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Agrimonia procera Wallr.
Großer Odermennig, Rosaceae - Rosengewächse
Sommerblüher, VI–IX, 50–180 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Große Odermennig tritt in Mitteleuropa zerstreut bis selten auf, oft unbeständig. Es wird angenommen, dass die Pflanzen entweder schon vor 1.500 n. Chr. (Archäophyt) eingewandert sind oder aus Kulturbeständen entstanden sind. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch. Bevorzugt werden kalkfreie, oft saure Stellen besiedelt, entlang von unbefestigten Wegen, Waldrändern, Bahndämmen, Gebüschsäumen oder an ruderalen Standorten. Zur Blütezeit sind die leuchtenden, gelben, traubigen Blütenstände leicht erkennbar. Die 5-zähligen Blüten öffnen sich dabei schrittweise von unten nach oben, so dass häufig neben Früchten und offenen Blüten noch Knospen gleichzeitig an einem Blütenstand zu sehen sind. Typischerweise sind die Pflanzen mit zahlreichen Drüsenhaaren besetzt und duften aromatisch nach Zitrone. Nur im oberen Stängelbereich stehen lange Haare. Die Laubblätter sind unregelmäßig gefiedert, mit kleineren und größeren Fiederblättchen und groben Zähnen, entfernt ähnlich dem Echten Mädesüß, Filipendula ulmaria (L.) Maxim. Unterseits sind die Blätter grün bis graugrün, nicht filzig wie beim Kleinen Odermennig, Agrimonia eupatoria L. In reifem Zustand sind die glockenförmigen Früchte nur bis zur Hälfte, oft nur seicht, gefurcht oder fast ungefurcht und die untersten Stacheln sind herabgeschlagen. Die Früchte haften sich an vorbeistreifende Tiere und können so durch Klettverbreitung relativ weit fortgetragen werden. Hierfür sind die Blütenbecher mit hakenförmigen Borsten besetzt, die sich im Fell von Tieren verfangen.

Abb. 1 Blütenstand der Agrimonia procera, Wahner Heide, Troisdorf, 30.06.2013, 92 m, 50° 52' 13 N, 07° 09' 51 O
Abb. 2 Pflanze der Agrimonia procera am Rande eines Weges in der Wahner Heide, Troisdorf, 30.06.2013, 92 m, 50° 52' 13 N, 07° 09' 51 O
Abb. 3 Laubblatt mit großen und kleinen Fiederblättchen von Agrimonia procera, Wahner Heide, Troisdorf, 30.06.2013, 92 m, 50° 52' 13 N, 07° 09' 51 O
Abb. 4 Die nur teilweise gefurchten Früchte von Agrimonia procera, an einer Straßenböschung bei Ennepetal-Paddenöde, 25.06.2017, 225 m, 51° 16' 26 N, 07° 24' 01 O
Abb. 5 Ein typischer Standort von Agrimonia procera an einer Straßenböschung bei Ennepetal-Paddenöde, 25.06.2017, 225 m, 51° 16' 26 N, 07° 24' 01 O


Die Abgrenzung vom ähnlichen Kleinen Odermennig, Agrimonia eupatoria L., ist manchmal etwas schwierig. Beim Kleinen Odermennig sind die glockenförmigen Früchte in reifem Zustand mindestens 3/4 bis vollständig deutlich gefurcht. Unterseits sind die Laubblätter graugrün, oft filzig. Die Stängel sind mit kurzen und langen Deckhaaren besetzt. Die Pflanzen duften nur wenig bis gar nicht.

Nicht vollständig gesichert ist die Ableitung des Gattungsnamens Agrimonia L. Möglich wäre eine volksetymologische Ableitung von gr. "argemone" (= Stachelmohn) oder lat. "ager" (= Acker) als Hinweis auf die Standorte an Ackerrändern. Das Epitheton procera stammt von lat. "procerus" (= von schlankem Wuchs) und beschreibt die Form der traubigen Blütenstände.

Der Große Odermennig ist gewiss eine dekorative, einheimische Staude für den sonnigen Standort. Idealerweise ist der Boden neutral bis leicht sauer und darf auch trockener sein. Die wohlduftenden Pflanzen kommen gut an Bewegungsflächen zur Geltung, wo man den Duft genießen kann.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2017: Agrimonia procera. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/agrimonia-procera.html am Tg.Mo.Jahr.