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Dipsacus pilosus L.
Behaarte Karde, Dipsacaceae - Kardengewächse
Hochsommerblüher, VIIIX, 60120(200) cm hoch,
sommergrün, zwei- (mehr-)jährig
Die Behaarte Karde tritt in Mitteleuropa selten bis zerstreut auf und fehlt
im Nordwesten weitgehend. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch. Sie
findet sich in feuchten Säumen und Krautfluren, entlang von Bächen
oder an unbefestigten Wegen. Nach Süden hin und in der Mitte wird sie
etwas häufiger, da die Pflanzen bevorzugt auf Kalk wachsen und in den
Mittelgebirgen eher passende Bedingungen finden. Ähnlich der Wilden
Karde, Dipsacus fullonum L.,
errreichen die Pflanzen fast Mannshöhe und können besonders an
schattigen und nährstoffreichen Stellen bis 2 m hoch werden. Die
Stängel sind zerstreut stachelig. Die Stängelblätter sind
entweder ungeteilt oder haben am Ansatz zwei Fiederblättchen; sie sind
gestielt und daher nicht verwachsen. Die Blütenköpfe sind typisch
kugelig mit weißen Einzelblüten, aus denen die kleinen, violetten
Staubbeutel herausragen. Die Spreublätter (die "Stacheln" der
Köpfchen) sind nicht länger als die Blütenkronen.
Abb. 1 Bestand von Dipsacus pilosus im Strunde-Tal, Bergisches Land, 13.07.2014, 160 m, 50° 59' 49 N, 07° 09' 39 O | Abb. 2 Gestielte und daher nicht verwachsene Laubblätter des Dipsacus pilosus im Strunde-Tal, Bergisches Land, 13.07.2014, 160 m, 50° 59' 49 N, 07° 09' 39 O |
Abb. 3 Blütenkopf von Dipsacus pilosus im Strunde-Tal, Bergisches Land, 13.07.2014, 160 m, 50° 59' 49 N, 07° 09' 39 O | Abb. 4 Laubblatt mit zwei Fiederblättchen am Grund bei Dipsacus pilosus, Strunde-Tal, Bergisches Land, 13.07.2014, 160 m, 50° 59' 49 N, 07° 09' 39 O |
Abb. 5 Blütenköpfchen von Dipsacus pilosus mit der Behaarung und den Spreublättern, Rheinbogen bei Stürzelberg, 13.07.2016, 35 m, 51° 09' 39 N, 06° 50' 47 O | Abb. 6 Dipsacus pilosus mit Frucht- und Blütenköpfchen am Ufer der Nahe in der Nahe-Aue bei Bingen-Büdesheim, Rheinland-Pfalz, 15.08.2015, 84 m, 49° 56' 41 N, 07° 53' 53 O |
Abb. 7 Blütenköpfchen des Dipsacus pilosus mit weißen Kronblättern und dunkelvioletten Staubgefäßen, Nahe-Aue bei Bingen-Büdesheim, Rheinland-Pfalz, 15.08.2015, 84 m, 49° 56' 41 N, 07° 53' 53 O | Abb. 8 Fruchtköpfchen des Dipsacus pilosus mit Spreublättern, die auch an der Spitze bewimpert sind, Strunde-Tal, Bergisches Land, 18.10.2014, 160 m, 50° 59' 49 N, 07° 09' 39 O |
Abb. 9 Zerstreut stacheliger Stängel des Dipsacus pilosus, Waldweg im NSG Haus Burlo bei Coesfeld, 01.09.2018, 96 m, 52° 02' 32 N, 07° 15' 16 O | Abb. 10 Pflanze des Dipsacus pilosus am Rheinufer bei Stürzelberg, 06.08.2010, 32 m, 51° 09' 34 N, 06° 50' 14 O |
Abb. 11 Vergleich der Blütenköpfchen der Schlanken Karde, Dipsacus strigosus Willd. ex Roem. & Schult. (links), mit der am selben Standort vorkommenden D. pilosus (rechts), Rheinbogen bei Stürzelberg, 13.08.2016, 35 m, 51° 09' 39 N, 06° 50' 46 O | Abb. 12 Etwa 2 m hohe Pflanze des Dipsacus pilosus an einem Waldweg im NSG Haus Burlo bei Coesfeld, 01.09.2018, 96 m, 52° 02' 32 N, 07° 15' 16 O |
Die Abgrenzung des Dipsacus pilosus vom ähnlichen D. laciniatus
L., der Schlitzblättrigen Karde, ist recht einfach, da letztere
deutlich gefiederte Laubblätter hat. Die Wilde Karde,
Dipsacus fullonum L., hat
längliche Blütenköpfe und lila Blütenblätter. Die
Abgrenzung des D. pilosus vom ähnlichen
D. strigosus Willd. ex Roem.
& Schult. ist manchmal schwierig. Unterscheidungsmerkmale
sind:
Dipsacus strigosus |
Dipsacus pilosus |
Köpfchen 3040
mm Spreublätter lang, die Blütenkrone überragend Spitzen der Spreublätter ohne Wimpern Kronenblätter blassgelb mit hellgelben Staubgefäßen Früchte graubraun mit schwarzen Streifen Blütezeit meist VIVII |
Köpfchen 2030
mm Spreublätter kürzer als die Blütenkrone Spitzen der Spreublätter mit Wimpern Kronenblätter weiß mit schwarzvioletten Staubgefäßen Früchte braun, glatt ohne schwarze Streifen Blütezeit meist länger, VIIIX |
Möglicherweise geht die Ableitung des Gattungsnamens Dipsacus L.
auf das gr. "dipsa" (= Durst) zurück und meint damit das "Regenwasserbecken"
der miteinander verwachsenen Stängelblätter beim D. fullonum,
früher auch als "Venuswaschbecken" bezeichnet. Im Lateinischen findet
sich mit "dipsacus" (= Karde) die selbe etymologische Wurzel. Das Epitheton
pilosus stammt von lat. "pilosus" (= behaart) und bezieht sich auf
die behaarte Sprossachse.
Die volkstümliche, deutsche Bezeichnung "Karde" geht auf die frühere
Nutzung der Blütenköpfe zum Aufkratzen von Wolle zurück. Das
Werkzeug für diesen Arbeitsgang nennt sich im Althochdeutschen "Karda",
ein Wortstamm der sich in Kardätschen (die Bürsten zum Glattstreichen
von Pferdefell) wiederfindet. "Karde" geht ursprünglich zurück
auf lat. "carduus" (= Distel).
Dipsacus pilosus wird schon länger in Gärten als Kulturpflanze
genutzt, denn ihre Blüten sind dekorative Ergänzungen für
das Staudenbeet. Da es sich meist um Zweijährige handelt, kann man entweder
entsprechend die Pflanzbeete vorbereiten, indem man Flächen frei hält,
um eine spontane Keimung von "Nachwuchs" zu ermöglichen, oder man zieht
selber neue Pflanzen im Kaltgewächshaus aus Saat. Verschiedene Kultursorten
und Kreuzungen sind im Handel erhältlich. Ideal wäre ein halbschattig
bis sonniger Platz auf basenreichen Böden.
Referenzen
Ahrens, W. 2007: Zur Unterscheidung von Dipsacus pilosus L. und
Dipsacus strigosus Willdenow ex Roemer et Schultes. Mitt. florist.
Kart. Sachsen-Anhalt, 12, 7175.
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2017: Dipsacus pilosus.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/dipsacus-pilosus.html am Tg.Mo.Jahr.
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