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Anthriscus sylvestris (L.) Hoffm.
synonym: Anthriscus aemula Schischk.
Anthriscus
nemorosa (M. Bieb.) Spreng.
Carum
sylvestre (L.) Baill.
Chaerefolium
sylvestre (L.) Schinz & Thell.
Wiesenkerbel, Apiaceae - Doldenblütler
Ende Vollfrühlingblüher, VVIII, 60150 cm hoch,
sommergrün, mehrjährig
Der Wiesenkerbel tritt in Mitteleuropa gemein auf. Sein Verbreitungsgebiet
ist europäisch, westasiatisch und ostafrikanisch. Er besiedelt gerne
Wiesen, Hecken, Gebüschsäume, Bach- und Waldränder, ruderale
Stellen entlang von Wegen oder auf Schuttflächen.
Die Stängel sind scharfkantig gefurcht, grün, ohne Flecken,
gelegentlich mit rötlich-braunen Längsstreifen, an den Knoten nicht
oder wenig verdickt und unten steifhaarig. Die Laubblätter sind
23-fach gefiedert, im Umriss 3-eckig und die kleinsten Fiederabschnitte
lanzettlich und zugespitzt. Die Dolden bestehen aus 815 Döldchen
und haben keine Hüllblätter (Hüllblätter sind bei
Doldenblütler die Hochblätter direkt unterhalb des Blütenstandes,
Hüllchenblätter jene unterhalb der Teildolden = Döldchen).
Hüllchenblätter unterhalb der Döldchen gibt es 48, sie
sind oval, zugespitzt, mit randständigen, borstigen Haaren. In den Dolden
sind die nach außen gerichteten Kronblätter nur wenig
größer als die restlichen Kronblätter (wenig strahlend).
Die Früchte sind 710 mm lang, kahl, glänzend, stehen zu 2
und haben typischerweise zwischen beiden eine deutliche Längsfurche
(Kerbe), an der sich Früchte bei Vollreife teilen und einzeln
verstreuen.
Abb. 1 Ein 23-fach gefiedertes, im Umriss 3-eckiges Laubblatt des Anthriscus sylvestris im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O | Abb. 2 Bestand des Anthriscus sylvestris an einem Wegesrand im Urft-Tal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 17.06.2016, 433 m, 50° 30' 46 N, 06° 35' 27 O |
Abb. 3 Rhizom des Anthriscus sylvestris mit den oberflächennahen Erneuerungsknospen. Wegesrand im Rekultivierungswald des ehemaligen Braunkohletagebaus Bergheim, 11.06.2016, 88 m, 50° 58' 00 N, 06° 38' 38 O | Abb. 4 An den Knoten ist der Stängel von Anthriscus sylvestris nicht oder wenig verdickt. Im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O |
Abb. 5 Reife und unreife Früchte des Anthriscus sylvestris. Felder bei Wuppertal-Herbringhausen, 07.07.2021, 287 m, 51° 13' 59 N, 07° 15' 55 O | Abb. 6 Blüten- und Fruchtstände des Anthriscus sylvestris in einem Waldsaum am Rheinbogen bei Stürzelberg, 08.06.2016, 38 m, 51° 09' 38 N, 06° 50' 54 O |
Abb. 7 Blütenstand von Anthriscus sylvestris mit den weißen Kronblättern, deren randständige nur wenig größer sind als die restlichen. Wegesrand im Urft-Tal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 17.06.2016, 441 m, 50° 30' 45 N, 06° 35' 07 O | Abb. 8 Rötlich-grüne und borstig bewimperte Hüllchenblätter des Anthriscus sylvestris. im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O |
Abb. 9 Die oberen Laubblätter des Anthriscus sylvestris sind schmal fädlich. Wegesrand im Urft-Tal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 17.06.2016, 441 m, 50° 30' 45 N, 06° 35' 07 O | Abb. 10 Blüten und Früchte erscheinen beim Anthriscus sylvestris oft gemeinsam. Im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O |
Abb. 11 Bestand des Anthriscus sylvestris an einem Wegesrand im Moorgebiet Ewiges Meer, Ostfriesland, 18.06.2021, 7 m, 53° 31' 38 N, 07° 26' 57 O | Abb. 12 Blühende und fruchtende Pflanzen des Anthriscus sylvestris an einem Wegesrand im Moorgebiet Ewiges Meer, Ostfriesland, 18.06.2021, 7 m, 53° 31' 39 N, 07° 26' 55 O |
Abb. 13 Pflanze des Anthriscus sylvestris in bodensauerer Wiese im Moorgebiet Ewiges Meer, Ostfriesland, 18.06.2021, 6 m, 53° 31' 37 N, 07° 27' 01 O | Abb. 14 Pflanze des Anthriscus sylvestris in den Weinbergen bei Winningen im Moseltal, 08.06.2021, 151 m, 50° 18' 49 N, 07° 30' 19 O |
Mit dem Wiesenkerbel hat man einen der ersten im Jahr blühenden
Doldenblütler. Wenn mit Ende des Vollfrühlings weitere Arten mit
ihren Blüten hinzukommen, hat der Wiesenkerbel oft schon die ersten
Früchte gebildet. Dann sind an den Pflanzen meist Frucht- und
Blütenstände gleichzeitig zu entdecken. Typisch und
möglicherweise namensgebend für die Gattung sind die deutlich
längsgefurchten (gekerbten) Früchte. Dies ist auch bei anderen
Arten und Gattungen zu beobachten, beispielsweise den Kälberkröpfen
wie Chaerophyllum temulum
L., jedoch sind die Furchen nicht so ausgeprägt und beim Wiesenkerbel
glänzen die kahlen Früchte. Eine andere Deutung des deutschen Namens
"Kerbel" sieht ihn als ein Lehnwort aus lat. "caerefolium" (= Kerbel), nach
dem Garten-Kerbel, Anthriscus
cerefolium (L.) Hoffm.
Der Gattungsname Anthriscus Pers. stammt von gr. "antherix" (= Ähre,
Halm), wahrscheinlich nach den kurzen, steif aufwärts gerichteten Borsten
der Früchte des Kulltur-Gartenkerbels,
Anthriscus cerefolium, die
entfernt einer Ähre ähnlich sehen. Das Epitheton sylvestris
stammt von lat. "silvestris" (= Wald, im Wald lebend), nach dem häufigen
Auftreten der Art entlang von Waldrändern oder auf Lichtungen.
Anthriscus sylvestris ist eine Pflanze für den naturnahen Garten
und dürfte wohl eher wenig zum Einsatz kommen, zumal der Wiesenkerbel
mit zu den häufigsten Doldenblütlern gehört und mithin
überall gemein ist.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Anthriscus sylvestris.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/anthriscus-sylvestris.html am
Tg.Mo.Jahr.
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