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Erigeron annuus (L.) Pers.
Einjähriger Feinstrahl, Einjähriges Berufkraut, Asteraceae (= Compositae) - Korbblütler
Ende Frühsommerblüher, VI–IX, 40–100(–150) cm hoch, sommergrün, ein- bis mehrjährig, kurzlebig

Der Einjährige Feinstrahl tritt in Mitteleuropa überwiegend zerstreut bis verbreitet auf, im Norden eher selten. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-ostasiatisch. Ursprünglich stammt die Art aus dem östlichen Nordamerika, ist seit dem 17. Jahrhundert in Mitteleuropa in Kultur und seitdem eingebürgert. Bevozugt besiedeln die Pflanzen Ruderalstandorte wie Wegränder, Brachflächen, Gärten, Waldlichtungen, Flussufer oder Bahnschotterflächen. Erigeron annuus wächst aufrecht, verzweigt im Blütenstand und bildet kräftige, tief eindringende Wurzeln. Die Stängelblätter sind unten meist glattrandig, mit Übergängen zu den oberen, die grob gesägt sind. Die Stängel sind abstehend langhaarig bis kahl. Die Blüten stehen in Schirmrispen und sind 15–25 mm im Durchmesser. Die Zungenblüten sind lilafarben bis weiß. In Mitteleuropa wachsen verschiedene Sippen des E. annuus, die teilweise als eigenständige Unterarten gesehen werden.


Abb. 1 Blütenstände des Erigeron annuus in Schirmripsen, gestörte Fläche in der Wahner Heide, 96 m, 50° 51' 52 N, 07° 09' 48 O
Abb. 2 Blütenköpfchen des Erigeron annuus am Wegesrand im Rekultivierungsgebiet des ehemaligen Braunkohletagebaus Bergheim, 11.06.2016, 84 m, 50° 58' 16 N, 06° 38' 51 O
Abb. 3 Behaarter, aufrechter Stängel von Erigeron annuus, auf einem Halbtrockenrasen des NSG Dulbaum bei Alsbach, Hessen, 19.06.2019, 95 m, 49° 44' 51 N, 08° 35' 25 O
Abb. 4 Individuenreicher Bestand von Erigeron annuus, Wegesrand am Vogelsangpass, Kaiserstuhl, 19.06.2019, 383 m, 48° 05' 12 N, 07° 41' 27 O
Abb. 5 Lockerer Bestand des Erigeron annuus auf einem Halbtrockenrasen des NSG Dulbaum bei Alsbach, Hessen, 19.06.2019, 95 m, 49° 44' 51 N, 08° 35' 25 O
Abb. 6 Schirmrispe des Erigeron annuus auf einer Lichtung im Marscheider Wald, Wuppertal, 251 m, 51° 14' 42 N, 07° 15' 31 O
Abb. 7 Grob gesägte Stängelblätter des Erigeron annuus an der Herbringhauser Talsperre, Wuppertal, 270 m, 51° 13' 55 N, 07° 16' 24 O
Abb. 8 Blütenköpfchen des Erigeron annuus, Wegesrand am Vogelsangpass, Kaiserstuhl, 19.06.2019, 383 m, 48° 05' 12 N, 07° 41' 27 O
Abb. 9 Blütenstände des Erigeron annuus, oberhalb der Kravice-Wasserfälle, Ex-Jugoslawien, 12.10.2015, 76 m, 43° 09' 26 N, 17° 36' 35 O
Abb. 10 Verzweigende Pflanze des Erigeron annuus am Dark Hollows Trail, Shenandoah, Virginia, 09.10.2019, 1024 m, 38° 31' 11 N 78° 24' 47 W
Abb. 11 Großer Bestand des Erigeron annuus am Wegesrand bei Marienheide, 11.11.2015, 380 m, 51° 05' 16 N 07° 33' 27 O
Abb. 12 Behaarte Unterseite der Laubblätter von Erigeron annuus, Wegesrand im Rekultivierungsgebiet des ehemaligen Braunkohletagebaus Bergheim, 11.06.2016, 84 m, 50° 58' 16 N, 06° 38' 51 O


Blüten und Habitus des Erigeron annuus erinnern stark an die zahlreichen weißblütigen Aster-Arten und -Sippen. Merkmale zur Unterscheidung sind die bei den Astern durchweg glatten Blattränder sowie deren deutlich späterer Blühzeitpunkt im Frühherbst. Die weißen Zungenblüten des E. annuus sind schmaler (feiner -> deutscher Name) als jene der Astern.

Der Gattungsname Erigeron L. (Berufkräuter) leitet sich ab von gr. "eri" (= früh) und gr. "geron" (= Greis) und bezieht sich auf die grauen, haarigen Pappus-Früchte. Pappus ist etymologisch ebenfalls von gr. "pappos" (= Großvater, graue Haare) ableitbar und bezieht sich im botanischen Sinne auf die "Fallschirme" der "Pustefrüchte", also die Anhängsel an Früchten, die hier der Windverbreitung dienen. Ein Motiv welches auf den weißlichen Pappus, der mit dem weißen Kopfhaar alter Männer verglichen wurde, beruht und analog bei der Gattung Senecio L. vorkommt. Der im Deutschen genutzte Begriff Berufkräuter hat seinen Ursprung in der heilkundlichen Anwendung verschiedener Arten und Gattungen, nicht nur des Erigeron. Durch Heilung wurden Krankheiten auf die Pflanze "übertragen" = "berufen", lat. "annuus" (= einjährig).

Erigeron annuus sind ursprünglich als Zierpflanzen nach Europa gebracht worden. Heute gibt es einige Kultivare, die sich für den Staudengarten eignen oder als wandelnder, immer neu aussäender Bestand im Steingarten angebaut werden können. Bewuchsverdichtung führt zum Verschwinden der Art am Standort.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J., Ebel, F., Hanelt, P. & Müller, G. K. 2007: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Band 5, Krautige Nutz- und Zierpflanzen. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 874 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Erigeron annuus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/erigeron-annuus.html am Tg.Mo.Jahr.