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Musa paradisiaca L.
synonym:
 Musa ×paradisiaca L.
 Musa sapientum L.
Paradies-Banane, Dessertbanane, Obstbanane, Musaceae - Bananen
Sommerblüher (in Mitteleuropa), VI–X, 2–9 m hoch, immergrün, mehrjährig

Musa ×paradisiaca ist die erste von Linné etablierte Art der Gattung Musa und mithin die Typusart. Sie ist die Art, zu der die meisten heutzutage kultivierten Essbananen gehören und uns aus dem Supermarkt als Obstbanane bekannt sind. Musa ×paradisiaca stellt keine einheitliche Art dar, sondern ist ein Sippenkomplex, der keinen Naturstandort aufweist. Sie ist ein Potpourri von kultivierten Sorten, die meist auf Hybriden der M. acuminata Colla mit M. balbisiana Colla zurückzuführen sind. Sie besitzt in der Regel 2 acuminata-Chromosomensätze und 1 balbisana-Chromosomensatz (= AAB Gruppe). Dies ist der Grund, warum manche Autoren das Taxon auch als Musa ×paradisiaca schreiben.

Die zweite von Linné etablierte Musa-Art war M. sapientum, die aus heutiger Sicht ebenfalls eine Hybride zwischen M. acuminata und M. balbisiana darstellt, mithin als ein Synonym der M. ×paradisiaca zu sehen ist. Über lange Zeit wurde M. sapientum jedoch als eigenständiges Taxon betrachtet, da man annahm, dass es eine AB-Hybride darstellt. Erst später wurde klar, dies gilt ebenso für M. ×paradisiaca. Manche Autoren sehen auch die häufig kultivierte M. cavendishii Lamb. ex Paxton als Teil der M. ×paradisiaca.

Immer wieder ist von verschiedenen Autoren versucht worden, die Taxone der AB-Gruppe (Hybriden zwischen M. acuminata und M. balbisiana) systematisch zu ordnen. Dies hat dazu geführt, dass ein fast endloses Kaleidoskop an Synonymen existiert. Je nach dem wie man zählt, kommt man auf > 300 verschiedene infraspezifische Taxone. Dazu gehören Versuche, die M. sapientum als Unterart der M. ×paradisiaca zu etablieren und verso die M. ×paradisiaca als Unterart der M. sapientum. Letzthin sind dies alles verschiedene Namen der selben Art. Allen Sippen der M. ×paradisiaca ist gemeinsam, dass sie überwiegend triploide Hybriden der M. acuminata alleine oder gemeinsam mit M. balbisiana sind. Man nimmt an, dass es gezüchtete Sorten alleinig der M. acuminata waren, die zuerst von Bauern in Südostasien als Musa ×paradisiaca kultiviert wurden, bevor später die interspezifischen Sippen mit ihrer manigfaltigen Morphologie entstanden.

Ein Beispiel einer bekannten Sorte der AAB-Gruppe ist die in Mitteleuropa gelegentlich bei Exotengärtnern kultivierte Musa 'Rajapuri', die aus Indien (Andhra Pradesh und Karnataka) stammt und die typischen farbfrohen Tragblätter mit essbaren, aromatischen Bananen aufweist.

Es handelt sich bei Musa ×paradisiaca um Pflanzen die 2–8 m hoch werden, einen Pseudostamm aus Blattscheiden haben, sowie zahlreiche aus dem Rhizom sich bildende Schösslinge. An der Basis erreicht der Pseudostamm einen Durchmesser von 14 cm. Die Laubblätter haben einen Stiel, sind grün, länglich und 250×75 cm groß. Die Blütenstände sind bis 1,50 cm lang, nickend bis pendelnd und dicht mit Blüten besetzt. Zuerst erscheinen die weiblichen Blüten, später die männlichen. Die Perigonblätter sind auffallend bunt und vielfarbig, rötlich bis violett, grünlich, gelb oder braun. Ebenso die Tragblätter, die ausgesprochen vielfarbig sind und oft leuchtende Farben aufweisen. Ein Blütenstand kann 120–250 Früchte bilden, die länglich sind, 6-kantig, leicht gebogen, manchmal verwachsen und ohne Samen. Siehe auch Gattung Musa L.



