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Helleborus foetidus L.
Stinkende Nieswurz, Christrose, Ranunculaceae - Hahnenfußgewächse
Erstfrühlingblüher, II–IV, 30–80 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Die Stinkende Nieswurz oder Christrose tritt in Mitteleuropa in den kalkhaltigen, südwestlichen Mittelgebirgen selten bis zerstreut auf, ansonsten ist sie sehr selten und fehlt in weiten Teilen des Nordens und Ostens ganz. Ihr Verbreitungsgebiet ist europäisch. Bevorzugt siedelt sie in Laubmischwäldern und Strauchsäumen auf Kalk. Es sind immergrüne Pflanzen, von denen die grundständigen, 3–9-fach geteilten Blätter überwintern, zur Blütezeit dann meist eingezogen und nur noch die Stängelblätter vorhanden sind. Die Blütenstände tragen zahlreiche, nickende Einzelblüten, deren Perigone glockenartig zusammen liegen. Meist sind die Perigone unscheinbar grünlich, gelegentlich rötlich oder auch duftend. Mit dem Älterwerden der Blüte bekommen die Perigone am Ende eine rote bis violette Tönung. Die 8–12 trichterförmigen Nektarblätter sind grün (wie beim Eranthis hyemalis (L.) Salisb., der ebenfalls zu den Hahnenfußgewächsen gehört, handelt es sich eigentlich um umgewandelte Kronblätter). Später bilden sich grüngelbe, bei Reife hellbraune Balgfrüchte.


Abb. 1 Blüte mit rötlichem Innensaum beim Helleborus foetidus, in einem Strauchsaum an der Rheinbrohler Ley, 12.04.2017, 191 m, 50° 29' 06 N, 07° 20' 27 O
Abb. 2 Perigon mit endständiger Rötung und drei Karpelle von Helleborus foetidus, auf einem Schuttfächer am Rotenfels, Rheinland-Pfalz, 21.03.2014, 203 m, 49° 48' 53 N, 07° 50' 22 O
Abb. 3 Die Laubblätter des Helleborus foetidus sind 3–9-fach geteilt. Botanischer Garten Düsseldorf, 19.02.2014
Abb. 4 Blühendes Helleborus foetidus im Winter im Botanischen Garten Bochum, 17.01.2015
Abb. 5 Noch unreife Balgfrucht des Helleborus foetidus, in einem Strauchsaum an der Rheinbrohler Ley, 12.04.2017, 191 m, 50° 29' 06 N, 07° 20' 27 O
Abb. 6 Laubblätter des Helleborus foetidus, in einem Strauchsaum an der Rheinbrohler Ley, 12.04.2017, 191 m, 50° 29' 06 N, 07° 20' 27 O
Abb. 7 Pflanze des Helleborus foetidus mit aufrechtem Stängel, im Edith J. Carrier Arboretum, Harrisonburg, Virginia, 13.10.2019
Abb. 8 Bestand des Helleborus foetidus im Frühjahr, auf einem Schuttfächer am Rotenfels, Rheinland-Pfalz, 21.03.2014, 203 m, 49° 48' 53 N, 07° 50' 22 O
Abb. 9 Kultursorte des Helleborus foetidus 'Yellow Wilgenbroeck' mit rötlich-gelb-grünem Blütenstand, Privatgarten in Nettetal-Oirlich, 18.02.2017
Abb. 10 Perigon mit 3 noch unreifen Karpellen von Helleborus foetidus. Am Rotenfels, Rheinland-Pfalz, 21.03.2014, 203 m, 49° 48' 53 N, 07° 50' 22 O
Abb. 11 Prächtige alte Pflanze des Helleborus foetidus auf der Insel Hombroich, Neuss, 20.03.2021
Abb. 12 Unter Trockenheit leidender Helleborus foetidus auf einem Schuttfächer am Lemberg, bei Oberhausen an der Nahe, 10.07.2020, 385 m, 49° 46' 45 N, 07° 45' 46 O
Abb. 13 Zahlreiche Sämlinge des Helleborus foetidus in einem Lindenwald am Lemberg, bei Oberhausen an der Nahe, 10.07.2020, 275 m, 49° 47' 06 N, 07° 45' 43 O
Abb. 14 Pflanze des Helleborus foetidus in der Leitenkopf-Grube bei Brohl, 19.09.2021, 214 m, 50° 28' 32 N, 07° 18' 14 O


