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Ranunculus ficaria L.
  synonym: Ficaria calthifolia Rchb.
                 Ficaria ficaria (L.) H. Karst.
                 Ficaria ranunculoides (L.) Roth
                 Ficaria verna Huds.
                 Ficaria verna ssp. bulbifera (Marsden-Jones) Á. Löve & D. Löve
                 Ficaria verna ssp. calthifolia (Rchb.) Nyman
                 Ficaria vulgaris (L.) J. St.-Hil.
                 Ranunculus ficaria var. bulbifera Albert
                 Ranunculus ficaria ssp. calthifolius Arcang.
Gewöhnliches Scharbockskraut, Ranunculaceae - Hahnenfußgewächse
Vorfrühlingblüher, II–V, 5–30 cm hoch, vorsommergrün, mehrjährig

Das Scharbockskraut tritt in Mitteleuropa fast überall gemein auf, im Bergland eher verbreitet. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch. Bevorzugt siedelt es in Auenwäldern, Laubmischwäldern, Wiesen und an Kulturstandorten wie Gärten oder Parks. Noch vor dem Laubaustrieb der Bäume treibt das Scharbockskraut aus und kommt rasch zur Blüte. Zum Sommer hin sind die Pflanzen meist schon wieder eingezogen. Die Laubblätter sind grün, kahl, lang gesteilt, herz- bis nierenförmig und randständig gekerbt. Die Blüten sind lang gestielt, mit 0–4 Hochblättern, 8–14 gelben Kronblätter und 3(–5) grünen, später gelben Kelchblätter. Manche Sippen bilden Brutknospen (Bulbillen) in den Achseln, die meist durch Ameisen verbreitet werden, bei anderen kommt es eher zur Bildung von Nüsschen. An den Wurzen finden sich Stärkeknollen, die als Speicherorgan dienen.

Neuere phylogenetische Untersuchungen haben gezeigt, dass das Scharbockskraut nicht nahe verwandt mit der Gattung Ranunculus L. ist und daher Ficaria verna als das gültige Binomen anzusehen ist. Die im östlichen Mitteleuropa und Südosteuropa heimische ssp. calthifolia bildet im Gegensatz zu den nördlicheren Sippen regelmäßig Nüsschenfrüchte und vermehrt sich überwiegend generativ. Diese Morphotypen haben im Gegensatz zur ssp. verna eine Grundblattrosette und meist keine Hochblätter an den Blütenstängeln.


Abb. 1 Blüte von Ranunculus ficaria, Klostergarten Haslach, Kinzigtal, Schwarzwald, 48° 16' 32 N, 08° 05' 05 O, 220 m
Abb. 2 Rasenbildender Bestand von Ranunculus ficaria, im Botanischen Garten Freiburg, 264 m, 48° 00' 34 N, 07° 51' 32 O
Abb. 3 Die gestielten Blüten der Ranunculus ficaria öffnen sich bei Sonnenschein, Vogelsang-Bachtal, Heiligenhaus, 09.04.2016, 121 m, 51° 20' 04 N, 06° 58' 13 O
Abb. 4 Blätter der Ranunculus ficaria im zeitigen Frühjahr in einem Mischwald im unteren Rurtal, zwischen Glimbach und Kofferen, 22.02.2015, 92 m, 50° 59' 44 N 06° 18' 03 O
Abb. 5 Unterirdische Stärkeknollen an den Wurzeln von Ranunculus ficaria in einem Privatgarten
Abb. 6 Brutknospe (Bulbille) in der Blattachsel von Ranunculus ficaria in einem Privatgarten 
Abb. 7 Rasenbildender Bestand von Ranunculus ficaria im Strunde-Tal, Herrenhausen, Bergisches Land, 08.03.2014, 171 m, 50° 59' 51 N, 07° 09' 34 O
Abb. 8 Blüte der Ranunculus ficaria in einem Laubmischwald oberhalb vom Liliental, Kaiserstuhl, 13.03.2015, 429 m, 48° 04' 03 N, 07° 39' 38 O
Abb. 9 Blüten der Ranunculus ficaria ssp. calthifolia am Hackelsberg bei Jois, Neusiedlersee, Burgenland, Österreich, 03.04.2017, 197 m, 47° 57' 05 N, 16° 46' 25 O
Abb. 10 Ranunculus ficaria ssp. calthifolia am Hackelsberg bei Jois, Neusiedlersee, Burgenland, Österreich, 03.04.2017, 197 m, 47° 57' 05 N, 16° 46' 25 O
Abb. 11 Ranunculus ficaria zusammen mit Umbilicus rupestris Dandy (vollständig runde Laubblätter) im 'The Lost Gardens of Heligan' in St. Austell, Cornwall, 07.03.2018
Abb. 12 Ranunculus ficaria in einem feuchten Strauchsaum an der Cala Moresca bei Golfo Aranci, Sardinien, 03.04.2018, 12 m, 40° 59' 16 N, 09° 38' 49 O


Der Gattungsname Ranunculus L. stammt von lat. "ranunculus" (= Fröschlein) und bezieht sich wahrscheinlich auf die häufig feuchten Habitate der Hahnenfußgewächse. Das Epitheton ficaria leitet sich ab von lat. "ficula" (= kleine Feige) und bezieht sich wahrscheinlich auf die Wurzelknollen oder Bulbillen; es findet sich auch im nicht mehr gebräulichen Namen "Feigwurz".

Früher wurden die herzförmigen, grundständigen Blätter als Salat verwendet. Geerntet wurde vor der Blüte, weil die jungen Blätter dann noch wenig Giftstoffe enthalten. Als eines der ersten "Frühjahrsgemüse" und zudem noch wegen des relativ hohen Vitamin C Gehaltes eignete sich Ranunculus ficaria perfekt zur Skorbutprophylaxe, woher sich der Name Scharbock ableitet. In manchen Gärten kann Ranunculus ficaria leicht problematisch sein, wenn beispielsweise Rasenflächen überwuchert werden oder in Beeten Massenbestände auftreten. Das Zurückdrängen ist mühsam und nur mit konsequentem Ausgraben und Mahd der Bestände möglich, am besten noch vor der Bildung von Brutknospen. Im Folgejahr ist dann eine Nachkontrolle auf überwinternde Knollen nötig. Mit der Erde verschleppte Knollen sind ebenfalls zu beachten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2018: Ranunculus ficaria. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/ranunculus-ficaria.html am Tg.Mo.Jahr.