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Orobanche amethystea Thuill.
   synonym: Orobanche eryngii Duby
Amethyst-Sommerwurz, Mannstreu-Sommerwurz, Orobanchaceae - Sommerwurzgewächse
Frühsommerblüher, V–VII, 10–50 cm hoch, sommergrün, ein-, mehrjährig

Die Amethyst-Sommerwurz ist in Mitteleuropa selten und kommt nur an wenigen Standorten im Mittel- und Oberrheintal vor. Die Pflanzen sind Vollschmarotzer auf dem Feld-Mannstreu, Eryngium campestre L., und besiedeln bevorzugt basenhaltige Trockenrasen. Die Stängel sind einfach, drüsig, dunkelviolett tingiert und schuppig bis zur Ähre. Die Einzelblüten sind 1,5–2 cm lang, hellgelb bis weiß, amethystfarben geadert oder lilafarben tingiert und mit ebenfalls von Drüsen besetzter Oberlippe. Der Blütenrücken ist am Ansatz der Staubfäden deutlich gekniet und waagerecht abstehend. Die Hochblätter sind violett und meist länger als die Krone. Die Narbe ist violett bis rot-braun.

Vollschmarotzer wie die Amethyst-Sommerwurz sind Pflanzen, die kein eigenes Chlorophyll produzieren und daher auf die Ernährung durch die Wirtspflanze angewiesen sind. Bei den Sommerwurzen ist die Spezialisierung auf die Wirtsart relativ ausgeprägt und die Amethyst-Sommerwurz ist nur auf das Eryngium campestre beschränkt. Bei der Diagnose spielt daher die Wirtspflanze durchaus eine Rolle. Am besten gelingt diese bei voll erblühten Sommerwurzen.

Die Lebensdauer von Orobanche amethystea hängt unter anderem vom Wirt ab. Absterbende Feld-Mannstreu bedingen das Absterben der Sommerwurz. Potentiell sind die Pflanzen jedoch mehrjährig. Nach der Blüte sterben die Sprosse (einschließlich der Speicherknollen?) und produzieren Samen, die bei Anwesenheit von Wirtspflanzen keimen können.


Abb. 1 Vielblütige Infloreszenz von Orobanche amethystea in der Anthese, Trockenrasen am Bollenberg, Elsass, Frankreich, 30.05.2018, 293 m, 47° 56' 28 N, 07° 15' 34 O
Abb. 2 Blütenstand der Orobanche amethystea im Trockenrasen auf dem Strangenberg, Westhalten, Elsass, 21.06.2019, 384 m, 47° 57' 47 N, 07° 16' 12 O
Abb. 3 Wenigblütige Infloreszenz von Orobanche amethystea auf einem Trockenrasen am Bollenberg, Elsass, Frankreich, 30.05.2018, 294 m, 47° 56' 31 N, 07° 15' 40 O
Abb. 4 Weiße Kronblätter von Orobanche amethystea mit amethystfarbigen Streifen. Trockenrasen am Bollenberg, Elsass, Frankreich, 30.05.2018, 294 m, 47° 56' 31 N, 07° 15' 40 O
Abb. 5 Frisch austreibende Orobanche amethystea. Trockenrasen am Bollenberg, Elsass, Frankreich, 30.05.2018, 297 m, 47° 56' 30 N, 07° 15' 33 O
Abb. 6 Behaarter und von Schuppen besetzter Stängel der Orobanche elatior im Trockenrasen auf dem Strangenberg, Westhalten, Elsass, 21.06.2019, 384 m, 47° 57' 47 N, 07° 16' 12 O
Abb. 7 Frisch austreibender "Spargel" der Orobanche amethystea zusammen mit dem Feld-Mannstreu, Eryngium campestre, auf einem Trockenrasen am Bollenberg, Elsass, Frankreich, 30.05.2018, 297 m, 47° 56' 30 N, 07° 15' 33 O
Abb. 8 Vertrockneter Blütenstand der Orobanche amethystea auf einem Halbtrockenrasen in den Weinbergen bei Dorsheim, Rheinland-Pfalz, 23.06.2018, 167 m, 49° 55' 31 N, 07° 53' 34 O


Der Gattungsname Orobanche L. stammt von gr. "orobos" (Kichererbse) und gr. "agchein" (= würgen, ersticken), nach der in Südeuropa heimischen O. crenata Forssk., die ein wichtiger Kulturschädling von Hülsenfruchtgewächsen ist. Das Epitheton amethystea bezieht sich auf die Färbung der Kronblattstreifen, nach der lilavioletten Farbe des gleichnamigen Quarzgesteins.

Sommerwurze sind weniger geeignet für eine Gartenkultur.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Orobanche amethystea. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/orobanche-amethystea.html am Tg.Mo.Jahr.