Das Tal der Strunde im Bergischen Land ist in hydrogeologischer und botanischer Hinsicht ein interessanter Ort, welcher sich von anderen Tälern in der Region deutlich unterscheidet. Grund hierfür ist der Kalkstein im Gebiet von Herrenstrunden, der bedingt, dass das Flüsschen Strunde von Karstwässern gespeist wird und das Gebiet eine besondere Flora beherbergt. Die Quelle der Strunde liegt im kleinen Ort Herrenstrunden auf dem Gebiet der Stadt Bergisch Gladbach. Besser gesagt, es ist nicht eine einzige Quelle, sondern eine von mehreren. Bei dem in Herrenstrunden zu besichtigenden Quellbecken, wo das Wasser ganzjährig mit Blasen und "Wasseraugen" hervorsprudelt, handelt es sich nur um die Hauptquelle.
Neben dem Quellbecken liegt zudem ein periodisch Wasser führender Bacharm der Strunde, der im Einzugsgebiet östlich, oberhalb von Herrenstrunden entspringt. Dort sind weitere Quellen der Strunde zu finden. In einigen Abschnitten führt der Bach ganzjährig Wasser, versickert aber bei geringen Niederschlägen. Sind die Niederschlagsmengen sehr hoch, füllt sich der Bach und strömt an der Hauptquelle vorbei, um sich mit dieser hier zur ganzjährig fließenden Strunde zu vereinen.
Im östlichen Quellgebiet kann man an mehreren Stellen den karstigen Untergrund sehr gut erkennen. So liegt nahe am Wanderweg zum Örtchen Spitze die Zwergenhöhle, die ein vom Wasser in den Kalkstein gelöstes Hohlsystem ist. Auch die an einigen Stellen deutlich sichtbaren Dolinen sind ein Hinweis auf die unterirdischen hydrologischen Besonderheiten des Karstgebietes. Dolinen sind Einsturztrichter, die entstehen, wenn Hohlsysteme im Grundgebirge einbrechen.








Botanisch interessant ist der westliche Abschnitt des oberen Strunde Tales, der zwischen Herrenstrunden und Bergisch Gladbach liegt. Hinter den landwirtschaftlich genutzten Abschnitten des Flüsschens beginnt ein Auwald, durch den sich die kalkhaltige Strunde in zahlreichen Mäandern windet. Die Hänge sind, soweit nicht intensiv forstwirtschaftlich genutzt, zum Teil noch von artenreichen Schluchtwäldern bewachsen. Da der Untergrund aus Kalkgestein besteht, tritt hier nicht der im Bergischen Land sehr häufige Hainsimsen-Buchenwald auf, der sich auf sauren Böden etabliert und ausgesprochen artenarm ist. Artenarm sind diese "sauren Wäldern" deshalb, weil die Baumschicht sehr dicht ist und oft keine oder nur eine lückenhafte Strauchschicht zulässt.
Ganz anders verhält es sich bei den Buchenwäldern auf Kalkstein. Die Bedingungen auf Kalkstein sind für die Rotbuche, Fagus sylvatica L., nicht ganz so optimal wie auf saurem Grund, so dass sie mit vielen anderen Baumarten vergesellschaftet ist, eine wesentlich lichtere Baumschicht hat und daher eine höhere Diversität der Strauch- und Krautschicht zulässt.
Besonders hervorzuheben sind in diesen Buchenwäldern die großen Bestände der Grünen Christrose, Helleborus viridis L., die sich im mittleren Abschnitt der oberen Strunde befinden. An den schattigen Südhängen und in einem Nebental zum Igeler Hof wachsen dort auf den flach- bis mittelgründigen, frischen Kalksteinböden individuenreiche Populationen der Grünen Christrose, die sowohl die felsigeren Abschnitte des Buchenmischwaldes, als auch die mullreichen Hänge besiedeln. Attraktiv ist die ausgesprochen frühe Blüte der Grünen Christrose im Winter oder zeitigen Frühling. Zwar sind die Blüten eher unscheinbar, meist mit grünem Perigon, seltener weiß, aber sie erscheinen, wenn sonst kaum etwas anderes blüht. Die Pflanzen sind meist laubabwerfend, in milden Wintern immergrün.
Vielerorts ist die Grüne Christrose im Strunde-Tal mit anderen, eher seltenen, wärmeliebenden Pflanzen vergesellschaft. So findet sich an einigen Stellen der immergrüne Gelappte Schildfarn, Polystichum aculeatum (L.) Roth., der an den südlich exponierten, wärmeren Lagen im Unterwuchs der lichten Wälder relativ zahlreich auftritt und gerne auch zusammen mit Helleborus viridis wächst. Neben dem Gelappten Schildfarn findet man weitere immergrüne Farne wie den Hirschzungenfarn, Asplenium scolopendrium L., oder den Braunen Streifenfarn, Asplenium trichomanes L., die ebenfalls bevorzugt auf den wärmeren Hanglagen gedeihen, mancherorts sogar alle drei miteinander vergesellschaftet, wie am alten Steinbruch beim buddhistischen Zentrum.








