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Hyacinthoides non-scripta (L.) Chouard
synonym: Endymion non-scriptus (L.) Garcke
Hyacinthus
non-scriptus L.
Scilla
nutans Sm.
Atlantisches Hasenglöckchen, Hyacinthaceae - Hyazinthengwächse
auch: Asparagaceae -
Spargelgewächse
Spätfrühlingblüher, IVVI, 1540(50) cm hoch,
vorsommergrün, mehrjährig
Das Atlantische Hasenglöckchen tritt im Nordwesten Mitteleuropas selten
auf, ansonsten fehlt es ganz. Die niederrheinischen Standorte liegen an der
östlichen Grenze seines Verbreitungsgebietes. Es kommt lichten
Laubmischwäldern des Flachlands vor und zeigt alte Waldbestände
an, in dessen dichter Humus- und Laubschicht ein Konkurrenzvorteil besteht,
da es dicke Schichten verrottenden Materials im Frühjahr problemlos
durchdringt. Im Winter und Frühjahr sind hohe Niederschläge wichtig.
Überschwemmung wird aber nicht toleriert, weshalb man Hyacinthoides
non-scripta nicht in regelmäßig überfluteten Auwäldern
findet.
Noch vor der Belaubung der Baumschicht im Frühjahr treibt Hyacinthoides
non-scripta aus und blüht dunkel blau. An Standorten mit hoher Dichte
bilden sich dann prächtige, blaue Farbenteppiche. Als Zwiebelpflanze
überwintert H. non-scripta mit bis zu 1,5 cm großen Zwiebeln,
aus denen im Frühjahr 36 grundständige, lineale Blätter
wachsen. Der traubige Blütenstand trägt einseitswendige (nach einer
Seite stehende, beziehungsweise geneigte), dunkelblaue Glockenblüten.
Manchmal finden sich auch hellblaue oder weiße Sippen. Typischerweise
trägt das Perigon (Perigon, weil sich Kelch- und Kronblätter nicht
unterscheiden lassen) am Ende einen zurückgerollten Zipfel.
Hyacinthoides non-scripta ist die einzige einheimische Art der Gattung
in Deutschland. Gelegentlich finden sich verwilderte Pflanzen des Spanischen
Hasenglöckchens, H. hispanica (Mill.) Rothm. oder die Hybriden
(H. ×massartiana Geerink) beider Arten. Die Abgrenzung zu H.
non-scripta kann manchmal schwierig sein. Hyacinthoides non-scripta
hat deutlich dunklere Blüten, bei H. hispanica und H.
×massartiana sind die Blütenstände meist nicht einseitswendig
sondern mehr oder weniger radiär symmetrisch und die Blüten sind
oft heller.
Abb. 1 Einseitswendige Blütenstände der Hyacinthoides non-scripta, Laubmischwald bei Doveren, Niederrhein, 04.05.2013, 58 m, 51° 02' 19 N 06° 14' 48 O | Abb. 2 Bestand von Hyacinthoides non-scripta zusammen mit der Großen Sternmiere, Stellaria holostea L., Laubmischwald bei Doveren, Niederrhein, 05.05.2021, 60 m, 51° 02' 06 N 06° 14' 50 O |
Abb. 3 Blauer "Teppich" von Hyacinthoides non-scripta, bei Doveren, Niederrhein, 05.05.2021, 60 m, 51° 02' 16 N 06° 14' 50 O | Abb. 4 Verwilderte Hyacinthoides non-scripta, beziehungsweise H. ×massartiana an einer Straßenböschung, bei Wuppertal-Vohwinkel, 12.04.2014, 261 m, 51° 12' 48 N 07° 10' 58 O |
Abb. 5 Verwilderte Hyacinthoides ×massartiana mit unterschiedlichen Blütenfarben, Wuppertalsperre, 20.05.2013, 255 m, 51° 10' 57 N, 07° 18' 23 O | Abb. 6 Pflanzen der Hyacinthoides non-scripta mit weißem Perigon bei Doveren, Niederrhein, 04.05.2013, 58 m, 51° 02' 20 N 06° 14' 45 O |
Abb. 7 Hellblütige Hyacinthoides ×massartiana in einem Massenbestand des Bärlauchs, Allium ursinum L., in der Urdenbacher Kämpe bei Düsseldorf, 41 m, 51° 07' 07 N 06° 52' 34 O | Abb. 8 Blüten der Hyacinthoides non-scripta an einer weitestgehend einseitswendigen Traube in einem Privatgarten |
Abb. 9 Zahlreich im zeitigen Frühjahr austreibende Blätter der Hyacinthoides non-scripta in einem nordwestlich exponierten Mischwald im unteren Rurtal, zwischen Glimbach und Kofferen, 22.02.2015, 87 m, 50° 59' 36 N 06° 17' 57 O | Abb. 10 Massenbestand der Hyacinthoides non-scripta im NSG Am Hintersten Berg, Doveren, Niederrhein, 05.05.2021, 86 m, 51° 02' 26 N 06° 15' 48 O |
Abb. 11 Frühlingstriebe der Hyacinthoides non-scripta zusammen mit Arum maculatum L. in einem Mischwald im unteren Rurtal, zwischen Glimbach und Kofferen, 22.02.2015, 92 m, 50° 59' 44 N 06° 18' 02 O | Abb. 12 Mischbestand von Hyacinthoides ×massartiana mit H. non-scripta im Gruga-Park, Essen, 29.04.2018 |
Abb. 13 Hübscher Mischbestand der Hyacinthoides non-scripta im Gruga-Park, Essen, 29.04.2018 | Abb. 14 Pflanze der Hyacinthoides non-scripta an einem Waldrand in Siedlungsnähe der Olper Höhe, Remscheid, 11.05.2019, 301 m, 51° 13' 01 N, 07° 15' 08 O |
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Abb. 15 Hübscher Mischbestand der Hyacinthoides non-scripta im NSG Am Hintersten Berg, Doveren, Niederrhein, 05.05.2021, 86 m, 51° 02' 26 N 06° 15' 48 O |
Der Gattungsname Hyacinthoides Heist. ex Fabr. leitet sich von gr.
"hyakinthodes" (= hyazinthenartig) ab und begründet sich darin, dass
H. non-scripta früher zur Gattung Hyacinthus L. gezählt
wurde. Das Art-Epitheton non-scripta bedeutet lat. "non scriptus"
(= nicht geschrieben) und gilt als Abgrenzung zur Gattung Hyacinthus,
die in Ovids Werk "Metamorphosen" mit schriftzeichenähnlichen Merkmalen
auf den Perigonblättern beschrieben wird, während Hyacinthoides
non-scripta diese nicht trägt.
Als Gartenpflanze wird Hyacinthoides non-scripta schon lange genutzt.
Sie mag halbschattige Stellen oder lichten Schatten, am besten in einem
Gehölzbeet. Auch Staudenbeete sind ein möglicher Pflanzort. Weiße
und helbblaue Sorten sind ebenfalls erhältlich, wobei es sich dann meist
um Hybridsorten der H. ×massartiana handelt. Hybriden und Spanische
Hasenglöckchen sind etwas robuster als die Art, aber nicht so geruchs-
und farbintensiv wie H. non-scripta.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Hyacinthoides non-scripta.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/hyacinthoides-non-scripta.html am
Tg.Mo.Jahr.
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