selten bis verbreitet vor, mit Schwerpunkt in den westlichen Mittelgebirgen, bayrischen Jura und der Ostseeküste. Im Gegensatz zum P. vulgare besiedelt er gerne kalkhaltige schattige Mauern und Felsstandorte. Bevorzugt findet man ihn an luftfeuchten Standorten, wo er in dichten Beständen auftreten kann, während er in anderen Gegenden völlig fehlt. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch.

Die Wedel sind einfach, wechselständig gefiedert mit wenig gesägten bis glattrandigen Fiedern, haben einen ovalen bis eiförmig-lanzettlichen Umriss (meist 2–4 × so lang wie breit), mit abgestumpfter Basis, die abrupt in den Stiel übergeht. Die Grundfiedern neigen bei Reife dazu, nach innen zu zeigen. Auf der Unterseite der Fiedern finden sich gelbliche, anfangs elliptische, später eher rundliche Sporengruppen (Sori), die wegen ihrer "tüpfelartigen" Anordnung der Gattung den Namen gaben. Die Sori sind nicht von einem Häutchen (Indusium) bedeckt und können von der Blattunterseite abgeschabt werden.

Neben Polypodium interjectum kommt in Mitteleuropa noch das häufigere und sehr ähnliche P. vulgare als weiterer Vertreter der Gattung vor. Letzterer Tüpfelfarn hat einen eher lanzettlichen Umriss der Wedel und kürzere, rundliche Sori. Die Abgrenzung der Arten und Hybriden kann schwierig sein.

Polypodium interjectum Polypodium vulgare Polypodium cambricum
ovaler Umriss (meist 2–4 × so lang wie breit), mit abgestumpfter Basis, die abrupt in den Stiel übergeht. Grundfiedern neigen bei Reife dazu, nach innen zu zeigen.
Die Sori sind gelblich, elliptisch und können von der Blattunterseite abgeschabt werden.
durchgehend lanzettlicher bis länglich-lanzettlicher Umriss (meist 3–6 × so lang wie breit), Grundfiedern eher abstehend.
Sori in der Jugend rund, in der Reife dunkel.
Umriss eher breit (> 50 % breiter als lang) und gewöhnlich 3-eckig (am breitesten an der Basis), Grundfiedern nach innen gefaltet.
Sori bei Reife gelblich bis kastanienbraun
Tab. 1 Vergleich Polypodium interjectum, P. vulgare und P. cambricum


Abb. 1 Kolonie des Polypodium interjectum auf einem Schlackenfelsen am Kraterrand des Bausenberg, Niederzissen, 10.09.2014, 326 m, 50° 28' 01 N, 07° 13' 25 O
Abb. 2 Polypodium interjectum zusammen mit der Hirschzunge, Asplenium scolopendrium L., in einem Laubmischwald auf Kalk im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, 09.04.2016, 123 m, 51° 20' 03 N, 06° 58' 15 O
Abb. 3 Kolonie des Polypodium interjectum am Fuße des Teutoburger Walds, Jakobsberg, Tiefer Weg bei Amshausen, 26.02.2014, 171 m, 52° 02' 04 N, 08° 25' 01 O
Abb. 3 Vergleich der runden Sori auf der Unterseite der Fiedern beim Polypodium vulgare (oben) mit den länglichen Sori des P. interjectum (unten), Privatgarten, 16.08.2015
Abb. 5 Polypodium interjectum in der Kalksteinwand der Hohen Anna bei Brilon, Sauerland, 07.01.2015, 490 m, 51° 23' 22 N, 08° 35' 10 O
Abb. 6 Unterseite eines Wedels des Polypodium interjectum mit den rundlichen, "tüpfelartigen" Sporengruppen, Hohe Anna bei Brilon, Sauerland, 07.01.2015, 490 m, 51° 23' 22 N, 08° 35' 10 O
Abb. 7 Polypodium interjectum auf Kalksteinfelsen in einem Buchenwald am Freeden, Bad Iburg, Niedersachsen, 13.03.2015, 218 m, 52° 09' 23 N, 08° 04' 55 O


Der Gattungsname Polypodium L. geht auf gr. "poly" (= viel) und gr. "podion" (= Füßchen) zurück und verweist auf das kriechende, 2-zeilige Rhizom der Art. Das Epitheton interjectum stammt von lat. "interiectus" (= dazwischen gestellt), was sich auf Stellung zwischen P. cambricum und P. vulgare bezieht.

Polypodium interjectum ist ein dekorativer immergrüner Farn, der sich problemlos im Garten integrieren lassen. Etwas feuchtere, schattige bis sonnige Lagen auf Kalk werden gut vertragen. Pflanzen die sich wohlfühlen, breiten sich gerne aus, sowohl über Ausläufer als auch Keimung. Natürlicherweiser neigt P. interjectum zur Koloniebildung, was man in der Gartengestaltung nutzen kann, indem man die Pflanzen als Bodendecker setzt.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2024: Polypodium interjectum. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/polypodium-interjectum.html am Tg.Mo.Jahr.