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Asplenium scolopendrium L.
  synonym: Asplenium altajense (Kom.) Grubov
                 Asplenium komarovii Akas.
                 Phyllitis japonica Kom.
                 Phyllitis scolopendrium (L.) Newman
                 Scolopendrium officinarum Sw.
                 Scolopendrium scolopendrium (L.) H. Karst.
Hirschzunge, Aspleniaceae - Streifenfarngewächse
10–60(–100) cm groß, immergrün, mehrjährig

Die Hirschzunge tritt in Mitteleuropa selten bis zerstreut auf. Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland sind die südwestlichen Mittelgebirge, besonders in den wintermilden Regionen; in anderen Gebieten, besonders dem Flachland oder nördlichen Landesteilen tritt die Hirschzunge selten auf oder fehlt ganz. Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa, Ostasien und Nordamerika. Die Pflanzen siedeln bevorzugt in der Krautschicht von Schlucht- und Schattenhangwäldern, in Steinschutt- und Geröllfluren auf Kalkgestein, sowie in Felsspalten oder feuchten, kalkhaltigen Mauerritzen. Es sind unverwechselbare, immergrüne Farne mit nicht geteiltem, ledrigem Blatt mit glatten Rändern und nierenförmigem Grund. Die Zugehörigkeit des Asplenium scolopendrium zu den Streifenfarngewächsen erschließt sich an der Form der Fortpflanzungs-Strukturen auf der Blattunterseite. Diese sogenannten Sporangien (Sporen-Behälter) bilden längliche Haufen, die als parallel zu den Blattgefäßen laufende Streifen (Sori = Sporangien-Gruppe) sichtbar werden. Die Vermehrung erfolgt durch Sporen oder manchmal auch vegetativ.


Abb. 1 Bestand von Asplenium scolopendrium in einer Felswand an der Stolbergbahn, Breinig, 226 m, 50° 45' xx N, 06° 14' xx O
Abb. 2 Jungpflanzen von Asplenium scolopendrium, Arboretum Burgholz, Wuppertal, 160 m, 51° 12' xx N, 07° 06' xx O
Abb. 3 Sporangien in Form von Sori auf der Blattunterseite von Asplenium scolopendrium, Kulturpflanze Privatgarten
Abb. 4 Pflanze des Asplenium scolopendrium zusammen mit Polystichum aculeatum (L.) Roth. (im Hintergrund rechts) am Strunde-Bach, Strunde-Tal, Bergisches Land, 18.10.2014, 138 m, 50° 59' 51 N, 07° 09' 53 O
Abb. 5 Kultursorte von Asplenium scolopendrium mit gewelltem Blattrand, Privatgarten
Abb. 6 Asplenium scolopendrium 'Angustifolium' mit schmalem Blatt und eng gefalteten Blatträndern, Privatgarten
Abb. 7 Laubblätter der Kultursorte Asplenium scolopendrium 'Cristatum' mit Kristatformen an der Wedelspitze, Privatgarten
Abb. 8 Bizarre und sehr empfindliche Kultursorte Asplenium scolopendrium 'Furcatum' mit gespaltenem Blatt, Privatgarten
Abb. 9 Pflanze des Asplenium scolopendrium am Strunde-Bach, wie Abb. 4, Strunde-Tal, Bergisches Land, 18.10.2014, 138 m, 50° 59' 51 N, 07° 09' 53 O
Abb. 10 Mehrere Exemplare des Asplenium scolopendrium in Südwestausrichtung einer Sandstein-Mauer der Waldkaserne in der Hildener Heide bei Düsseldorf, 09.08.2014, 66 m, 51° 10' 17 N, 06° 57' 28 O
Abb. 11 Exemplar des Asplenium scolopendrium in einem nordwestlich exponierten Laubmischwald im unteren Rurtal zwischen Glimbach und Kofferen, 22.02.2015, 93 m, 50° 59' 37 N 06° 18' 03 O
Abb. 12 Individuenreicher Bestand des Asplenium scolopendrium in einem östlich exponierten Laubmischwald im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 14.03.2015, 321 m, 48° 04' 27 N, 07° 40' 55 O
Abb. 13 Kräftige Pflanzen des Asplenium scolopendrium in einem Laubmischwald im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 14.03.2015, 321 m, 48° 04' 27 N, 07° 40' 55 O
Abb. 14 Auch solche Wuchsorte scheint der Hirschzungenfarn zu mögen: In einem Rhapidophyllum hystrix (Pursh) H. Wendl. & Drude, Privatgarten bei Rösrath, 07.06.2015
Abb. 25 Polystichum aculeatum zusammen mit Asplenium scolopendrium in einem Hangwald auf Kalk im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, Niederbergisches Land, 20.12.2015, 100 m, 51° 20' 14 N, 06° 56' 57 O
Abb. 16 Polystichum aculeatum zusammen mit Asplenium scolopendrium in einem steilen Hangwald auf Kalk im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, Niederbergisches Land, 20.12.2015, 128 m, 51° 20' 13 N, 06° 57' 02 O
Abb. 17 Polystichum aculeatum zusammen mit Asplenium scolopendrium in einer aufgelassenen Steinbruchwand im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, Niederbergisches Land, 20.12.2015, 131 m, 51° 20' 12 N, 06° 57' 01 O
Abb. 18 Massenbestand des Asplenium scolopendrium in einem Steinbruch im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, Niederbergisches Land, 20.12.2015, 128 m, 51° 20' 13 N, 06° 57' 02 O
Abb. 19 Asplenium scolopendrium in einem aufgelassenen Steinbruch im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, Niederbergisches Land, 20.12.2015, 131 m, 51° 20' 12 N, 06° 57' 01 O
Abb. 20 Asplenium scolopendrium mit gewellten Wedeln in einem steilen Schluchtwald auf Kalksandstein im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, Niederbergisches Land, 20.12.2015, 128 m, 51° 20' 13 N, 06° 57' 02 O
Abb. 21 Im Winter ist die architektonisch auffällige Sorte Asplenium scolopendrium 'Angustatum' ein Blickfang im Schattenbeet, Privatgarten, 22.03.2016
Abb. 22 Exemplar des Asplenium scolopendrium auf der Insel Hombroich, Neuss, 20.03.2021
Abb. 23 Exemplare des Asplenium scolopendrium mit neu austreibenden, hellgrünen Wedeln im Orto Botanico in Rom, Italien, 18.04.2017
Abb. 24 Die Sorte Asplenium scolopendrium 'Cristatum' wirkt sehr dekorativ, besonders im Winter, Botanischer Garten Gütersloh, 13.01.2018
Abb. 25 Asplenium scolopendrium 'Cristatum' mit den bizarren Wedelenden im Winter, Botanischer Garten Köln, 06.01.2017
Abb. 26 Die Sorte Asplenium scolopendrium 'Angustifolium' wirkt besonders im Winter, Botanischer Garten Köln, 06.01.2017


