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Agrimonia eupatoria L.
Kleiner Odermennig, Rosaceae - Rosengewächse
Hochsommerblüher, VII–IX, 15–150(–180) cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Kleine Odermennig tritt in Mitteleuropa überwiegend verbreitet auf, ist lediglich im Nordwesten selten. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch. Bevorzugt siedelt er an kalk- und basenhaltigen, sonnigen Stellen, entlang von unbefestigten Wegen, Waldrändern, Gebüschsäumen oder an ruderalen Standorten. Zur Blütezeit sind die leuchtend gelben, traubigen Blütenstände leicht erkennbar. Die 5-zähligen Blüten öffnen sich dabei schrittweise von unten nach oben, so dass häufig neben Früchten und offenen Blüten noch Knospen gleichzeitig an einem Blütenstand zu sehen sind. Im Gegensatz zum Großen Odermennig, Agrimonia procera Wallr. tragen die Pflanzen des Kleinen Odermennigs nur wenige Drüsenhaare und duften kaum. Im oberen Stängelbereich stehen lange und kurze Deckhaare. Die Laubblätter sind unregelmäßig gefiedert, mit kleineren und größeren Fiederblättchen und groben Zähnen, entfernt ähnlich dem Echten Mädesüß, Filipendula ulmaria (L.) Maxim. Unterseits sind die Blätter graugrün, oft filzig. Im reifen Zustand sind die glockenförmigen Früchte 3/4 bis vollständig deutlich gefurcht und die untersten Stacheln sind aufrecht bis waagerecht abstehend. Die Früchte haften sich an vorbeistreifende Tiere und können so durch Klettverbreitung relativ weit fortgetragen werden. Hierfür sind die Blütenbecher mit hakenförmigen Borsten besetzt, die sich im Fell von Tieren verfangen.


Abb. 1 Blüten der Agrimonia eupatoria am Wegesrand im Selscheder Kalkbuchenwald, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 362 m, 51° 19' 01 N, 08° 02' 03 O
Abb. 2 Gering filzige Blattunterseite von Agrimonia eupatoria, in einer Wiese im NSG Zillertal, Bochum, 21.06.2017, 82 m, 51° 30' 45 N, 07° 13' 44 O
Abb. 3 Laubblatt der Agrimonia eupatoria mit kleineren und größeren Fiederblättchen und groben Zähnen, Vogelsang-Bachtal, Heiligenhaus, 09.08.2015, 123 m, 51° 20' 13 N, 06° 58' 40 O
Abb. 4 Früchte der Agrimonia eupatoria, vollständig gefurcht mit hakenförmigen Borsten am Rand des Fruchtbechers, lange und kurze Deckhaare. Auf Kalk am Finkenberg bei Lengerich, 09.07.2016, 141 m, 52° 11' 03 N, 07° 53' 30 O
Abb. 5 Weich behaarter Stängel der Agrimonia eupatoria, in einer Wiese im NSG Zillertal, Bochum, 21.06.2017, 82 m, 51° 30' 45 N, 07° 13' 44 O
Abb. 6 Individuenreicher Bestand der Agrimonia eupatoria mit Pflanzen in Blüh- und Fruchtphase. Wegesrand im Urft-Tal, Eifel, 10.08.2016, 437 m, 50° 30' 50 N, 06° 36' 31 O
Abb. 7 Blütenstand der Agrimonia eupatoria, Selscheder Kalkbuchenwald, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 362 m, 51° 19' 01 N, 08° 02' 03 O
Abb. 8 Früchte der Agrimonia eupatoria, 2/3-gefurcht am Fruchtbecher und aufrechte unterste Stacheln (durch Kippung der Frucht daher nach unten weisend). Wegesrand im Urft-Tal, Eifel, 10.08.2016, 437 m, 50° 30' 50 N, 06° 36' 31 O
Abb. 9 Blütenstand der Agrimonia eupatoria, Vogelsang-Bachtal, Heiligenhaus, 09.08.2015, 123 m, 51° 20' 13 N, 06° 58' 40 O
Abb. 10 Stängel und Laubblätter von Agrimonia eupatoria, Vogelsang-Bachtal, Heiligenhaus, 09.08.2015, 123 m, 51° 20' 13 N, 06° 58' 40 O
Abb. 11 Blütenstand der Agrimonia eupatoria, Parkplatz nahe Kobern, Moseltal, 15.08.2015, 177 m, 50° 18' 04 N, 07° 28' 01 O
Abb. 12 Laubblätter der Agrimonia eupatoria am Wegesrand oberhalb der Kravice-Wasserfälle, Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 76 m, 43° 09' 26 N, 17° 36' 35 O
Abb. 13 Herbstfärbung der Laubblätter von Agrimonia eupatoria, Wegesrand im Urfttal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 10.10.2018, 437 m, 50° 30' 50 N, 06° 36' 31 O
Abb. 14 Herbstfärbung der Rachis und Früchte von Agrimonia eupatoria, Wegesrand im Urfttal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 10.10.2018, 437 m, 50° 30' 50 N, 06° 36' 31 O


Die Abgrenzung vom ähnlichen Großen Odermennig, Agrimonia procera, ist manchmal etwas schwierig. Beim Großen Odermennig sind die glockenförmigen Früchte in reifem Zustand nur bis zur Hälfte, oft nur seicht, gefurcht oder fast ungefurcht. Die untersten Stacheln der Früchte sind herab geschlagen. Unterseits sind die Blätter grün bis graugrün, nicht filzig. Die Stängel sind nur mit langen Deckhaaren besetzt. Die Pflanzen duften aromatisch.

Nicht vollständig gesichert ist die Ableitung des Gattungsnamens Agrimonia L. Möglich wäre eine volksetymologische Ableitung von gr. "argemone" (= Stachelmohn) oder lat. "ager" (= Acker) als Hinweis auf die Standorte an Ackerrändern. Das Epitheton eupatoria ist wahrscheinlich eine vorlinnäische Umbildung von gr. "eu" (= gut) und gr. "hepar" (= Leber) zu hepatorium (= Pflanze gegen Leberleiden) und beschreibt den arzneilichen Gebrauch des Odermennigs.

Der Kleine Odermennig ist gewiss eine dekorative, einheimische Staude für den sonnigen Standort. Idealerweise ist der Boden neutral bis kalkhaltig und darf auch trockener sein. In Exotenpflanzungen, Steingärten und Staudenbeeten kommt er gut zur Geltung.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Agrimonia eupatoria. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/agrimonia-eupatoria.html am Tg.Mo.Jahr.