Magnolia grandiflora L.
Großblütige Magnolie, Immergrüne Magnolie, Magnoliaceae - Magnoliengewächse
Sommerblüher, V–X, 2–37 m hoch, immergrün, mehrjährig
Die Großblütige Magnolie ist ein stattlicher, immergrüner Baum aus dem Südosten der USA, der am Natustandort bis 37 m Höhe erreichen kann. Meist wächst sie einstämmig, hat eine rauhe, graue Borke und dicke, ledrige Blätter bis zu 26 cm Länge. Unterseits sind die Blätter bei den meisten Sorten mit einem dichten, braun seidigem Indumentum (haarige Oberfläche) bedeckt, oberseits glänzend grün. Typischerweise erscheinen die riesigen, weißen Blüten sukzessive während der Vegetationsphase über einen sehr langen Zeitraum, in Mitteleuropa meist den gesamten Sommer über. Gleichzeitig sind daher fast immer nur wenige Blüten geöffnet. Der Duft der Pflanzen kann je nach Sorte stark variieren, ist sehr intensiv, fruchtig und äußerst aromatisch. Um es mit dem britischen Sänger Allan Taylor zu sagen: "Magnolia blossoms, heavy perfume".
Zudem können die Blüten mit einem Durchmesser von 30 cm, selten bis 45 cm, zu einem spektakulären Schauspiel im Garten führen. In der Kultur in Mitteleuropa bilden sich bei ausreichender Wärmesumme keimfähige Samen, dies geschieht nicht jedes Jahr und an jedem Standort, ist aber dennoch relativ häufig zu beobachten. Die Samen stehen an großen, grau bis bräunlichen Fruchtstandsachsen, sogenannten Sammelbalgfrüchten (Balg = trockene Frucht, die sich an einer Bauchnaht öffnet), sind rot bis orange und linsenförmig. Bei Reife der Samen werden diese selbständig aus der Bauchnaht der Balgfrucht freigegeben, besonders bei trockener Witterung. Anfänglich sind die Samen noch an einem weißen, fadenartigen Anhängsel befestigt, fallen aber später zu Boden. Sie sind von einer fleischigen, rot bis orange farbenen Hülle bedeckt, die keimhemmende Effekte hat und als Arillus (= Samenmantel) bezeichnet wird. Siehe auch Gattung Magnolia L.
















Von der Großblütigen Magnolie gibt es zahllose Sorten, die auf unterschiedliche Merkmale hin selektiert werden. Für den mitteleuropäischen Garten ist selbstredend die Winterhärte ein entscheidendes Kriterium. Sorten, von denen mittlerweile aussagekräftige Versuchspflanzungen, teilweise sogar Langfristerfahrungen (> 20 Jahre) vorliegen, sind:
Magnolia grandiflora 'Alta' hat ein kleines Blatt als die meisten anderen Sorten und ein glänzendes, bräunliches Indumentum. Der Wuchs ist dicht und konisch aufrecht. Durch die spitzwinkeligen Verzweigungen stark Schneebruch gefährdet.
Magnolia grandiflora 'Bracken's Brown Beauty' gehört mit zu den härtesten Sorten der Großblütigen Magnolie. Sie hat ein kräftig grünes Blatt mit bräunlichem Indumentum und einen eher dichteren Wuchs. Ursprünglich soll sie eine Auslese von Ray Brackens Gärtnerei in Süd-Carolina sein.
Magnolia grandiflora 'Edith Bouge' gehört zu den härtesten Sorten der Großblütigen Magnolie. Sie hat ein kräftig grünes Blatt mit glatter, hellgrüner Unterseite. Ursprünglich soll sie aus dem Garten von einer Mrs. Bouge, Nord Jersey, stammen und hat als einzige Großblütige Magnolie die Extremwinter dort überlebt haben.
Magnolia grandiflora 'Exmouth' ist seit 1720 in Kultur. Diese Art kann auch in den kälteren Regionen ausgepflanzt werden, da sie problemlos Dauerfröste toleriert. Der Wuchs ist locker, mit relativ hellem Blatt. Das braune Indumentum der Blattunterseite erscheint nur wenig und ist nur an älteren Pflanzen zu beobachten.
Magnolia grandiflora 'Gallisioniere' ist eine über 100 Jahre alte französische Sorte, die etwas empfindlicher ist und eher für wintermildere Regionen geeignet erscheint. In kalten Regionen wählen Sie einen geschützten Standort.
Magnolia grandiflora 'Victoria' ist eine kanadische Varietät, welche 1930 entdeckt wurde und aus Victoria, Britisch Kolumbien, stammt. Sie ist sehr robust und sollte bis –25 °C problemlos überstehen. Die Blattunterseite ist typischerweise bronze-braun behaart. Mit einer Endgröße von 4–10 m möglicherweise eher moderat wachsend. Interessant ist der relativ kompakte Wuchs im Vergleich mit anderen Sorten.
Der Gattungsname Magnolia L. wurde zu Ehren des französischen Arztes und Botanikers Pierre Magnol (1638–1715) etabliert, der in der taxonomischen Forschung beispielsweise den Status der Familie einführte. Das Epitheton grandiflora stammt von lat. "grandis" (= groß) und lat. "-florus" (= -blütig) bezieht sich auf die großen Blüten der Art.
Magnolia grandiflora ist mittlerweile in der mitteleuropäischen Gartenkultur etabliert und wird mancherorts schon seit vielen Jahren erfolgreich angebaut. Von den zahlreichen Sorten ist es immer ratsam, sich eine der härteren zu wählen, um Ausfälle während kalter Winter zu vermeiden. Dennoch können sich zurückfrierende Exemplare wieder erholen und treiben aus dem Holz, selbst aus kräftigen Stämmen wieder aus. Ebenso ist stärkerer Rückschnitt im Frühjahr und Sommer möglich, den die Pflanzen erstaunlich gut tolerieren. Auspflanzzeit ist idealerweise im Frühjahr, anschließend sollte ausgiebig gewässert werden. Große Pflanzen oder schon Bäume können in milderen Regionen auch im Herbst gesetzt werden. Eine Mullschicht verhindert im ersten Winter ein Durchfrieren des Wurzelballens.
Die Anzucht aus Saat ist relativ aufwändig. Zuerst sollten die Samen vom rot-orangefarbenen Arillus gereinigt werden. Hierzu kann man mehrfach in scharfem Sand mit mechanischem Abrieb waschen, um die fleischige Hülle komplett zu entfernen. Auch das Einweichen für einen Tag in Wasser ist möglich, anschließend kann der Same manuell mit etwas Druck aus dem Arillus befreit werden. Anschließend kommen die vollständig vom keimungshemmenden Mantel befreiten Samen in eine Keimbox oder Beutel mit beispielsweise leicht feuchter Perlite. Die Samen werden dann bei einstelligen Temperaturn im Kühlschrank gelagert. Etwa nach einem Monat sollte langsam die Keimung erfolgen. Die Keimlinge können dann gesetzt werden. Alternativ können die Samen nach der Säuberung vom Arillus in Keimerde gedrückt werden. Leicht wässern und warten bis zur Keimung, die abhängig von der Temperatur erfolgt.
Sortenecht lässt sich über Stecklinge, Absenker oder Abmoosen vermehren. Über Saat kann man neue Sorten erhalten. Beides hoch interessante Arbeiten.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Huxley, A., Griffiths, M. & Levy, M. 1999: The New Royal Horticultural Society Dictionary of Gardening. – Band I–IV, Macmillan Reference Ltd., London.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Magnolia grandiflora. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/magnolia-grandiflora.html am Tg.Mo.Jahr.