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Polypodium vulgare L.
Gewöhnlicher Tüpfelfarn, Engelsüß, Polypodiaceae - Tüpfelfarngewächse
10–50 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Der Gewöhnliche Tüpfelfarn kommt in Mitteleuropa zerstreut bis verbreitet vor. Bevorzugt besiedelt er luftfeuchte Standorte, wo er in dichten Beständen auftreten kann, während er in trockeneren Gegenden meist völlig fehlt. Typische Standorte sind bodensaure Mischwälder, die Dünen der Küste, schattige Mauern und Felshabitate. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch, nach manchen Autoren auch zirkumpolar. Meistens gedeiht er als Geophyt, kommt bei entsprechend feuchten Bedingungen gelegentlich auch als Epiphyt auf bemoosten Bäumen, Totholz oder Sträuchern vor.

In Mitteleuropa sind die Pflanzen meist immergrün, während sie in sommertrockenen und -heißen Klimaten oft wintergrün sind. Beispielsweise vertrocknen die Wedel oft im mediterranen Sommer, um mit den herbstlichen Regenfällen wieder neu auszutreiben. Die Wedel sind einfach, wechselständig gefiedert mit glattrandigen Fiedern und haben einen lanzettlichen bis länglich-lanzettlichen Umriss (meist 3–6 × so lang wie breit) und die Grundfiedern sind ausgebreitet, nicht nach innen geneigt. Auf der Unterseite der Fiedern finden sich die rundlichen, dunklen Sporengruppen (Sori), die wegen ihrer "tüpfelartigen" Anordnung der Gattung den Namen gaben. Die Sori sind nicht von einem Häutchen (Indusium) bedeckt.

Neben Polypodium vulgare kommt in Mitteleuropa noch der sehr ähnliche Gesägte Tüpfelfarn, P. interjectum Shivas, als weiterer Vertreter der Gattung vor und wird von manchen Autoren als Teil der Artengruppe P. vulgare agg. gesehen. Polypodium interjectum hat einen eher ovalen Umriss der Wedel und länglichere Sori. Die Abgrenzung der Arten und Hybriden kann schwierig sein.

Polypodium interjectum Polypodium vulgare Polypodium cambricum
ovaler Umriss (meist 2–4 × so lang wie breit), mit abgestumpfter Basis, die abrupt in den Stiel übergeht. Grundfiedern neigen bei Reife dazu, nach innen zu zeigen.
Die Sori sind gelblich, elliptisch und können von der Blattunterseite abgeschabt werden.
durchgehend lanzettlicher bis länglich-lanzettlicher Umriss (meist 3–6 × so lang wie breit), Grundfiedern eher abstehend.
Sori in der Jugend rund, in der Reife dunkel.
Umriss eher breit (> 50 % breiter als lang) und gewöhnlich 3-eckig (am breitesten an der Basis), Grundfiedern nach innen gefaltet.
Sori bei Reife gelblich bis kastanienbraun
Tab. 1 Vergleich Polypodium interjectum, P. vulgare und P. cambricum