Der Gattungsname Asplenium L., leitet sich vom Milzfarn, dem Asplenium ceterach L., ab und stammt von gr. "splina" (= Milz). Wahrscheinlich ergibt sich der Name Milzfarn aus der (weitgehend ehemaligen) Nutzung bei Milzerkrankungen. Skolopendra ist heute noch das griechische Wort für Tausendfüßer oder Feuerassel. Claudius Aelianus, ein römischer Naturbeobachter und Sprachgelehrter, hat den Namen wahrscheinlich ins lateinische "scolopendra" transkribiert. Inwiefern die Skolopendra nun allerdings auf die Hirschzunge Anwendung findet, bleibt eher rätselhaft, als dass es eine offensichtliche Beschreibung der Morphologie wäre.

Die Kultur der Hirschzunge im Garten ist relativ einfach, wenn man einen eher schattigen, feuchten und basenhaltigen Standort wählt. Für schwierige Plätze unter Bäumen oder an feuchten Stellen bietet er sich sogar geradezu an, da Asplenium scolopendrium immergrün ist und mit seinen glänzenden, ledrigen Blättern eine architektonische Aufwertung des Gartens bewirkt. Es gibt unterschiedliche Sorten für die Pflanzung im Garten, die Selektion mit gewellten Rändern ist sehr häufig. Auch seltenere Sorten mit schmalem Blatt ('Angustifolium'), Kristatform ('Cristatum') oder gespaltenem Blatt ('Furcatum') sind dekorativ, oft aber empfindlicher als die gewöhnliche Art.

Referenzen
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.
Wagenitz, G. 2003: Wörterbuch der Botanik. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, 552 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Asplenium scolopendrium. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/asplenium-scolopendrium.html am Tg.Mo.Jahr.