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Scabiosa columbaria L.
synonym: Scabiosa anthemifolia Eckl. & Zeyh.
 Scabiosa austroafricana Heine
Gewöhnliche Tauben-Skabiose, Dipsacaceae - Kardengewächse
Sommerblüher, V–XI, 20–50(–80) cm hoch, immergrün, mehrjährig, kurzlebig

Die Gewöhnliche Tauben-Skabiose tritt in Mitteleuropa zerstreut bis verbreitet auf, in den Hochlagen der Gebirge fehlt sie ganz. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch bis westasiatisch. Bevorzugt wächst sie auf mageren Standorten wie kalkhaltigen Wiesen, Trocken- und Halbtrockenrasen. Auf gedüngten Flächen verschwindet sie, was eine Ursache des Rückgangs der Bestände in Mitteleuropa ist.

Die Pflanzen haben ästige Stängel mit mehreren Blütenköpfen und fiederspaltige Grundblätter. Die Stängelblätter sind fein behaart, stehen zu 2–3 Paaren und haben 9–13 Fiedern. Im Hochsommer, gelegentlich auch ab Mai, erscheinen bis 3 cm im Durchmesser große, blauviolette, selten weiße Blütenkörbchen. Die Einzelblüten sind 5-spaltig (Knautia L. 4-spaltig). Ab August bis Oktober bilden sich kugelige Fruchtstände, an denen die schwarzen Kelchborsten gut erkennbar sind. Die Samen tragen "Fallschirme" (= Pappus), werden aber auch durch Wasser, Kletthaftung und Insekten verbreitet.

Die ältere Bezeichnung Tauben-Grindkraut verweist auf die (mögliche) ehemalige arzneiliche Nutzung bei Hautleiden. Es sind mehrere infraspezifische Taxa etabliert worden, die nicht einheitlich akzeptiert werden und überwiegend lokale Ökotypen beschreiben.


Abb. 1 Blütenköpfchen von Scabiosa columbaria, Strauchsaum im Berger Moor in Pfronten, 15.06.2022, 856 m, 47° 35' 10 N, 10° 33' 55 O
Abb. 2 Eher rötlich violetter Blütenkopf einer Zuchtsorte von Scabiosa columbaria, Privatgarten, 22.04.2015
Abb. 3 Blütenkopf einer Scabiosa columbaria, auf dem Finkenberg bei Lengerich, 31.08.2019, 154 m, 52° 11' 10 N, 07° 53' 26 O
Abb. 4 Fiederspaltiges Laubblatt von Scabiosa columbaria. In einer Magerwiese bei der Binnendüne Wahler Berg bei Dormagen, Niederrhein, 15.05.2022, 39 m, 51° 07' 12 N, 06° 48' 59 O
Abb. Blütenkörbchen einer Scabiosa columbaria-Hybride (Zuchtform) vor dem Aufblühen mit den steifen, karminroten Kelchborsten, Privatgarten, 22.04.2015
Abb. 6 Beim Aufblühen erscheinen bei Scabiosa columbaria zuerst die Randblüten. Kalkhaltiger Waldsaum im Urft-Tal bei Nettersheim, Eifel, 03.08.2016, 443 m, 50° 30' 40 N, 06° 37' 12 O
Abb. 7 Früh blühender Bestand von Scabiosa columbaria. In einer Magerwiese bei der Binnendüne Wahler Berg bei Dormagen, Niederrhein, 15.05.2022, 39 m, 51° 07' 12 N, 06° 48' 59 O
Abb. 8 Obere Stängelblätter der Scabiosa columbaria sind deutlich reduziert, teilweise nur fädlich. Kalkhaltiger Waldsaum im Urft-Tal bei Nettersheim, Eifel, 10.08.2016, 443 m, 50° 30' 40 N, 06° 37' 12 O
Abb. 9 Bestand der Scabiosa columbaria in einem thermophilen Saum im Urft-Tal bei Nettersheim, Eifel, 10.08.2016, 443 m, 50° 30' 40 N, 06° 37' 12 O
Abb. 10 Unteres Stängelblatt von Scabiosa columbaria. Kalkhaltiger Waldsaum im Urft-Tal bei Nettersheim, Eifel, 10.08.2016, 443 m, 50° 30' 40 N, 06° 37' 12 O
Abb. 11 Fruchtköpfchen der Scabiosa columbaria mit den schwarzen Kelchborsten. Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet Totengrien bei Istein, 21.08.2021, 237 m, 47° 39' 17 N, 07° 32' 09 O
Abb. 12 Weiß blühende der Scabiosa columbaria in einem Halbtrockenrasen am Bahlinger Eck, Kaiserstuhl, 31.05.2018, 440 m, 48° 06' 31 N, 07° 41' 59 O
Abb. 13 Bestand der Scabiosa columbaria in einem Halbtrockenrasen am Bahlinger Eck, Kaiserstuhl, 31.05.2018, 440 m, 48° 06' 31 N, 07° 41' 59 O
Abb. 14 Vergleich der Scabiosa columbaria (links) mit der Wiesen-Witwenblume, Knautia arvensis (L.) Coult. (rechts), 31.05.2018
Abb. 15 Blütenkörbchen der Scabiosa columbaria im Halbtrockenrasen auf dem Strangenberg, Westhalten, Elsass, 20.08.2021, 360 m, 47° 57' 35 N, 07° 16' 07 O
Abb. 16 Mittleres Stängelblatt von Scabiosa columbaria im Halbtrockenrasen auf dem Strangenberg, Westhalten, Elsass, 20.08.2021, 360 m, 47° 57' 35 N, 07° 16' 07 O
Abb. 17 Untere ungeteilte Laubblätter der Scabiosa columbaria im Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet Totengrien bei Istein, 21.08.2021, 237 m, 47° 39' 17 N, 07° 32' 09 O


Der Gattungsname Scabiosa L. existierte schon vorlinnäisch und ist nicht eindeutig, zumal sich der Name auf mindestens neun verschiedene Gattungen bezog. Möglich erscheint ein Benennungsmotiv nach der Heilwirkung gegen Hauterkrankungen, die sich auch im deutschen Namen "Grindkraut" wiederfindet, lat. "scabiosus" (= räudig, krätzig); ein Fachbegriff der heute noch für den Hautmilbenbefall gebraucht wird: Skabies. Das Art-Epitheton columbaria stammt von lat. "columbarius" (= Tauben-) und beschreibt die taubenblauen Blütenfarben.

Die Gewöhnliche Tauben-Skabiose ist eine prächtige Pflanze mit großen, farbenfrohen Blüten im Sommer. Im Exotengarten ist ein sonniger Platz ideal. An den Boden bestehen kaum Ansprüche, am besten abgemagert und kalkhaltig. Kombinationen mit immergrünen Exoten oder das mediterrane Beet sind dekorative Arrangements, wo die Pflanzen sommers ihre volle Pracht entfalten können. Es gibt zahlreiche Sorten mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten und einer ganzen Palette an Kronfarben.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Scabiosa columbaria. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/scabiosa-columbaria.html am Tg.Mo.Jahr.