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Trachycarpus fortunei (Hook.) H. Wendl.
synonym:
 Chamaerops excelsa Thunb.
 Chamaerops fortunei Hook.
 Trachycarpus caespitosus Becc.
 Trachycarpus excelsus (Thunb.) H. Wendl.
Chinesische Hanfpalme, Arecaceae - Palmen
Frühjahrsblüher, III–VII, bis 12 m hoch, immergrün, mehrjährig

Die Chinesische Hanfpalme stammt aus Ostasien, wahrscheinlich aus östlichen Himalayaregionen (Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Vietnam), wo die Pflanzen in Wäldern auf 100–2.400 m über Meereshöhe wachsen.

Die Stämme sind aufrecht, unverzweigt, erreichen Höhen bis 12 m und einen Durchmesser bis 15 cm. Die Fasern der Blattbasen bedecken den Stamm, desintegrieren in lange, zungenförmige Anhängsel und überdauern sehr lange. Die Laubblätter sind handförmig geteilt, halbkreis- bis kreisförmig, bis 1,2 m im Durchmesser, oberseits grün, unterseits grün bis gräulich, geteilt auf 3/4-Länge in 40–50 steife Segmente. Die Blattstiele sind 60(–90) cm lang und randständig fein gezähnt. Die Blütenstände sind 70–90 cm lang. Männliche Blütenstände sind aufrecht, bis 4. Ordnung verzweigt und mit 1–3 cm langen Seitenästen. Weibliche Blütenstände sind bis 3. Ordnung verzweigt, überhängend und mit 3–15 cm langen Seitenästen. Später bilden sich 1,4 cm lange und 0,9 cm breite, nierenförmige, bei Reife schwarze und bereifte Früchte.

Bei der Chinesischen Hanfpalme handelt es sich um die "klassische Freilandpalme für Mitteleuropa". Sie ist nach Rhapidophyllum hystrix (Pursh) H. Wendl. & Drude die zweithärteste Palme und gut an das mitteleuropäische Klima angepasst. Seit den 1970er Jahren gibt es eine handvoll ungeschützter Exemplare in mitteleuropäischen Gärten, allerdings nur in den wintermildesten Regionen des Rheinlands. Es handelt sich dabei ausnahmslos um die Rhein-Niederterrasse der nieder- und mittelrheinischen Ebene, die als Zone 8b eingestuft wird, also beispielsweise Düsseldorf oder Leverkusen-Rheindorf entlang eines schmalen Streifens am Rhein. Für vergleichbare Standorte in anderen Regionen, wie beispielsweise innerstädtische Wärmebereiche oder Insellagen, könnte ähnliches gelten. An allen anderen Standorten (und das bedeutet fast in allen Teilen) Mitteleuropas sind Trachycarpi fortunei nicht oder nur bedingt winterhart und benötigen bedarfsweisen oder dauerhaften Winterschutz. Wird das nicht gemacht, dann hilft oft auch kein Rettungsdienst mehr und der Trachycarpus landet im Palmenhimmel.


