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Matteuccia struthiopteris (L.) Tod.
Straußenfarn, Dryopteridaceae - Wurmfarngewächse
 oder: Onocleaceae - Perlfarngewächse
50–170 cm hoch, sommergrün, mehrjährig
synonym: Matteuccia pensylvanica (Willd.) Raymond
Matteuccia struthiopteris subsp. pensylvanica (Willd.) Á. Löve & D. Löve Onoclea pensylvanica (Willd.) Sm. Pteretis pensylvanica (Willd.) Fernald Pteretis struthiopteris var. pensylvanica (Willd.) Farw.
Der Straußenfarn ist ein großer, einheimischer, laubabwerfender Farn mit kräftigem Rhizom und aufrechter, meist symmetrischer, trichterförmiger Rosette. Ähnlich dem Königsfarn besitzt auch der Straußenfarn zwei verschiedene Laubblatttypen: Einerseits nicht sporentragende Wedel, die nur der Assimilation (Ernährung) dienen und daher Trophophylle (= "Ernährungsblätter", gr. "trophein" = ernähren) genannt werden. Trophophylle sind steril und besitzen keine Vermehrungsorgane. Andererseits die Sporophylle (= "Sporenblätter"), die die Sporen tragen und der Vermehrung dienen. In der Saison werden zuerst die Trophophylle gebildet. Sie sind breit lanzettlich, hellgrün und zum Grunde hin stark verschmälert. Später im Jahr, meist zwischen Juli und August, bilden sich die Sporophylle, die innen liegen, anfänglich grün sind und die Sori (Sporenbehälter) in zwei Reihen tragen. Die Sporophylle werden bei Sporenreife dunkelbraun, überdauern den Winter und entlassen im Frühling, noch vor dem Austrieb der neuen Trophophylle die Sporen. Selbiges gibt für den Perlfarn, Onoclea sensibilis L. Die Sporophylle der Matteuccia struthiopteris haben eine Form die an Straußenfedern erinnert und namensgebend ist.


Abb. 1 Kolonie der Matteuccia struthiopteris als Gartenflüchtling (Apophyt) in der Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 97 m, 51° 10' 46 N, 06° 58' 15 O
Abb. 2 Aufrecht wachsende Trophophylle der Matteuccia struthiopteris, Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 97 m, 51° 10' 46 N, 06° 58' 15 O
Abb. 3 Wedelende von Matteuccia struthiopteris, Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 97 m, 51° 10' 46 N, 06° 58' 15 O
Abb. 4 Noch grüne Sporophylle der Matteuccia struthiopteris, Botanischer Garten Bochum, 29.07.2014
Abb. 5 Wedel der Matteuccia struthiopteris, Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 97 m, 51° 10' 46 N, 06° 58' 15 O
Abb. 6 Wahrscheinlich Gartenflüchtlinge der Matteuccia struthiopteris in einem Straßengraben der Ickerschen Heide, Castrop-Rauxel, 15.06.2017, 61 m, 51° 36' 19 N, 07° 20' 55 O
Abb. 7 Austreibende, frisch grüne Sporophylle der Matteuccia struthiopteris, Hildener Heide bei Düsseldorf, 27.07.2014, 97 m, 51° 10' 46 N, 06° 58' 15 O
Abb. 8 Austreibende, frisch grüne Trophophylle der Matteuccia struthiopteris, Hildener Heide bei Düsseldorf, 06.05.2015, 97 m, 51° 10' 46 N, 06° 58' 15 O
Abb. 9 Aufrechte, frisch austreibende Trophophylle der Matteuccia struthiopteris in einem Auwald im Neandertal bei Hochdahl, 01.04.2017, 113 m, 51° 13' 06 N, 06° 59' 42 O
Abb. 10 Frisch austreibende Trophophylle der Matteuccia struthiopteris mit links einem dunkelbraunen Sporophyll des Vorjahres am Eckhardtbach bei Westendorf-Vorderwindau, Österreich, 14.05.2016, 823 m, 47° 24' 51 N, 12° 12' 20 O
Abb. 11 Sich entrollende Wedel der Matteuccia struthiopteris am Rand des Eckhardtbachs bei Westendorf-Vorderwindau, Österreich, 14.05.2016, 823 m, 47° 24' 51 N, 12° 12' 20 O
Abb. 12 Massenbestand von Matteuccia struthiopteris auf einem Schuttfächer am Eckhardtbach in den Kitzbüheler Alpen bei Westendorf-Vorderwindau, Österreich, 14.05.2016, 823 m, 47° 24' 51 N, 12° 12' 20 O


Besonders feuchte Standorte werden vom Straußenfarn besiedelt: Flußtäler, lichte Auwälder, Schwemmland, sickerfeuchte Bach- und Flussufer, sumpfige Standorte und synanthrope Standorte an Waldrändern, Kiesgruben, Gärten und Steinbrüchen; meist kalkarm. Das Verbreitungsgebiet reicht in Europa bis nach Skandinavien. Das Rheinland ist seine westliche Verbreitungsgrenze. In Mitteleuropa ist die Art gefährdet und selten. Durch die Ausbreitung über das kräftige Rhizom bildet er an guten Standorten größere Herden.

Der Gattungsname Matteuccia Tod. wurden zu Ehren des italienischen Physiologen Carlo Matteucci (1811–1868) etabliert. Das Epitheton struthiopteris stammt von gr. "struthion" (= Strauß) und gr. "pteris" (= Farn), ursprünglich gr. "pteron" (= Feder, Flügel), nach der Ähnlichkeit der Sporophylle mit der Straußenfeder.

Der Straußenfarn wird schon lange in der Gartenkultur verwendet. Er toleriert eine Vielzahl von Standortbedingungen; kalkfrei, feucht und halbschattig wäre ideal. Da er zur langsamen Ausbreitung an guten Standorten neigt, wäre jährliche Kontrolle der Pflanzung ratsam. Mithin jedoch ist die prächtige Architektur eigentlich ein Muss für jeden Garten, den herkömmlichen und den exotischen Garten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Matteuccia struthiopteris. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/matteuccia-struthiopteris.html am Tg.Mo.Jahr.