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Erigeron acris L. s. str.
synonym: Trimorpha acris (L.) Gray
Scharfes Berufkraut, Asteraceae (= Compositae) - Korbblütler
Frühsommerblüher, VVII, 1060 cm hoch, immergrün,
ein-, zweijährig, kurzlebig
Das Scharfe Berufkraut tritt in Mitteleuropa verbreitet bis zerstreut auf.
Das Verbreitungsgebiet ist zirkumpolar. Bevorzugt siedeln die Pflanzen auf
sonnigen und trockenen Rasen, in Schotterfluren und Ruderalstandorten an
Wegrändern und Bahnanlagen. Es sind immergrüne Pflanzen, die oft
kurzlebig sind, manchmal ein- oder zweijährig. Der Stängel wächst
aufrecht, ist rund, dicht behaart und verzweigt. Die unteren
Stängelblätter sind lanzettlich, ganzrandig, oft mit gewelltem
Rand, beidseits behaart und durch die kürzeren Stängelinternodien
wirken sie gedrängt. In den Blattachseln finden sich meist keine sterilen
Kurztriebe. Die Blütenstände sind Rispen aus 2040
Blütenköpfchen, die 512 mm im Durchmesser sind, mit dicht
kraushaarigen Stielen und Hüllen. Oft sind mehrere Körbchen an
einem verzweigten Rispenast zu entdecken. Meist finden sich keine linealen
Hochblätter unter den Körbchen. Die Zungenblüten stehen aufrecht,
sind oft lilafarbig und nur wenig länger als die Röhrenblüten.
Später bilden sich Früchte mit "Fallschirm" (Pappus).
Von Erigeron acris sind - nicht nur in Mitteleuropa - zahlreiche
infraspezifische Taxa, als auch Abspaltungen beschrieben worden. Dem wird
hier nicht gefolgt, da die systemische Unsicherheit aus teilweise nicht eindeutig
zuordbaren Merkmalskomplexen herrührt. Lediglich
E. acris ssp.
serotinus (Weihe) Greuter wird hier besprochen, da es sich
um eine spätblühende Sippe handelt, die gleichwohl in den
makroskopischen Merkmalen oft mit der Art übereinstimmt.
Abb. 1 Gesamtpflanzen des Erigeron acris, auf dem Finkenberg bei Lengerich, 31.08.2019, 154 m, 52° 11' 10 N, 07° 53' 26 O | Abb. 2 Untere, behaarte, lanzettliche Laubblätter von Erigeron acris, Trockenstandort auf einem gepflasterten Deich an der Westküste von Langeoog, 27.07.2017, 2 m, 53° 43' 58 N, 07° 28' 03 O |
Abb. 3 Blütenköpfchen von Erigeron acris ohne lineale Hochblätter, auf dem Finkenberg bei Lengerich, 31.08.2019, 154 m, 52° 11' 10 N, 07° 53' 26 O | Abb. 4 Pflanze des Erigeron acris mit rispigem Blütenstand der Endköpfchen und verzweigten Seitenästen mit mehreren Blütenköpfchen. Frühblühender Morphotyp. Gepflasterter Deich an der Westküste von Langeoog, 27.07.2017, 2 m, 53° 43' 59 N, 07° 28' 04 O |
Abb. 5 Gesamtblüten- und -fruchtstand des Erigeron acris mit früh- und spätblühenden Sprossachsen, sowie traubigen und rispigen, verzweigten und unverzweigten Seitenästen im Blütenstand. Gepflasterter Deich an der Westküste von Langeoog, 27.07.2017, 3 m, 53° 44' 01 N, 07° 28' 03 O | Abb. 6 Fruchtköpfchen eines frühblühenden Erigeron acris. Gepflasterter Deich an der Westküste von Langeoog, 27.07.2017, 2 m, 53° 43' 59 N, 07° 28' 04 O |
Der Gattungsname Erigeron L. (Berufkräuter) leitet sich ab von
gr. "eri" (= früh) und gr. "geron" (= Greis) und bezieht sich auf die
grauen, haarigen Pappus-Früchte. Pappus ist etymologisch ebenfalls von
gr. "pappos" (= Großvater, graue Haare) ableitbar und bezieht sich
im botanischen Sinne auf die "Fallschirme" der "Pustefrüchte", also
die Anhängsel an Früchten, die hier der Windverbreitung dienen.
Ein Motiv welches auf den weißlich Pappus, der mit dem weißen
Kopfhaar alter Männer verglichen wurde, beruht und analog bei der Gattung
Senecio L. vorkommt. Der im Deutschen
genutzte Begriff Berufkräuter hat seinen Ursprung in der heilkundlichen
Anwendung verschiedener Arten und Gattungen, nicht nur des Erigeron.
Durch Heilung wurden Krankheiten auf die Pflanze "übertragen" = "berufen".
Das Art-Epithetin acris leitet sich ab von lat. "acris" (= scharf)
und wurde schon vorlinnäisch für die Art genutzt; womöglich
ließ Linné es als Anagramm nach seiner Herkunftsangabe "Habitat
in Europae apricis, siccis" stehen?
Erigeron acris sind unscheinbare Pflanzen, die oft übersehen
werden und daher kaum als gartenwerter Bewohner wahrgenommen werden. Erst
bei näherer Betrachtung erschließt sich die Ästhetik der
Pflanzen. Offene Stellen im Garten, im Alpinum, Yuccabeet oder Steingarten
wären passende Pflanzorte.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Erigeron acris.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/erigeron-acris.html am Tg.Mo.Jahr.
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