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Anthriscus sylvestris (L.) Hoffm.
  synonym: Anthriscus aemula Schischk.
                 Anthriscus nemorosa (M. Bieb.) Spreng.
                 Carum sylvestre (L.) Baill.
                 Chaerefolium sylvestre (L.) Schinz & Thell.
Wiesenkerbel, Apiaceae - Doldenblütler
Ende Vollfrühlingblüher, V–VIII, 60–150 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Wiesenkerbel tritt in Mitteleuropa gemein auf. Sein Verbreitungsgebiet ist europäisch, westasiatisch und ostafrikanisch. Er besiedelt gerne Wiesen, Hecken, Gebüschsäume, Bach- und Waldränder, ruderale Stellen entlang von Wegen oder auf Schuttflächen.

Die Stängel sind scharfkantig gefurcht, grün, ohne Flecken, gelegentlich mit rötlich-braunen Längsstreifen, an den Knoten nicht oder wenig verdickt und unten steifhaarig. Die Laubblätter sind 2–3-fach gefiedert, im Umriss 3-eckig und die kleinsten Fiederabschnitte lanzettlich und zugespitzt. Die Dolden bestehen aus 8–15 Döldchen und haben keine Hüllblätter (Hüllblätter sind bei Doldenblütler die Hochblätter direkt unterhalb des Blütenstandes, Hüllchenblätter jene unterhalb der Teildolden = Döldchen). Hüllchenblätter unterhalb der Döldchen gibt es 4–8, sie sind oval, zugespitzt, mit randständigen, borstigen Haaren. In den Dolden sind die nach außen gerichteten Kronblätter nur wenig größer als die restlichen Kronblätter (wenig strahlend). Die Früchte sind 7–10 mm lang, kahl, glänzend, stehen zu 2 und haben typischerweise zwischen beiden eine deutliche Längsfurche (Kerbe), an der sich Früchte bei Vollreife teilen und einzeln verstreuen.


Abb. 1 Ein 2–3-fach gefiedertes, im Umriss 3-eckiges Laubblatt des Anthriscus sylvestris im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O
Abb. 2 Bestand des Anthriscus sylvestris an einem Wegesrand im Urft-Tal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 17.06.2016, 433 m, 50° 30' 46 N, 06° 35' 27 O
Abb. 3 Rhizom des Anthriscus sylvestris mit den oberflächennahen Erneuerungsknospen. Wegesrand im Rekultivierungswald des ehemaligen Braunkohletagebaus Bergheim, 11.06.2016, 88 m, 50° 58' 00 N, 06° 38' 38 O
Abb. 4 An den Knoten ist der Stängel von Anthriscus sylvestris nicht oder wenig verdickt. Im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O
Abb. 5 Reife und unreife Früchte des Anthriscus sylvestris. Felder bei Wuppertal-Herbringhausen, 07.07.2021, 287 m, 51° 13' 59 N, 07° 15' 55 O
Abb. 6 Blüten- und Fruchtstände des Anthriscus sylvestris in einem Waldsaum am Rheinbogen bei Stürzelberg, 08.06.2016, 38 m, 51° 09' 38 N, 06° 50' 54 O
Abb. 7 Blütenstand von Anthriscus sylvestris mit den weißen Kronblättern, deren randständige nur wenig größer sind als die restlichen. Wegesrand im Urft-Tal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 17.06.2016, 441 m, 50° 30' 45 N, 06° 35' 07 O
Abb. 8 Rötlich-grüne und borstig bewimperte Hüllchenblätter des Anthriscus sylvestris. im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O
Abb. 9 Die oberen Laubblätter des Anthriscus sylvestris sind schmal fädlich. Wegesrand im Urft-Tal bei Urft-Steinfeld, Eifel, 17.06.2016, 441 m, 50° 30' 45 N, 06° 35' 07 O
Abb. 10 Blüten und Früchte erscheinen beim Anthriscus sylvestris oft gemeinsam. Im Dorf auf Langeoog, 11.06.2021, 6 m, 53° 45' 11 N, 07° 29' 16 O
Abb. 11 Bestand des Anthriscus sylvestris an einem Wegesrand im Moorgebiet Ewiges Meer, Ostfriesland, 18.06.2021, 7 m, 53° 31' 38 N, 07° 26' 57 O
Abb. 12 Blühende und fruchtende Pflanzen des Anthriscus sylvestris an einem Wegesrand im Moorgebiet Ewiges Meer, Ostfriesland, 18.06.2021, 7 m, 53° 31' 39 N, 07° 26' 55 O
Abb. 13 Pflanze des Anthriscus sylvestris in bodensauerer Wiese im Moorgebiet Ewiges Meer, Ostfriesland, 18.06.2021, 6 m, 53° 31' 37 N, 07° 27' 01 O
Abb. 14 Pflanze des Anthriscus sylvestris in den Weinbergen bei Winningen im Moseltal, 08.06.2021, 151 m, 50° 18' 49 N, 07° 30' 19 O 


Mit dem Wiesenkerbel hat man einen der ersten im Jahr blühenden Doldenblütler. Wenn mit Ende des Vollfrühlings weitere Arten mit ihren Blüten hinzukommen, hat der Wiesenkerbel oft schon die ersten Früchte gebildet. Dann sind an den Pflanzen meist Frucht- und Blütenstände gleichzeitig zu entdecken. Typisch und möglicherweise namensgebend für die Gattung sind die deutlich längsgefurchten (gekerbten) Früchte. Dies ist auch bei anderen Arten und Gattungen zu beobachten, beispielsweise den Kälberkröpfen wie Chaerophyllum temulum L., jedoch sind die Furchen nicht so ausgeprägt und beim Wiesenkerbel glänzen die kahlen Früchte. Eine andere Deutung des deutschen Namens "Kerbel" sieht ihn als ein Lehnwort aus lat. "caerefolium" (= Kerbel), nach dem Garten-Kerbel, Anthriscus cerefolium (L.) Hoffm.

Der Gattungsname Anthriscus Pers. stammt von gr. "antherix" (= Ähre, Halm), wahrscheinlich nach den kurzen, steif aufwärts gerichteten Borsten der Früchte des Kulltur-Gartenkerbels, Anthriscus cerefolium, die entfernt einer Ähre ähnlich sehen. Das Epitheton sylvestris stammt von lat. "silvestris" (= Wald, im Wald lebend), nach dem häufigen Auftreten der Art entlang von Waldrändern oder auf Lichtungen.

Anthriscus sylvestris ist eine Pflanze für den naturnahen Garten und dürfte wohl eher wenig zum Einsatz kommen, zumal der Wiesenkerbel mit zu den häufigsten Doldenblütlern gehört und mithin überall gemein ist.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Anthriscus sylvestris. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/anthriscus-sylvestris.html am Tg.Mo.Jahr.