Die Abgrenzung des Helleborus foetidus von den anderen Arten der Gattung ist einfach, da der reich verzweigte Blütenstand schon ein auffälliges Merkmal ist. Schwierig sind die aus Gärten verwilderten Sippen zu bestimmen, da es sehr oft gärtnerische Kreuzungen verschiedener Arten gibt, besonders mit H. orientalis Lam. Diese gärtnerischen Sippen werden als H. ×hybridus Hort. zusammengefasst und können Merkmale unterschiedlicher Elternteile aufweisen. Helleborus cyclophyllus Boiss. hat geteilte Tragblätter (Bracteen), die Perigone sind hell, weiß-rosa bis grünlich, die Fruchtblätter grundständig frei, die Blätter unterseits behaart. Helleborus dumentorum Waldst. & Kit. hat deutlich gestielte Laubblätter (Laminae) und grundständig verwachsene Karpelle. Helleborus viridis L. ist laubabwerfend, hat meist vollständig grüne Perigone an wesentlich kleineren Blütenständen.

Nicht gesichert ist die Ableitung des Gattungsnamens Helleborus L. Schon vor Linné wurde der Begriff gr. "elleboros" für die beiden Arten Veratrum album L. (Weißer Germer) und H. niger L. genutzt, die als Niesreiz auslösende Pflanzen galten. Auch heute noch ist "elleboros" der neugriechische Name für die Christrose. Das Epitheton foertidus stammt von lat. "foetidus" (= stinkend) und bezieht sich auf den leicht unangenehmen Geruch zerriebener Blätter.

Helleborus foetidus wird schon lange in Gärten kultiviert. Er blüht im Winter oder zeitigen Frühjahr und ist daher eine attraktive, einheimische Pflanzenart, die Struktur und ersten "Glanz" in den Garten bringt. In milden Regionen können die Pflanzen zum Herbst gesetzt werden. Der Boden kann leicht sauer oder neutral, idealerweise kalkhaltig sein. Standorte unter Bäumen oder Sträuchern in lichtem Schatten sind ideal. Dort können sich die Pflanzen langsam vermehren. An trockenen Standorten ist gelegentliches Wässern ratsam. An Standorten wo sich die Pflanzen wohlfühlen, können sie sich bereitwillig aussäen. Ist das nicht erwünscht, sollten nach der Blüte die Fruchtstände abgeschnitten werden, bevor die Balgfrüchte reif sind und sich öffnen.

In Gartenbeständen mit unterschiedlichen Arten der Nieswurze erscheinen oft neue Morphotypen mit abweichenden Merkmalen. Es gibt zahlreiche Sorten und Kreuzungen im Handel, die teilweise sogar zur Vermehrung und gelegentlich zur Ausbreitung außerhalb der Gärten neigen. Dabei dürften sowohl einheimische Arten wie H. foetidus L. oder H. viridis L. als auch exotische Arten wie H. orientalis für die Kreuzungsgrundlage infrage kommen. Die Christrosen sind Frühjahr- oder Winterblüher, mithin also unentbehrliche Pflanzen. Dass diese Arten gerne als Weihnachtsblüher vorgezogen werden, erklärt auch den Namen Christrose. Zudem ist der immergrüne Habitus ein dekoratives Merkmal für den Garten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Helleborus foetidus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/helleborus-foetidus.html am Tg.Mo.Jahr.