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Helleborus orientalis Lam.
Orientalische Nieswurz, Orientalische Christrose, Östliche Lenzrose, Ranunculaceae - Hahnenfußgewächse
Vor-, Erstfrühlingblüher, I–IV, 10–60 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Die Orientalische Nieswurz stammt aus Südosteuropa bis zum Kaukasus, wo die Pflanzen Wäldern und Strauchgesellschaften bis auf 2.200 m über Meereshöhe wachsen. Es sind immergrüne Christrosen mit ledrigen, kahlen oder unterseits flaumig behaarten Blättern mit 5–11 doppelt gesägten Segmenten. An den verzweigten Blütenständen stehen die Blüten zu 1–4, haben cremig weiße bis grünliche oder rötliche Perigone. Später bilden sich 4–7 nicht verwachsene Karpelle (Fruchtblätter).

Vom Helleborus orientalis existieren einige Unterarten, die sich in wenigen Merkmalen unterscheiden. Helleborus orientalis ssp. abchasicus (A. Braun) B. Mathew aus dem Westkaukasus und der ehemaligen Sowjetunion hat rot bis purpurfarben tingierte Perigone, oft zentral gepunktet. Die Nektarien sind purpurfarben oder grün und purpurfarben gestreift. Helleborus orientalis ssp. guttatus (A. Braun & F. W. H. Sauer) B. Mathew aus dem zentralen und östlichen Kaukasus hat weiße Perigone mit purpur-roten Punkten. Nicht alle Autoren akzeptieren diese Unterteilung. Manche sehen die Unterarten als eigenständige Arten, andere wiederum nur als Morphotypen ohne eigenständigen Status. Letzte Sichtweise ist womöglich die sinnvollere, da alle möglichen Übergänge innerhalb des H. orientalis-Komplexes existieren.

Die Abgrenzung des Helleborus orientalis von den anderen Arten der Gattung ist am Naturstandort relativ einfach. In Kulturbeständen jedoch kann die Identifizierung schwierig bis unmöglich sein, wenn Merkmalsübergänge durch freie Hybridisierung vorliegen. Eine Regel ist, dass H. orientalis eher nickende Blüten aufweist, während andere Wildarten oft (nicht immer) seitlich abstehende Blüten haben.

Helleborus orientalis neigt leicht zur Hybridisierung, wird sehr häufig im Gartenbau angeboten und es existieren zahllose Kultivare, von diesem mit anderen Arten der Nieswurze. Viele dieser Morphoytpen sind daher idealerweise als H. ×hybridus Hort. zu bezeichnen. Beim H. orientalis sind die Perigone blass bis cremig grün, später bräunlich gelb-grün. Manche Ökotypen aus dem Kaukasus haben rot gepunktete, dekorative Perigone. Die Blätter sind immergrün, mit 5–11 Segmenten, doppelt gezähnt. Die Bracteen (= Hochblatt, aus dessen Achsel ein Blütenspross hervorgeht) sind geteilt und blattähnlich. Beim H. purpurascens Waldst. & Kit. sind die Perigone relativ groß, mit 5–7 cm im Durchmesser großen Blüten, dunkelrot bis violett, und sie erscheinen noch vor den Blättern. Diese sind 5-zählig, wobei jedes Segment nochmals 2–6-fach gefiedert ist. Die Bracteen sind geteilt und blattähnlich. Beim H. niger sind die Bracteen ungeteilt. Helleborus dumetorum hat geteilte Tragblätter (Bracteen), die Perigone sind hell, weiß-rosa bis grünlich, die Fruchtblätter grundständig verwachsen, die Segmente der Laubblätter deutlich gestielt. Helleborus viridis L. ist laubabwerfend, hat meist vollständig grüne Perigone mit grundständig verwachsenen Karpellen.


Abb. 1 Weiß-grünliches Perigon des Helleborus orientalis ssp. abchasicus im Botanischen Garten Düsseldorf, 19.02.2014
Abb. 2 Weißes, rot gepunktetes Perigon von Helleborus orientalis ssp. abchasicus im Botanischen Garten Düsseldorf, 19.02.2014
Abb. 3 Blatt von Helleborus orientalis ssp. abchasicus, 19.02.2014, Botanischer Garten Düsseldorf
Abb. 4 Rosa Perigon mit roten Punkten des Helleborus orientalis, 19.02.2014, Botanischer Garten Düsseldorf
Abb. 5 Violett bis rosafarbig blühender Horst des Helleborus orientalis, 19.02.2014, Botanischer Garten Düsseldorf
Abb. 6 Weißes Perigon mit zentraler, grüner Färbung bei Helleborus orientalis, 19.02.2014, Botanischer Garten Düsseldorf
Abb. 7 Mischbestand von weiß und rosa blühendem Helleborus orientalis, 19.02.2014, Botanischer Garten Düsseldorf
Abb. 8 Balgfrüchte des Helleborus orientalis, 19.02.2014, Botanischer Garten Düsseldorf
Abb. 9 Mischbestand von weiß und rosa blühendem Helleborus orientalis, 19.02.2014, Botanischer Garten Düsseldorf
Abb. 10 Gefüllter, purpurrot blühender Helleborus orientalis, besser als H. ×hybridus bezeichnet, 12.02.2014, Japanischer Garten Leverkusen


Nicht gesichert ist die Ableitung des Gattungsnamens Helleborus L. Schon vor Linné wurde der Begriff gr. "elleboros" für die beiden Arten Veratrum album L. (Weißer Germer) und H. niger genutzt, die als Niesreiz auslösende Pflanzen galten. Auch heute noch ist "elleboros" der neugriechische Name für die Christrose. Das Epitheton orientalis stammt von lat. "orientalis" (= wo die Sonne aufgeht, östlich) und bezieht sich den Naturstandort im südöstlichen Europa bis Asien.

Helleborus orientalis ist eine attraktive Christrose, die schon im Winter oder zeitigen Frühjahr blüht und Farbe in den Garten bringt, mithin also eine unentbehrliche Pflanzenart ist. Die Orientalische Christrose ist ausreichend winterhart, immergrün und es existieren zahllose Kultivare. Oft sind diese Kultivare jedoch nicht mehr eindeutig als H. orientalis zu identifizieren und sollten daher besser als H. ×hybridus bezeichnet werden. Nichtsdestotrotz gibt es unter ihnen zahllose attraktive Pflanzen mit einem breiten Spektrum an Blütenfarben, Fleckung, einfach bis mehrfach gefüllten Perigonen und panaschierten Blättern. Eine schier endlose Auswahl interessanter Gartenpflanzen.

In milden Regionen können die Pflanzen zum Herbst gesetzt werden. Der Boden kann leicht sauer, neutral oder leicht kalkhaltig sein. Standorte unter Bäumen oder Sträuchern in lichtem Schatten sind ideal. Dort können sich die Pflanzen langsam vermehren. An trockenen Standorten ist gelegentliches Wässern ratsam. In Gartenbeständen mit unterschiedlichen Arten der Nieswurze erscheinen oft neue Morphotypen mit abweichenden Merkmalen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Huxley, A., Griffiths, M. & Levy, M. 1999: The New Royal Horticultural Society Dictionary of Gardening. – Band I–IV, Macmillan Reference Ltd., London.
Jäger, E. J., Ebel, F., Hanelt, P. & Müller, G. K. 2007: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Band 5, Krautige Nutz- und Zierpflanzen. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 874 S.
Polunin, O. 2006: Flowers of Greece and the Balkans. – Oxford University Press, Oxford, New York, 592 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Helleborus orientalis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/helleborus-orientalis.html am Tg.Mo.Jahr.