Abb. 1 Trachycarpus fortunei-Allee im Botanischen Garten Darjeeling, Himalaya, Uttarkhand, Nord-Indien, 12.04.2004
Abb. 2 Schöner Trachycarpus fortunei mit steifen Blättern in einem Privatgarten in Basel, Schweiz, 08.04.2010
Abb. 3 Trachycarpus fortunei in einem Hotelgarten bei Cala Millor auf Mallorca, 29.09.2007
Abb. 4 Die Trachycarpus fortunei-Allee in Düsseldorf ist die erste Palmenallee Deutschlands gewesen. 2013 wurden die Pflanzen wegen Tunnelbaus an der Berliner Allee auf den Ernst-Reuter-Platz umgesetzt, 03.10.2007
Abb. 5 Mit den Früchten des Trachycarpus fortunei dekorierter Privatgarten in Basel, Schweiz, 08.04.2010
Abb. 6 Ein Trachycarpus fortunei im Europa-Park Rust, der im Winter mit Schutz versehen wird, 31.03.2010
Abb. 7 Selber Trachycarpus fortunei wie Abb. 6 mit Winterschutz aus Vlies-Matten, Europa-Park Rust, 14.04.2012
Abb. 8 Ein alter Trachycarpus fortunei im Botanischen Garten Chaubattia, Himalaya, Uttarakhand, Nord-Indien, 06.04.2007
Abb. 9 Prächtiger Trachycarpus fortunei in Düsseldorf, seit den 1970er Jahren ohne Schutz ausgepflanzt, 03.10.2007
Abb. 10 Reife Früchte des Trachycarpus fortunei in einem Privatgarten in Perpignan, Südfrankreich, 12.10.2005
Abb. 11 Dekorativer Trachycarpus fortunei-Hain, Privatgarten bei Rösrath, 19.09.2008
Abb. 12 Basel ist nicht nur bekannt für die zahlreichen Freilandpalmen, sondern auch für die Palmenstraße
Abb. 13 Trachycarpus fortunei im Botanischen Garten Strassburg, Frankreich, 06.04.2010
Abb. 14 Trachycarpus fortunei in einem Privatgarten in Basel, Schweiz, 08.04.2010
Abb. 15 Der große Trachycarpus fortunei im Botanischen Garten Florenz, Italien, 09.09.2011
Abb. 16 Unreife Früchte des Trachycarpus fortunei, Privatgarten in Rengsdorf, Rheinland, 21.07.2007
Abb. 17 Trachycarpus fortunei in Cantonment, Himalaya, Uttarakhand, Nord-Indien, 06.04.2007
Abb. 18 Etwa 3-jährige Containerpflanze 20–30 cm des Trachycarpus fortunei im 1L-Topf
Abb. 19 Etwa 4-jährige Containerpflanze 30–40 cm des Trachycarpus fortunei im 2L-Topf
Abb. 20 Etwa 5-jährige Containerpflanze 50–60 cm des Trachycarpus fortunei im 5L-Topf
Abb. 21 Ein mit passivem Schutz versehener Trachycarpus fortunei im Botanischen Garten Gütersloh, 13.01.2018
Abb. 22 Regelmäßig geschützte Phoenix canariensis Chabaud und Trachycarpus fortunei in einem Privatgarten am Neusiedler See, Österreich, 24.09.2009
Abb. 23 Kleine Gruppe des Trachycarpus fortunei und T. wagnerianus Becc. in einem Privatgarten bei Rösrath, 07.06.2015
Abb. 24 Trachycarpi fortunei vor dem Palmengarten Frankfurt, die wohl auch schon geschützt wurden, 25.01.2015
Abb. 25 Die umgesetzten Trachycarpi fortunei auf dem Ernst-Reuter-Platz, Düsseldorf, die vorher die erste Palmenallee Deutschlands an der Berliner-Allee vor der Düsseldorfer Börse gebildet hatten, 05.07.2015
Abb. 26 Ein Trachycarpus fortunei im Innenhof des ehemaligen Benediktinerklosters auf der Insel Lokrum, Dubrovnik, Kroatien, 13.10.2015
Abb. 27 Dekoratives Arrangement von Trachycarpus fortunei in der Altstadt von Kotor, Montenegro, 11.10.2015
Abb. 28 Weibliche, grüngelbe, kugelige Blüten des Trachycarpus fortunei, Botanischer Garten Düsseldorf, 25.05.2016
Abb. 29 Männliche, leuchtend gelbe, kugelige Blüten des Trachycarpus fortunei mit deutlich sichtbaren Staubfäden, die aus der Krone heraus ragen. Botanischer Garten Düsseldorf, 25.05.2016
Abb. 30 Absterbender Trachycarpus fortunei im Atrium der Basilica di San Clemente al Laterano in Rom, 17.04.2017
Abb. 31 Auch eine Möglichkeit, an Saat von Trachycarpus fortunei zu gelangen: 1 Euro in die Palmbox werfen. Am Gnaidweg im Dorf Tirol, Südtirol, 29.10.2019
Abb. 32 Sorte des Trachycarpus fortunei 'Tesan' mit kompakterem Wuchs in einem Privatgarten in Bad Deutsch-Altenburg, Österreich, 16.09.2022
Abb. 33 Fruchtstand des Trachycarpus fortunei 'Tesan', der angeblich größere Früchte aufweisen soll. Privatgarten in Bad Deutsch-Altenburg, Österreich, 16.09.2022
Abb. 34 Fast kreisrundes Laubblatt der Sorte Trachycarpus fortunei 'Winsan' in einem Privatgarten in Nyarliget, Ungarn, 15.09.2022


Der Gattungsname Trachycarpus leitet sich ab von gr. "trachys" (= rauh) und gr. "karpos" (= Frucht), was wahrscheinlich auf die relativ "harten" Früchte der Pflanze abzielt. Möglich erscheint auch ein Benennungsmotiv nach den rauhen Stammfasern und den davor liegenden Fruchtständen mit ihren Beeren. Das Art-Epitheton fortunei wurde zu Ehren des englischen Reisenden und Direktors des Botanischen Gartens Chelsea, Robert Fortune (1812–1880), etabliert.

Schutzmaßnahmen sind vielfältig und können sich am Geschmack des Exotengärtners orientieren. Empfehlenswert ist Schutz bei Dauerfrösten über mehr als 2 Wochen oder wenn Temperaturen vorhergesagt werden, die das Limit der Trachycarpi fortunei überschreiten. Dieses liegt je nach Akklimatisierung, Sorte und Etablierung der Palme bei –9 bis –15 °C. Schutzmaßnahmen können lediglich aus Mulchen bestehen, über Einwickeln der Pflanzen mit Kokosmatten, nachdem die Blättern hochgebunden wurden, bis hin zu künstlichen Heizquellen oder der Umbauung der Palme. In wintermilden Regionen wie Z 8 dürfte das Intervall für Schutzmaßnahmen wesentlich größer sein, während es in kälteren Regionen wie Z 7a nötig sein kann, sogar regelmäßig auf Schutz im Winter zurückzugreifen.

Etablierte Hanfpalmen (egal welcher Herkunft) wachsen in unserem Klima rasch. Bis 30 cm Stammzuwachs im Jahr sind möglich, wenn die Palme halbschattig steht, nährstoffreichen Boden hat und auf regelmäßige Feuchtigkeit geachtet wird. Bei der Pflanzung sollte man ausreichend Platz für das Anbringen von Winterschutz lassen. Hier bietet sich die Unterpflanzung des Trachycarpus fortunei mit Stauden an, die im Winter eingezogen sind.

Von Trachycarpus fortunei gibt es verschiedene Sorten, die im Handel zu erwerben sind. Beispielsweise 'Tesan' aus China, die steifere, mithin robustere Blätter hat und dadurch einen kompakteren Wuchs aufweist. Sie soll(!) geringfügig mehr Fröste tolerieren. Bei der Sorte 'Winsan' handelt es sich um Pflanzen mit fast kreisrunden Laubblättern, ein durchaus attraktives Merkmal.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Jones, D. L. 1994: Palmen. – Könemann Verlag, Köln, 409 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Trachycarpus fortunei. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/trachycarpus-fortunei.html am Tg.Mo.Jahr.