Botanisch sehr interessant ist der im Nahe-Tal bei Bad Kreuznach gelegene Rotenfels. Hierbei handelt es sich um eine nach Süden ausgerichtete Steilwand mit 200 Metern Höhe, deren Felsen aus Porphyrgestein (rötliches, vulkanisches Gestein) bestehen, welches durch seine quarzreiche Zusammensetzung einen eher sauren Untergrund bildet. Die Bodenverhältnisse sind daher eher nährstoff- und kalkarm und weisen einen relativ hohen Eisengehalt auf. Durch die Topographie bedingt liegt der Porphyr am Rotenfels an den meisten Stellen frei oder hat nur eine geringe Humusschicht, so dass die Pflanzen einen ausgesprochen trockenen Standort vorfinden. Durch die Südausrichtung ist es zudem ein thermophiler und lichtintensiver Standort. Hinzu kommen die relativ niedrigen Niederschläge mit etwa 500–600 mm Niederschlag pro Jahr. All das bedingt eine ganz besondere Flora, deren Wert schon sehr früh erkannt und so das Gebiet bereits 1939 unter Naturschutz gestellt wurde.





Das Gebiet des Rotenfels besteht in den nicht wirtschaftlich genutzten Bereichen hauptsächlich aus einem Mosaik von Trockenrasen, Felsflora und Trockenwäldern. Forst- und agrarwirtschaftlich genutzte Flächen, sowie aufgelassene Terrassen haben meist Adventivflora oder sind noch in der Sukzession. Von den naturbelassenen Biotopen sind alle drei genannten das Refugium einiger seltener (sub-)mediterraner Arten. Nach der letzten Eiszeit sollen sich diese hier am Rotenfels gehalten haben. Oft ist es die östliche oder nördliche Verbreitungsgrenze der Arten. Beispielsweise beim Berg-Steinkraut, Alyssum montanum L., oder dem Französischen Ahorn, Acer monspessulanum L., welche im Nahe- und Mosel-Tal ihre nördlichste Verbreitung haben.
Beeindruckend ist das Alyssum montanum, welches schon im zeitigen Frühjahr, bei entsprechender Witterung oft schon Anfang März, an den lichtintensiven Standorten der Felsen blüht. Fehlende Beschattung und Südexponierung spielen hierbei eine wichtige Rolle. Die Pflanzen sind dicht mit Sternhaaren bedeckt, die ihnen einen silbrigen Glanz verleihen und effektiv vor Austrocknung schützen - an den Felsstandorten eine wichtige Überlebensstrategie. Neben dem A. montanum findet sich eine ganz Reihe weiterer, trockenresistenter Pflanzen, besonders die Fetthennen, Sedum L., sind hier zu nennen, die gleich mit mehreren Arten im felsigen Terrain auftreten und durch die wasserspeichernden Triebe oder Blätter gut an den Lebensraum angepasst sind.



Neben den trockenheitsresistenten Pflanzen gibt es auch eine ganze Reihe eher weniger häufiger Farnarten, die in den Stieleichenwäldern, Felsen und Hängen siedeln. Oft findet man auch mehrere Arten miteinander vergesellschaft wie Asplenium adiantum-nigrum, Asplenium trichomanes und Polypodium vulgare. Bei trockener Witterung und auf felsigem Terrain findet man Kolonien, die sichtlich unter dem Wassermangel leiden. Asplenium trichomanes, der Braune Streifenfarn, besiedelt zwar bevorzugt kalkhaltige Standorte, wie man es an den typischen Fundorten alter Mauerwerke sehen, wo der Mörtel ein ausreichend kalkhaltiges Milieu bietet. Am Rotenfels jedoch ist der Boden kalkarm, eher silikathaltig und eisenreich, was dem Braunen Streifenfarn offenbar keine Probleme bereitet. Auf silikatreiche Standorte hingegen spazialisiert ist Asplenium adiantum-nigrum, der Schwarzstielige Streifenfarn, der am Rotenfels relativ zahlreich auftritt.
Besonders hübsch ist, dass an vielen Stellen des Stieleichenwaldes die Farne nicht nur gemeinsam auftreten, sondern auch zusammen mit dekorativen Stauden, wie beispielweise dem Gefinderten Lerchensporn, Corydalis solida. Was auch verständlich ist, da es Schatten-, bzw. Halblichtpflanzen sind, die gerne in der Krautschicht lichter Wälder wachsen.
Ebenfalls im Unterwuchs der Wälder und Gehölze finden sich große Bestände der Stinkenden Nieswurz, Helleborus foetidus, dekorative Pflanzen mit großen, "palmaten" Blättern und einem hell grün leuchtenden Blütenstand im zeitigen Frühjahr. Helleborus foetidus bevorzugt dabei eher die Schuttfächer und Geröllflächen als das kompakte felsige Gelände.



















































Nicht nur die Flora bietet am Rotenfels Besonderes, auch die Tierwelt hat einige seltenere, auf Trocken- oder Wärmestandorte spezialisierte Arten. So findet man häufig die Zauneidechse, gelegentlich Gottesanbeterinnen oder die Westliche Smaragdeidechse. An warmen Tagen fliegen schon früh die Kolibrischwärmer und der Wanderfalke baut seine Nester. Die Gelege des Wanderfalken sind ein Grund, warum die Felswand bis zum Sommer teilweise oder gänzlich für den Klettersport gesperrt wird, neben der trittsensiblen, seltenen Flora an diesem Standort.
Erreichen kann man den Rotenfels (327 m über NN) über Bad Krauznach, von dort die B48 nach Bad Münster am Stein-Ebernburg nehmen. Im Ort parken, von wo mehrere gut ausgeschilderte Wein-Wanderwege starten, die am Rotenfels vorbei oder hinüber führen. Möglich ist auch ein Anfahrt aus Westen, über den Ort Traisen, Rotenfelser Straße (heißt genauso wie die Straße in Bad Münster am Stein). Diese führt auf das Plateau, wo ein Wanderparkplatz angesteuert werden kann.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Der Rotenfels, Rheinland-Pfalz. – http://www.tropengarten.de/Botanik/rotenfels.html am Tg.Mo.Jahr.