Neben den erwähnten, dekorativen Arten treten auf den Hängen im Strunde-Tal noch eine ganze Reihe typischer Kalk-Pflanzen auf, die besonders auf den wärmeren Hanglagen artenreiche und interessante Pflanzengesellschaften bilden. Von den Orchideen sind viele historisch erwähnte Arten mittlerweile erloschen. Gelegentlich sieht man an lichteren Stellen oder entlang sonniger Säume das Schwertblättrige Waldvöglein, Cephalanthera longifolia (L.) Fritsch, eine typische, wärmeliebende Orchidee der Buchenwälder auf Kalk, die allerdings auch hier mittlerweile relativ selten geworden ist.
Oft gemeinsam mit dem Schwertblättrigen Waldvöglein tritt die Weiße Schwalbenwurz, Vincetoxicum hirundinaria Medik. auf, da beides Pflanzen kalkhaltiger Biotope sind. Das Verbreitungsgebiet der Weißen Schwalbenwurz reicht bis nach Südeuropa und sie ist ein Wärmezeiger, weshalb sie im Strunde-Tal auf den südlich exponierten Hängen gedeiht. Früher wurden die Pflanzen als Antidot und Brechmittel bei Vergiftungen genutzt, da sie Glykoside enthalten.
Ebenfalls giftig und gerne auf Kalk ist der Gewöhnliche Seidelbast, Daphne mezereum L., ein Frühblüher der Mittelgebirge. Oft liegt noch Schnee, wenn der Gewöhnliche Seidelbast mit seinen duftenden, rosa-farbenen Blüten aufwartet. Im Herbst bilden sich leuchtend rote Beeren. Da es sich um eine (sub-)montane Pflanze handelt, tritt er nur zerstreut und mit wenigen Exemplaren im Strunde-Tal auf - kein Vergleich zu den individuenreichen Vorkommen in den höheren Mittelgebirgen, wie beispielsweise der Eifel oder dem Schwarzwald. Im Flachland ist er sehr selten.
Ein weiterer Kalkzeiger ist das Wald-Bingelkraut, Mercurialis perennis L. Im Strunde-Tal tritt es massenhaft auf und bildet teilweise dichte Bestände, besonders auf den lichteren, südlich exponierten Hängen. Wie der Gewöhnliche Seidelbast gehört es zu den Euphorbiaceae, den Wolfsmilchgewächsen. Selber besitzt es aber keinen Milchsaft wie die meisten Arten der Familie, sondern wird wegen der Blüten- und Fruchtmerkmale in diese Familie eingeordnet.






Botanisch eine ganz andere Situation als auf den Hängen der Schluchtwälder findet man unten im Tal. Dort sind noch Reste artenreicher Auwälder vorhanden, sofern keine landwirtschaftlichen Flächen oder Industrieanlagen diese zerstört haben. Besonders der Abschnitt der oberen Strunde zwischen Herrenstrunden und Bergisch Gladbach lässt noch gut die Urtümlichkeit und den botanischen Reichtum erahnen, der vor der Erschließung des Tales hier wohl vorlag.
Im Frühling, oft während der Schnee noch nicht weg getaut ist, sind weite Bereiche des Tals von Teppichen blühender Kleiner Schneeglöckchen, Galanthus nivalis L., bedeckt. Die Bestände dürften in der Mehrzahl Kulturflüchtlinge sein. Und kaum dass die erste Frühlingstage beginnen, zeigen sich im Auwald weitere Frühjahrsblüher, die die Zeit bis zur Belaubung der Bäume nutzen. Große Bestände des Gewöhnlichen Scharbockskrauts, Ranunculus ficaria L., bedecken sehr zeitig mit ihren gelben Blüten den Boden. Das Buschwindröschen, Anemone nemorosa L., ist mit seinen weißen Blüten auch zahlreich vertreten. Seltener ist das Gelbe Buschwindröschen, Anemone ranunculoides L., oder das Europäische Moschuskraut, Adoxa moschatellina L. Ein Kulturflüchtling ist das Kleine Immergrün, Vinca minor L., eine der wenigen Arten mit blauen Blüten, die ebenfalls schon vereinzelt mit der Schneeschmelze oder tauenden Böden im Strunde-Tal zu entdecken sind.




Herrenstrunden liegt auf dem Gebiet der Stadt Bergisch Gladbach. Im Navigator gibt man am besten Kürtener Straße ein und parkt entweder am LVR Industriemuseum (Straße Igeler Hof) oder in Herrenstrunden selber, an der alten Johanniterkapelle wo ein größerer Wanderparkplatz ist. In Herrenstrunden gibt es am Bücheler Weg auch noch Parkgelegenheiten, wo sich praktischerweise eine Wanderkarte befindet. Parkgelegenheiten sind auch auf der Karte eingezeichnet.
Die Strunde-Quellen befinden sich direkt an der Johanniterkapelle. Dort erklären mehrere Schautafeln am Rundhäuschen die Besonderheiten der Gegend. Die botanisch interessanten Schluchtwälder und Strunde-Auen kann man von hier aus Richtung Bergisch Gladbach erwandern. Alternativ kann man vom Industriemuseum diese auch erreichen. Der Ortsname Herrenstrunden leitet sich im Übrigen von den Johannitern, den "Herren" ab, die im Mittelalter im Ort eien Konturei betrieben.

