Abb. 1 Blütenstand der Musa ×paradisiaca im Botanischen Garten Cagliari, Sardinien, 19.10.2016
Abb. 2 Die länglichen Früchte von Musa ×paradisiaca im Botanischen Garten Cagliari, Sardinien, 19.10.2016
Abb. 3 Männliche Blüten der Musa ×paradisiaca im Botanischen Garten Cagliari, Sardinien, 19.10.2016
Abb. 4 Pflanze einer Hybride von Musa sikkimensis Kurz mit wahrscheinlich M. ×paradisiaca im Freiland in einem Privatgarten in Petronell-Carnuntum, Österrreich, 24.09.2009
Abb. 5 Horst der Musa ×paradisiaca im Botanischen Garten Cagliari, Sardinien, 19.10.2016
Abb. 6 Der untere, männliche Blütenstand von Musa ×paradisiaca im Botanischen Garten Cagliari, Sardinien, 19.10.2016
Abb. 7 Die triploide ABB-Sorte Musa ×paradisiaca 'Praying Hands' in einem Privatgarten in Kalimpong, West-Bengalen, Indien, 25.07.2003, K. C. Pradhan
Abb. 8 Die diploide AA-Sorte Musa ×paradisiaca 'Tuugia' in einem Privatgarten in Kalimpong, West-Bengalen, Indien, 25.07.2003, K. C. Pradhan
Abb. 9 Großer Horst der Musa ×paradisiaca im Botanischen Garten Sydney, Australien. 21.12.2016, Photo A. Härle
Abb. 10 Einjährige Jungpflanze der Musa ×paradisiaca 'Rajapuri' aus Ablegervermehrung, AAB-Gruppe, Privatgarten 17.02.2002
Abb. 11 Blütenstand einer Musa ×paradisiaca 'Rajapuri' aus der AAB-Gruppe, Privatgarten 27.11.2006, Photo M. Nippgen
Abb. 12 Blüten-Fruchtstand einer Musa acuminata, der Parentalart von M. ×paradisiaca. Gewächshaus des Gruga Parks Essen, 11.09.2005
Abb. 13 Früchte der Musa ×paradisiaca 'Rajapuri' im Edison Park in Fort Myers, Florida, 20.10.2018
Abb. 14 Männliche Blüten von Musa ×paradisiaca 'Rajapuri' im Edison Park in Fort Myers, Florida, 20.10.2018
Abb. 15 Jungpflanze der Musa ×paradisiaca 'Rajapuri' im Edison Park in Fort Myers, Florida, 20.10.2018
Abb. 16 Fruchtstand der Sorte Musa ×paradisiaca 'Hua Moa', einer AAB-Kochbanane. Edison Park in Fort Myers, Florida, 20.10.2018
Abb. 17 Pflanzen der Musa ×paradisiaca 'Hua Moa' im Edison Park in Fort Myers, Florida, 20.10.2018



Der Gattungsname Musa wurde von Linné etabliert und ist schon in antiken Quellen vorhanden. Linné hatte hierfür die älteste Bezeichnung gewählt, die es für die Gattung gab. Welches Benennungsmotiv dem Namen allerdings zugrunde liegt, ist nicht klar. Zumindest ist es keine Ehrung von Antonius Musa, dem Leibarzt des Augustus, da das Idiom wesentlich älter als die Person Antonius Musa und wohl indochinesischen Ursprungs (von chin. "maozi" = üppige Frucht) ist. Das Epitheton paradisiaca leitet sich ab von gr. "paradeisiakos" (= Tiergarten-), später zu lat. "paradisus" (= Paradies), als Metapher für angelegte Parks und Gärten mit besonderen Pflanzen und Tieren.

Musa ×paradisiaca ist eine attraktive Banane mit aromatischen Früchten. Für eine Kultur sollten die Pflanzen im Topf gehalten werden. Überwinterung erfolgt im kühlen Gewächshaus oder dem Wintergarten. Die Früchte können sehr vielgestaltig sein, je nach Sorte.

Referenz
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Uma, S. & Sathiamoorthy, S. 2002: Names and Synonyms of Bananas and Plantains of India. – National Research Centre for Banana (ICAR), Tiruchirapalli, India, 62 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2018: Musa ×paradisiaca. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/musa-paradisiaca.html am Tg.Mo.Jahr.