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Osmunda claytoniana L.
Claytons Königsfarn, Osmundaceae - Königsfarngewächse,
Rispenfarngewächse
60160(200) cm hoch, sommergrün, mehrjährig
Claytons Königsfarn hatte ursprünglich ein zirkumpolares
Verbreitungsareal in Nordamerika und Ostasien (von Indien, Russland bis
China und Japan), während er in Europa schon in prähistorischer
Zeit ausgestorben ist. Fossilienfunde legen nahe, dass die Art wahrscheinlich
seit dem Trias (einer subtropischen Periode in Europa) unverändert geblieben
ist, Osmunda claytoniana mithin ein urzeitlicher Farn ist. Heutzutage
wachsen die Pflanzen bevorzugt in Wäldern der Mittelgebirge an feuchten
Standorten, aber auch auf offenen Hängen. Im Himalaya steigt der Farn
bis auf 3.400 m über NN auf. Vielerorts bildet die Art dichte Bestände
mit hohem Deckungsgrad. Sie kommt sowohl in kühl gemäßigten
als auch subtropischen Klimaten vor.
Die Pflanzen bilden ein kurzes, aufsteigendes Rhizom (Caudex). Die Wedelstiele
sind etwa 1520 cm lang und wollig bedeckt. Die Wedelspreite ist im
Umriss länglich eiförmig, 3040 cm lang, trägt je Fiederblatt
2030 linear-lanzettliche Fiederblättchenpaare. Die Wedelränder
sind deutlich gekerbt. Typischerweise bildet Osmunda claytoniana
im mittleren Bereich der Wedelspreite keine sterilen, sondern fertile
Fiederblätter, die deutlich kürzer als die sterilen sind und im
Umriss der Spreite eine "Lücke" bilden. Die separate Bildung steriler
und fertiler Wedelabschnitte ist typisch für die Gattung der
Königsfarne. Sporentragende Wedelabschnitte werden Sporophylle (=
"Sporenblätter") genannt, während die nicht sporentragenden Wedel,
die nur der Assimilation (Ernährung) dienen, Trophophylle (=
"Ernährungsblätter", gr. "trophein" = ernähren) genannt werden.
Trophophylle sind steril und besitzen keine Vermehrungsorgane. Sporophylle
erfüllen beide Aufgaben, Ernährung und Fertilität. Dieser
Dimorphismus der Wedel lässt sich auch bei anderen Farngattungen beobachten,
den Mondrauten,
Botrychium Sw., beim
Straußenfarn, Matteucia
struthiopteris (L.) Tod., oder beim Rippenfarn,
Blechnum spicant (L.) Roth. Bei
den allermeisten anderen Farn-Arten sind die Sporo- und Trophophylle
morphologisch sehr ähnlich.
Claytons Königsfarn besitzt typischerweise Sporophylle, die sich auf
dem mittleren Abschnitt einiger Wedel befinden. Man könnte diesen Abschnitt
als Sporangienstand bezeichnen. Die fertilen Wedelabschnitte tragen graue
Sporangien (Sporengefäße), später bräunlich werdend,
und welken rasch. Nach dem Verwelken fallen die Abschnitte meist ab, so dass
der Wedel im Gesamten eine deutliche "Lücke" aufweist.
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Abb. 1 Pflanze der
Osmunda claytoniana auf bodennassem Standort im Laubmischwald im White
Oak Canyon, Shenandoah, Virginia, 15.10.2019, 980 m, 38° 34' 33 N 78°
22' 29 W |
Abb. 2 Wedel der
Osmunda claytoniana im Frühling mit schon ausgebildeten Sporophyllen,
Privatgarten, 17.05.2018 |
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Abb. 3 Brauner
Sporophyllabschnitt der Osmunda claytoniana im Frühling,
Privatgarten, 17.05.2018 |
Abb. 4 Frisch austreibender
Wedel der Osmunda claytoniana im Frühling, Kulturpflanze mit
gekerbten Fiederrändern, Privatgarten, 22.05.2017 |
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Abb. 5 Braune
Sporophyllabschnitte einer alten Pflanze der Osmunda claytoniana in
einem Privatgarten bei Chemnitz, 05.06.2020 |
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Nicht gesichert ist die Ableitung des Gattungsnamens Osmunda L. Am
wahrscheinlichsten basiert er auf dem theophonischen angelsächsischen
Namen Osmund, dessen Morphem "Os" (= Gott, Beschützer) sich in zahlreichen
Namen wiederfindet, Oswald, Osborn, Astrid, etc. Auf welchen "königlichen"
Namen sich Linné letztlich bezog, bleibt zwar unklar, ist aber dennoch
eine passende Namenswahl, die sich so auch schon in vorlinnäischer Literatur
findet. Das Epitheton claytoniana wurde zu Ehren des
britisch-amerikanischen Botanikers John Clayton (16941773) etabliert.
Osmunda claytoniana ist ein dekorativer, prähistorischer Farn
für den Garten, der seit mehr als 180 Millionen Jahre fast unverändert
die Erde bevölkert. Er verträgt Standorte in voller Sonne bis lichtem
Schatten. Der Boden sollte feucht sein, sauer und darf auch gerne mal
vernässen. Teiche, Bäche oder schwierige Stellen im Unterwuchs
wären eine architektonisch gute Wahl. Es gibt Sorten mit rötlichen
Austrieb. Jungpflanzen benötigen einige Jahre bis sie eine prachtvolle
Größe erreicht haben.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Osmunda claytoniana.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/osmunda-claytoniana.html am Tg.Mo.Jahr.
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