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Helleborus ×hybridus Hort.
Garten-Nieswurz, Garten-Christrose, Ranunculaceae - Hahnenfußgewächse
Winter-, Frühlingblüher, I–IV, 20–60 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Die Garten-Nieswurz oder Garten-Christrose ist eine gärtnerische Züchtung und mancherorts aus Gärten und Parks verwildert. Die Eltern der Garten-Nieswurze sind meist nicht eindeutig zu bestimmen. Als Kreuzungsgrundlage kommen hauptsächlich Helleborus niger L., H. orientalis Lam. und H. purpurascens Waldst. & Kit. infrage, aber auch die anderen Arten der Gattung. In Mitteleuropa indigen ist von den genannten drei nur H. niger, wohingegen die anderen beiden Arten aus dem südlichen und östlichen Europa stammen, aber beide schon lange in Mitteleuropa in Kultur sind.

Da es sich um verwilderte Kultursorten handelt, ist das Spektrum der botanischen Merkmale sehr weit gefächert. Die Pflanzen können immergrün sein, manchmal vorsommergrün, manchmal sommergrün. Bei einigen Sippen erscheint die Blüte vor den Blättern, bei anderen verwelken die Blätter mit der Blüte. Das Farbspektrum der Perigone reicht von weiß, über grünlich bis rot, purpur und gelb. Manche Sorten sind einfarbig, andere gestreift, viele sind intensiv rot gepunktet. Von einfachen bis mehrfach gefüllten Blüten gibt es alle Übergänge. Die Blütenstände können von den meist einzeln stehenden Blüten des Helleborus niger bis hin zu den verzweigten mehrblütigen des H. orientalis reichen. Eine kleine Sammlung verschiedener Blüten finden Sie auf Seite über H. ×hybridus-Kultivare.



Abb. 1 Rotblühender Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 2 Mischbestand weiß- und rotblühender Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 3 Rosa farbene Perigone des Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 4 Weiße Perigone mit roten, zentralen Flecken beim Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 5 Helleborus ×hybridus mit teppichförmigem Bestand des Südeuropäischen Winterlings, Eranthis hyemalis (L.) Salisb., in einem Privatgarten in Nettetal-Oirlich, Niederrhein, 22.02.2014
Abb. 6 Mischbestand des Helleborus ×hybridus in einem Privatgarten in Nettetal-Oirlich, Niederrhein, 22.02.2014
Abb. 7 Kaleidoskop unterschiedlicher Blüten des Helleborus ×hybridus in einem Privatgarten in Nettetal-Oirlich, Niederrhein, 22.02.2014
Abb. 8 Dremig gelbe Perigone des Helleborus ×hybridus in einem Privatgarten in Nettetal-Oirlich, Niederrhein, 22.02.2014
Abb. 9 Mischbestand von weiß- und rotblühendem Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 10 Rot gefleckte Blüte einer Hybride, wahrscheinlich Helleborus orientalis × niger, 12.01.2014, Privatgarten
Abb. 11 Mischbestand weiß- und rotblühender Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 12 Rosa gemaserte Perigone mit roten, zentralen Flecken beim Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 13 Weiße Perigone mit roten, zentralen Punkten beim Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 14 Rosa gemaserte Perigone beim Helleborus ×hybridus, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen
Abb. 15 Weißes Perigon mit deutlich vergrößerten Nektarblättern, an denen erkennbar wird, dass es sich um umgewandelte Kronblätter handelt, Privatgarten, Nettetal-Oirlich, Niederrhein, 22.02.2014
Abb. 16 Geteilte und ungeteilte Bracteen eines H. ×hybridus, wo noch die Elternschaft des H. niger "durchscheint", 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen



Die Abgrenzung des Helleborus ×hybridus von den anderen Arten der Gattung ist manchmal sehr schwierig, besonders wenn Merkmalsübergänge vorliegen. Die aus den Gärten verwilderten Sippen sind in der Regel gärtnerische Kreuzungen verschiedener Arten, deren genaue Elternschaft nicht mehr zu klären ist, siehe H. ×hybridus-Kultivare. Daher sollte die Diagnose H. ×hybridus bestimmend sein. Beim H. orientalis sind die Perigone blass bis cremig grün, später bräunlich gelb-grün. Manche Ökotypen aus dem Kaukasus haben rot gepunktete, dekorative Perigone. Die Blätter sind immergrün, mit 5–11 Segmenten, doppelt gezähnt. Die Bracteen (= Hochblatt, aus dessen Achsel ein Blütenspross hervorgeht) sind geteilt und blattähnlich. Beim H. purpurascens sind die Perigone relativ groß, mit 5–7 cm im Durchmesser großen Blüten, dunkelrot bis violett, und sie erscheinen noch vor den Blättern. Diese sind 5-zählig, wobei jedes Segment nochmals 2–6-fach gefiedert ist. Die Bracteen sind geteilt und blattähnlich. Beim H. niger sind die Bracteen ungeteilt.

Nicht gesichert ist die Ableitung des Gattungsnamens Helleborus L. Schon vor Linné wurde der Begriff gr. "elleboros" für die beiden Arten Veratrum album L. (Weißer Germer) und H. niger genutzt, die als Niesreiz auslösende Pflanzen galten. Auch heute noch ist "elleboros" der neugriechische Name für die Christrose. Das Epitheton niger stammt von lat. "niger" (= schwarz, dunkelfarbig) und bezieht sich auf das dunkle Rhizom der Art.


Von Helleborus ×hybridus gibt es viele attraktive Sorten, die teilweise schon sehr lange in Gärten kultiviert werden, einschließlich der Klostergärten und alten Parkanlagen. Auch unter den neuen Züchtungen gibt es viele dekorative Sorten mit einem schier endlosen Spektrum an Farben, Panaschierungen, Blattstrukturen und einfachen bis mehrfach gefüllten Blüten. Die Christrosen sind Frühjahr- oder Winterblüher, mithin also unentbehrliche Pflanzen. Dass diese Arten gerne als Weihnachtsblüher vorgezogen werden, erklärt auch den Namen Christrose. Zudem ist der oft immergrüne Habitus ein architektonisches Merkmal für den Garten. Es bietet sich die Kombination mehrerer Sorten mit unschiedlichem Blatt und Perigonen an. Die Auswahl verschiedenster H. ×hybridus-Kultivare gleicht fast einem Panoptikum

In milden Regionen können die Pflanzen zum Herbst gesetzt werden. Der Boden kann leicht sauer oder neutral, idealerweise kalkhaltig sein. Viele Sorten kann man unter Bäumen oder Sträuchern in lichten Schatten setzen und sich dort langsam vermehren lassen. Oft erscheinen dann neue Morphotypen mit abweichenden Merkmalen. An trockenen Standorten ist gelegentliches Wässern ratsam.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Huxley, A., Griffiths, M. & Levy, M. 1999: The New Royal Horticultural Society Dictionary of Gardening. – Band I–IV, Macmillan Reference Ltd., London.
Polunin, O. 2006: Flowers of Greece and the Balkans. – Oxford University Press, Oxford, New York, 592 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Helleborus ×hybridus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/helleborus-hybridus.html am Tg.Mo.Jahr.