Abb. 19 Vergleich der runden Sori auf der Unterseite der Fiedern beim Polypodium vulgare (oben) mit den länglichen Sori des Gesägten Tüpfelfarns, P. interjectum, (unten), Privatgarten, 16.08.2015
Abb. 5 Kolonie des Polypodium vulgare im Schatten unterhalb eines Sanddornstrauches, Hippophae rhamnoides L., in den Graudünen auf Langeoog, 15.07.2012, 3 m, 53° 45' 07 N, 07° 35' 28 O
Abb. 6 Polypodium vulgare in einem Laubmischwald am Steilhang des Rotenfels, Bad Münster am Stein, Nahe-Tal, 21.03.2014, 227 m, 49° 48' 59 N, 07° 50' 36 O
Abb. 9 Polypodium vulgare mit Trockenschäden im oberen Bereich des südöstlichen Steilhangs am Rotenfels, Bad Münster am Stein, Nahe-Tal, 21.03.2014, 288 m, 49° 49' 02 N, 07° 50' 28 O
Abb. 4 Polypodium vulgare zusammen mit Corydalis solida am Rotenfels, Bad Münster am Stein, Nahe-Tal, 21.03.2014, 238 m, 49° 48' 58 N, 07° 50' 33 O
Abb. 13 Polypodium vulgare zusammen mit dem Braunen Streifenfarn, Asplenium trichomanes L., in an einer Sandsteinwand im Tal des Sulzbächle bei St. Roman, Schwarzwald, 10.04.2015, 555 m, 48° 19' 09 N, 08° 17' 33 O
Abb. 15 Bestand des Polypodium vulgare an einem Wegesrand auf Sand südöstlich vom Ewigen Meer, 18.07.2019, 6 m, 53° 32' 24 N, 07° 27' 13 O
Abb. 16 Bestand des Polypodium vulgare auf Vulkangestein im Flaumeichen-Wald am Lenzenberg, Kaiserstuhl, 13.03.2015, 447 m, 48° 03' 43 N, 07° 39' 16 O
Abb. 17 Instabile Kultursorte des Polypodium vulgare 'Cornubiense', die die Mutation nur an Teilen der Wedel zeigt, Privatgarten bei Zülpich, 10.07.2016
Abb. 18 Ungewöhnlich: Polypodium vulgare zusammen mit der Weißen Fetthenne, Sedum album L., in einer nördlich exponierten Felswand nahe Kobern, 15.08.2015, 177 m, 50° 18' 04 N, 07° 28' 01 O
Abb. 24 Polypodium vulgare in der Westruper Heide bei Haltern am See, 05.12.2015, 48 m, 51° 44' 04 N, 07° 14' 36 O
Abb. 25 Im Herbst austreibende Wedel des Polypodium vulgare in einer Granitfelswand in den Bergen des Sette Frattelli, Sardinien, 18.10.2015, 666 m, 39° 16' 41 N, 09° 25' 37 O
Abb. 26 Wedel des Polypodium vulgare mit gut sichtbarem, dunkelbraunem, dicht filzigem Wurzelgeflecht auf einem Granitblock im Hartlaubwald in den Bergen des Sette Frattelli, Sardinien, 18.10.2015, 620 m, 39° 16' 34 N, 09° 25' 19 O
Abb. 28 Filigrane Wedel des Polypodium vulgare 'Cornubiense'. Oben ist ein Wedel der Nominalform zu erkennen, Privatgarten, 31.07.2017
Abb. 1 Auf einem bemoosten Ast sitzende Kolonie des Polypodium interjectum im 'The Lost Gardens of Heligan' in St. Austell, Cornwall, 07.03.2018
Abb. 2 Kolonie des Polypodium interjectum im Tremenheere Sculpture Gardens, Penzance, Cornwall, UK, 05.03.2018
Abb. 4 Kolonie des Polypodium interjectum auf einer Steinbrücke im Tremenheere Sculpture Gardens, Penzance, Cornwall, UK, 05.03.2018

Neben Polypodium vulgare kommt in Mitteleuropa noch das sehr ähnliche P. interjectum Shivas als weiterer Vertreter der Gattung vor. Letzterer Tüpfelfarn hat einen eher eiförmig lanzettlichen Umriss der Wedel und etwas länglichere Sori. Die Abgrenzung der Arten und Hybriden kann schwierig sein.

Der Gattungsname Polypodium L. geht auf gr. "poly" (= viel) und gr. "podion" (= Füßchen) zurück und verweist auf das kriechende, 2-zeilige Rhizom der Gattung. Das Epitheton vulgare stammt von lat. "vulgaris" (= allgemein bekannt, gewöhnlich). Der deutsche Name "Engelsüß" erklärt sich durch das süßlich schmeckende Rhizom, welches in der Volksmedizin als Husten- und Schleimlöser angewandt wurde.

Polypodium vulgare ist ein dekorativer immergrüner Farn, der sich problemlos im Garten integrieren lässt. Etwas feuchtere, schattige bis halbschattige Lagen werden gut vertragen. Pflanzen die sich wohlfühlen, breiten sich gerne aus, sowohl über Ausläufer als auch Keimung. Natürlicherweiser neigt P. vulgare zur Koloniebildung, was man in der Gartengestaltung nutzen kann, indem man die Pflanzen als Bodendecker setzt. Der Gewöhnliche Tüpfelfarn gedeiht auf sauren und basenreichen Bodenverhältnissen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2024: Polypodium vulgare. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/polypodium-vulgare.html am Tg.Mo.Jahr.