Startseite

Rhinanthus serotinus (Schönh.) Oborny
    synonym: R. angustifolius C. C. Gmel. sensu Soo et auct.
Großer Klappertopf, Orobanchaceae - Sommerwurzgewächse
                        auch: Scrophulariaceae - Braunwurzgewächse
Frühling- bis Herbstblüher, IV–X, 10–70 cm hoch, sommergrün, einjährig

Der Große Klappertopf tritt verbreitet im Norden und zerstreut im Süden Mitteleuropas auf, sozusagen als Pendant zum Kleinen Klappertopf, Rhinanthus minor L. Das Verbreitungsgebiet ist eurasisch, von Westeuropa bis Sibirien. Er besiedelt Wiesen, Halbtrockenrasen, Dünen, sandige Äcker und lichte Wälder, bevorzugt auf kalk- und basenreichen Böden. Die Pflanzen wachsen aufrecht mit kahlen oder nur schwach behaarten Stängeln. Frühblühende Sippen sind wenig bis gar nicht, spätblühende reichlich verzweigt. Die Blätter sind gegenständig, länglich-lanzettlich und gezähnt. Die Deckblätter (jene direkt unterhalb der Blüten, die diese vor dem Aufblühen bedecken) sind etwa so lang wie die Blüte, eiförmig bis schmal dreieckig, lang zugespitzt, mit spitzen und leicht begrannten unteren Zähnen, die deutlich länger sind als die oberen Zähne.

Die Blüten sind kahl, gelb, schwach nach oben gekrümmt und mit geschlossenem Schlund. Die Krone ist 15–24 mm lang und trägt einen 1–2 mm langen, blauen Oberlippenzahn. Der Kelch ist nur am Rand borstig bewimpert. Später bilden sich Fruchtkapseln, in denen die Samen locker liegen und beim Schütteln klappernde Geräusche verursachen (deutscher Name). Die Samen werden per Stoß- und Windausbreitung fort getragen.

Die Pflanzen sind Wurzel-Halbparasiten, weshalb die Gattung von den meisten Autoren unter die Orobanchaceae eingeordnet wird. Das Pflanzenspektrum auf welchem die Klappertöpfe schmarotzern, ist sehr umfangreich. Es gibt Ökotypen der Art, die schon zeitig im Frühjahr blühen, während andere Herbstblüher sind. Dies sind keine Standorttypien, sondern genetisch fixierte Unterschiede. Bei den Klappertöpfen gibt es ein Panoptikum von Umgruppierungen und Neubestimmungen die manchmal eine Bestimmung schwierig machen. Zudem sind Hybriden zwischen verschiedenen Arten nicht selten. Der ähnliche Zottige Klappertopf, Rhinanthus alectorolophus Pollich, ist dicht zottig an Stängel, Blättern und Krone behaart, hat ebenfalls einen blauen Oberlippenzahn bei blassgelber Krone und wächst auf Kalk. Währenddessen hat der Kleine Klappertopf, R. minor L., eine dunkelgelbe, kahle Krone mit einem weißlichen oder hellblauen Oberlippenzahn und meidet Kalk.


Abb. 1 Sommerblühender Rhinanthus serotinus mit schmalen Stängelblättern, Verzweigung nach Verbiss und schwarz gestrichelten Stängeln in einer basenreichen Feuchtwiese auf Langeoog, 15.07.2012, 0 m, 53° 45' 10 N, 07° 31' 02 O
Abb. 2 Blütenstand des Rhinanthus serotinus mit schwach nach oben gekrümmten, gelben Kronen, blauen Oberlippenzähnen und Deckblättern die fast so lang sind wie die Blüten. Feuchtwiese auf Spiekeroog, 13.07.2015, 1m, 53° 46' 11 N, 07° 43' 50 O
Abb. 3 Bestand des Rhinanthus serotinus in einer basenreichen Wiese in den Graudünen auf Langeoog, 15.07.2012, 6 m, 53° 45' 17 N, 07° 30' 57 O
Abb. 4 Massenbestand des Rhinanthus serotinus mit den trockenen, braunen Fruchtkapseln in einer Extensivweide auf Langeoog, 16.07.2012, 0 m, 53° 43' 50 N, 07° 29' 12 O
Abb. 5 Frühblühende Sippe des Rhinanthus serotinus mit verwelkenden Tragblättern und Fruchtkapseln in einer Feuchtwiese auf Langeoog, 15.07.2012, 0 m, 53° 45' 12 N, 07° 31' 00 O


Der Gattungsname Rhinanthus L. stammt von gr. "rhine" (= Feile) und gr. "anthos" (= Blüte), nach den Blüten, die einzeln in den Achseln gesägter Tragblätter sitzen; nicht nach genitiv gr. "rhinos" (= Nase). Das Art-Epitheton serotinus leitet sich ab von lat. "serotinus" (= spät) und bezieht sich auf die späte Blüte mancher Ökotypen der Art im Jahr. Das Epitheton angustifolius besteht aus lat. "angustus" (= schmal) und lat. "-folius" (= -blättrig) und beschreibt die schmalen Stängelblätter der Art.

Ein basen- oder kalkreicher, lockerer, immer etwas feuchter Boden ist für den Großen Klappertopf ideal. Die Winterhärte ist ausgezeichnet und reicht für kältere Lagen in Mitteleuropa. Zum Einsatz können die Pflanzen im naturnahen Garten kommen, benötigen andere Pflanzen, auf denen der Große Klappertopf schmarotzern kann.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Rhinanthus serotinus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/rhinanthus-serotinus.html am Tg.Mo.Jahr.